Pandablues: Roman (German Edition)
wohl der Oberkracher! Aber – ich wagte diesen Gedanken kaum weiterzudenken – kann es sein, kann es wirklich sein, dass er am Ende sogar recht hat?!
Die halbe Nacht war vorbei, und ich hatte noch nicht geschlafen. Ich lag auf der Kissen-Matratzen-Kombi in Finns Ritterburgzimmer und starrte seit Stunden die Wand an.
Eric hatte sich natürlich Sorgen gemacht und bei Mona und Trine angerufen, wurde aber von beiden auf meinen Wunsch hin abgewimmelt. Er hatte danach trotzdem bei Trine auf der Matte gestanden, aber ich hatte sie gebeten, nicht aufzumachen, und sie hatte meinem Wunsch nachgegeben. Obwohl es Trine ganz schön schwerfiel, denn immerhin war sie eine große Freundin der Aussprache, die Eric und ich ja bis jetzt nicht hatten.
Aber ich hätte seine Anwesenheit einfach nicht ertragen und wollte nur alleine sein.
Jetzt lag ich also da, und meine Gedanken zogen weite Kreise.
Was ist mit dem Baby?
Den Gedanken hatte ich erst einmal komplett weggeschoben, denn ich war in dem Moment, in dem ich ihn zuließ, schon restlos überfordert. Es nicht zu behalten kam zwar nicht infrage, aber es zu behalten, bedeutete, alleinerziehend zu sein und meinen neuen Job erst mal nicht weitermachen zu können, den ich doch gerade erst angetreten hatte.
Werde ich es alleine mit einem Kind schaffen?
Keine Karriere und kein Kind waren bis jetzt doch auch schon schwer genug gewesen, unter einen Hut zu bringen!
Wie geht es jetzt weiter? Werde ich es Eric sagen? Wird er mit der Sauberfrau ein neues Leben beginnen und es ihn überhaupt interessieren? Kann ich das Baby überhaupt behalten? Kann ich mir die Alleinerziehende-Nummer überhaupt vorstellen? Schon komisch, dachte ich, vor knapp einem Jahr habe ich Eric die hippe Alleinerziehende vorgespielt, um ihn zu beeindrucken, und heute bin ich es wahrscheinlich wirklich bald, nur ist es dann weit weniger schön, als es in meiner Vorstellung gewesen war.
*
»Sieht das nicht einfach toll aus?«, fragte Mona mich mit glänzenden Augen, als wir die frisch renovierte Filzlaus betraten.
Heute war Monas große Einweihungsparty, ihr Laden würde feierlich eröffnet werden.
Mona hatte Eric gesagt, dass er besser nicht kommen sollte, und ich ging davon aus, dass er sich daran halten würde, denn eine Szene vor fünfzig geladenen Gästen würde er sicherlich nicht provozieren wollen.
Ich war zwar weder in der Verfassung noch in der Stimmung, auf eine Party zu gehen, wollte Mona aber auch den besonderen Tag nicht kaputtmachen. Immerhin erfüllte sich gerade ihr Lebenstraum. Und es reichte ja wohl schon, dass meiner soeben geplatzt war.
Der Laden sah schon von außen komplett anders aus, als ich ihn noch von vor ein paar Wochen in Erinnerung hatte.
»Die Handwerker haben ganze Arbeit geleistet«, erklärte Mona stolz.
Die Fensterfront war mit einem verschnörkelten Schriftzug in lila und lindgrün beklebt. Die Filzlaus stand da, und auf dem »i« in Filzlaus saß eine kleine grüne Laus als i-Punkt. Der Innenraum des Ladens war mit neuem hellem Parkett ausgelegt, und die Wände waren mit hohen Einbauregalen ausgestattet, die bis zur Decke reichten. Sie waren über und über voll mit sorgfältig gestapelten Filzballen in allen erdenklichen Farben. Dazu gab es noch Regale mit anderen Stoffen und einen großen offenen Schrank neben der Kasse mit Knöpfen, Accessoires und anderen Kleinteilen. Insgesamt war der Laden hell und freundlich und lud zum Verweilen und Stöbern ein.
Ich war restlos begeistert. »Mona, das ist wirklich ein Traum!«
Monas Augen glänzten feucht. »Ja, das ist es. Ich bin so glücklich!« Sie biss sich auf die Lippen. »Sorry, ich wollte nicht … Ich meine, jetzt gerade, wo du doch in so einem Albtraumszenario steckst …«
»Schon gut«, sagte ich betrübt. »So ist eben das Leben, schätze ich. Glück und Leid sind anscheinend die besten Freunde.«
Mona drückte mich fest und führte mich zu der alten Kassentheke aus dunklem Holz, auf dem die letztens noch verstaubte und nun in neuem Glanz erstrahlte Jugendstil-Kasse stand, die Maklernorbi uns damals so angepriesen hatte.
»Er hat Wort gehalten«, sagte Mona sichtlich gerührt. »Norbi hat die Kasse repariert. Sie funktioniert jetzt einwandfrei.«
Ich ließ die Finger über das edle Stück gleiten.
Das alles hier war mit so viel Liebe ausgesucht und erschaffen worden, das musste einfach ein Erfolg werden! Mona hatte sich in jedem Detail eingebracht, das konnte ich sehen.
»Was ist eigentlich mit den
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