Pandablues: Roman (German Edition)
zu haben.
Mit einem »Das ist ja wohl die Höhe!« begrüßte sie mich, während sie mich im Türrahmen beiseiteschob und ungehalten in die Wohnung stampfte.
»Was ist denn los?«, fragte ich.
»Her-mi-ne!«
»Und? Was ist mit ihr?«
»Sie … sie … sie … siiiieeee!«, schnaufte Mona und ließ sich auf einen der weißen Holzstühle an unserem runden Küchentisch fallen.
»Sie … was?«
»Sie bringt mich so was von auf die Palme!« Mona verschränkte die Arme vor der Brust. »Hast du einen starken Kaffee?«
»Klar!«, antwortete ich und machte mich daran, die Bialetti mit Wasser und Espressopulver zu füllen.
»Mit Schuss!«, verlangte Mona lauthals.
»So schlimm?«
»Schlimmer!«
Ich stellte die Kanne auf die Herdplatte, schaltete sie an und setzte mich zu Mona.
»Erzähl schon!«
Mona überschlug sich fast in Hermine-Tiraden und erzählte mir von dem Butterzopf-Kampf, den Hermine ausgerichtet hatte. »Sie will ernsthaft, dass ich mein Rezept abwandle, so wie ihres ist, damit es Norbi besser schmeckt. Meinen mitgebrachten Zopf hat sie nur kurz probiert und dann weggestellt. Ist das zu glauben?«
»Hm …« Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ich verdächtige Überkochgeräusche aus der Herdrichtung wahrnahm.
Mann! Das geht jedes Mal schneller als gedacht.
Jetzt war schon wieder der gesamte Herd mit dem übergekochten Kaffee versaut.
Während ich die gröbste Sauerei beseitigte, erzählte Mona weiter: »Jetzt hat sie mir also doch glatt ihr altes Rezeptbuch mit Norbis Lieblingsgerichten mitgegeben, damit ich es zu Hause abschreibe!«
»Hm …«
»Hast du gehört, Charly? Ich soll es ab-schrei-ben!«
Ich grübelte.
Was soll ich dazu bloß sagen?
»Aber ist es nicht eine Art Vertrauensbeweis, dass sie es dir mitgibt? Anscheinend geht sie davon aus, dass du die Richtige für Norbi bist, wenn sie dir schon seine Lieblingsgerichte verrät!«
Ich goss den heißen Kaffee in zwei Tassen.
»Von der Seite habe ich es noch gar nicht betrachtet«, murmelte Mona nachdenklich vor sich hin und nahm einen Schluck des heißen Kaffees.
»Siehst du«, führte ich meine Hermine-Vermittlungs-Strategie weiter aus, »sie scheint dich zu mögen! Du bist sicher ihre absolute Wunsch-Schwiegertochter!«
Das sagte ich nicht nur, um Mona zu beruhigen. Wenn ich meine Freundin so betrachtete, war sie das auch. Sie war absolut liebenswert, klug und witzig. Norbi und Hermine konnten sich mehr als nur glücklich schätzen!
»Du hast sicher recht …«, sagte Mona nun, mehr zu sich selbst als zu mir. »Sie meint das gar nicht so … Sie meint es genau andersrum!«
Ich konnte förmlich sehen, wie Mona ein Licht aufging. Es war nicht klar zu beurteilen, ob es deswegen gerade etwas heller um sie herum geworden war oder ob die zarte Abendsonne, die zum Küchenfenster hereinschien, den kleinen Raum aufhellte.
Plötzlich sprang Mona unvermittelt auf. »Ich danke dir für diese Erleuchtung! Du bist die weltbeste Freundin!«
Mona umarmte mich wild, und ich verschüttete beinahe meinen Kaffee, von dem ich gerade einen Schluck nehmen wollte.
Das ging aber leicht!
Ich sah mein Positives-Karma-Konto augenblicklich Hau-den-Lukas-mäßig nach oben schnellen.
Toll!
»Ich danke dir!«, sagte Mona aufgeregt und nahm ihre Jacke von der Stuhllehne.
»Du willst schon gehen?«, fragte ich.
Sie war doch gerade erst gekommen … Und ich hätte sie wegen des akuten Romantik-Verfalls bei Eric und mir gerne noch um Rat gefragt.
»Ja!«, antwortete Mona und nickte. »Ich muss schnell Norbis Lieblingsgerichte üben. Am Wochenende kommt Hermine mit in den Laden, um sich ihn anzusehen. Danach könnte ich den beiden was kochen …«
Ich grinste.
»Übertreib nur nicht. Du musst ihn ja jetzt nicht ständig bekochen.«
Nicht, dass sie nachher noch als Hausmütterchen endete. Das passte nämlich so gar nicht zu ihr.
»Norbi ist der Richtige, ich weiß es einfach. Trotz Hermine.«
»Ja«, sagte ich und nahm meine Freundin zum Abschied noch mal in den Arm.
Mit einem Luftkuss verabschiedete die sich und war schon aus der Tür.
Ich lächelte vor mich hin, als ich ihr hinterherging, um die Tür wieder zu schließen.
Mona war im Gegensatz zu Trine fast ein wenig feministisch veranlagt. Sie stand auf eigenen Beinen und würde bald ihre Filzlaus eröffnen. Von einem Mann finanziell abhängig zu sein, wie es Trine war, kam für sie nicht infrage. Aber wenn sie frisch verliebt war, setzten bei ihr sämtliche
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