Pandablues: Roman (German Edition)
Mona das Geschehen nachdenklich.
Sie erinnerte mich in ihrer beige-braunen Leinenkombi, die sie heute trug, schwer an einen modernen Sherlock Holmes. Nur sah ich nicht aus wie Watson, sein treuer Gehilfe, sondern eher wie eine pummelige Doris Day nach Beendigung ihrer Film- und Beginn ihrer Junkie-Karriere: Meine Augen waren geschwollen, und das Make-up konnte man selbst mit sehr viel Wohlwollen nicht als Smokey Eyes bezeichnen.
Wir bogen in die Zülpicher Straße ein, die für ihre vielen Restaurants und Bars bekannt war, und der Mercedes parkte vor einem Café, das ich gut kannte.
Hier war ich mit Eric auch schon öfter gewesen!
Mona parkte in gehörigem Abstand ebenfalls ein, allerdings in der zweiten Reihe.
Eric öffnete die Tür, stieg aus und ging wieder um den Wagen herum.
Mona und ich duckten uns reflexartig wieder tief in die Schalensitze ihres Wagens.
Dann öffnete er die Fahrertür und geleitete die Frau zur Eingangstür des Cafés, wo er ihr wieder die Tür aufhielt.
»Mona!«, schluchzte ich leise. »Hast du das gesehen? Er hat ihr die Tür aufgehalten! Das macht er bei mir nie ! Niehiiiiii! «
»Das ist ein super Zeichen, Charly. Sehr geschäftlich. Sehr gut!«
Auch wir stiegen aus und folgten den Spuren des harten, schmerzvollen und meiner Meinung nach offensichtlichen Betruges.
Das Café war für diese Tageszeit schon recht voll, und Eric und die schicke Sauberfrau setzten sich an einen kleinen Zweiertisch am Ende des Cafés.
Sie sah gut aus, blendend nahezu! Sie trug ein eng anliegendes schwarzes Businesskostüm, eine tief dekolletierte weiße Bluse und große Perlenohrringe.
Perlenohrringe! Das kann er doch nicht ernst meinen!!!
Ihre Haare waren schulterlang, hellblond, perfekt gesträhnt.
Ich wette, sie sind hundertprozentig splissfrei!
Mann! Sie sieht aus wie eine verdammte Ärztin ohne Grenzen!
Mir wurde kotzübel.
Mona und ich setzten uns an einen Tisch der gegenüberliegenden Wand. Ich griff mir sofort die Speisekarte und versteckte mich dahinter.
Noch bevor die Kellnerin zu uns kam, steckten Eric und die Sauberfrau lachend ihre Köpfe zusammen.
Sie haben also Spaß!
Doch was ich dann sah, ließ es mir kalt den Rücken hinunterlaufen: Eric holte ein kleines blaues Schmuckkästchen aus der Jackentasche und stellte es auf den Tisch. Die Sauberfrau nahm das Kästchen in die Hände und öffnete es.
Oh nein, nein, das ist alles nur ein böser Traum, das sehe ich nicht wirklich!
»Mona …!«, flüsterte ich.
»Pssst!«
Dann schlug die Sauberfrau die Hände vor dem Mund zusammen und lächelte Eric an.
Ein Ring! , schoss es mir durch den Kopf, ein Ring!
Die Kellnerin brachte ihnen zwei Prosecco, und die Gläser klirrten laut, als sie anstießen.
Mona sah sich das Spektakel mit offenem Mund an und drückte tröstend meine Hand.
Ich konnte kein einziges Geräusch im ganzen Café mehr wahrnehmen. Das Murmeln der anderen Gäste war schlagartig verstummt, das dampflockartige Rauschen der Espressomaschine augenblicklich versiegt. Nur ein einziges Geräusch schaffte es bis in mein Hirn: Das laute Klirren ihrer Gläser. Es fühlte sich an, als müsse mein Kopf in dieser Sekunde daran zerspringen.
Ich muss zu ihm gehen, ihm den Prosecco ins Gesicht schütten, ihm eine schallende Ohrfeige verpassen, der Sauberfrau die schöngeföhnten Haare rausreißen!
Aber ich konnte es nicht. Ich konnte gar nichts mehr.
»Ich halt das nicht mehr aus«, schluchzte ich Mona hinter der Speisekarte an. »Ich muss hier raus, ich muss raus.«
Die Kellnerin kam und wollte unsere Bestellung aufnehmen, doch ich war bereits aufgestanden. »Eine Flasche alkoholfreien Sekt, bitte«, sagte Mona ruhig. »To Go!«
In einer Art Schockstarre saß ich in Monas Wagen und starrte aus dem Fenster. Ich wusste nicht, wie ich wieder ins Auto gekommen war, ob ich geflogen oder geschwebt war.
Naheliegend war, dass ich einfach über die Straße gegangen war, ohne die herannahenden Autos zu beachten. Mona hatte mich wohl zurück auf den Bürgersteig gezogen, wie ich ihrer Standpauke jetzt entnehmen konnte.
»Charly, bist du lebensmüde? Einfach so über die Straße zu rennen! Bist du von allen guten Geistern verlassen? Ich meine, ich verstehe ja, dass du schockiert bist, ich bin es ja auch, aber …«
»Die Flasche«, sagte ich trocken.
»Was?«
»Gib mir die Flasche. So-fort.«
Wortlos reichte meine Freundin mir die Sektflasche.
Als Mona die Bestellung aufgegeben hatte, hatte die Kellnerin ohne weitere Worte
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