Pandablues: Roman (German Edition)
Dreistigkeit besitzt, hier aufzutauchen!
Mit besorgtem Blick kam er schnellen Schrittes auf mich zugesteuert. »Charlotte, Gott sei Dank, dass du da bist. Was machst du nur für Sachen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«, begrüßte er mich, und sein Blick verriet, dass er wirklich in Sorge um mich gewesen sein musste, denn seine Stirnfalte sah tiefer aus als sonst.
»Aha«, antwortete ich kühl und lauter als beabsichtigt, um gegen das laute Gemurmel der anderen Gäste anzukommen. »Du hast dir also Sorgen gemacht, ja?«
»Natürlich! Aber was ist denn nur los, dass du bei Trine übernachtest? Das kann doch nicht ernsthaft wegen des dämlichen Missverständnisses zwischen uns sein? Und wieso zum Teufel gehst du nicht an dein verdammtes Handy?«
Wegen des »dämlichen Missverständnisses«?!? Ich glaub, es hackt!
Noch bevor ich meiner Zerstörungswut in Form einer im Kopf bereits wohlformulierten Rede Ausdruck verleihen konnte, tauchte eine Frau neben Eric auf, die ich im selben Augenblick, in dem ich sie sah, erkannte.
Die Sauberfrau!
Die Frau, mit der Eric in dem Café gesessen hatte.
Die Frau, die schuld daran war, dass ich mich so unglücklich wie noch nie in meinem ganzen Leben fühlte!
Die Frau, der mein Eric einen Ring geschenkt hatte.
»Lisa!«, begrüßte Eric sie überrascht.
»Du Schwein!«, entfuhr es mir augenblicklich.
Eric öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber ich kam ihm zuvor.
»Du mieser Lügner! Dass du zu so etwas fähig bist, hätte ich dir nie und nimmer zugetraut! Aber so weit her ist es mit meiner Menschenkenntnis wohl nicht!«
Ich schubste die verwirrt dreinblickende Sauberfrau beiseite und quetschte mich durch die Masse, direkt auf Mona zu. Sie stand zwar gerade inmitten einer kleinen Menschenmenge, aber es war mir egal.
»Mona!«, schluchzte ich, »Eric ist da! Und er hat die Sauberfrau mitgebracht!«
»Was???«
In dem Moment tauchte die Sauberfrau hinter Mona auf und stellte sich ihr vor.
»Frau Sommer!«, begrüßte sie Mona freudig. »Wie schön, Sie nach den ganzen Telefonaten endlich live kennenzulernen!«
Ich stand erstarrt und mit offenem Mund vor Mona. Dann schmiss ich mich ohne ein weiteres Wort in die Menschenmenge Richtung Eingang. Ich griff hastig nach meinem Mantel, den ich auf dem Ständer neben der Eingangstür aufgehängt hatte, und öffnete diese hektisch. Der Mantel hatte sich augenscheinlich verhakt, und so riss ich den gesamten Ständer mit. Einige Leute sprangen erschrocken zur Seite. Ich riss noch an dem Mantel, als ich merkte, wie mir heiße Tränen über die Wangen liefen.
Weg, nur weg!, schoss es mir durch den Kopf, und ich ließ vom Mantel ab.
Die kühle Luft erschlug mich fast, als ich auf den Gehweg stolperte, mein heißer Kopf dröhnte vom Gemurmel der Leute und Erics falschen Worten.
Eric tauchte wild winkend in der Menschmenge hinter mir auf, das konnte ich im Augenwinkel durch das Glasschaufenster des Ladens sehen.
Ich pfiff ein Taxi heran, das in diesem Moment an mir vorbeifuhr und augenblicklich stehenblieb. Als ich einstieg, hatte Eric gerade die Ladentür geöffnet, was ihm sichtlich schwerfiel, weil einige Leute direkt davor noch damit beschäftigt waren, den Mantelständer mit den vielen Mänteln daran wieder aufzurichten.
»Fahren sie los! So-fort!«, brüllte ich den Taxifahrer an, der erschrocken Gas gab.
Das war’s.
Die größte Erniedrigung, die ich je erlebt hatte.
17. Kapitel
Hochzeit findet nicht statt. Bitte weiterleiten. Matti
Als die SMS meiner Mutter auf Trines Handy ankam, war ich gerade dabei, alle romantischen Eric-Erinnerungen aus meinem Hirn zu löschen.
Wieso um Himmels willen soll die Hochzeit von Renate und Jörn jetzt doch nicht stattfinden? Welche Katastrophe steht denn nun schon wieder an? Reicht es nicht aus, dass mein Leben gerade in alle Einzelteile zerfällt?
Noch bevor ich mir einen Reim auf Renates Nachricht machen konnte, erreichte mich der Anruf meiner Tante Marlene auf Trines Festnetzanschluss.
Meine Familie hatte keine Probleme, mich überall auf der Welt aufzuspüren, das stand mal fest.
»Kindchen, Renates Hochzeit platzt! Du musst was unternehmen!«
Warum immer ich?
»Äh?«, hakte ich geistesgegenwärtig nach.
»Ja, sie hat es mir gerade am Telefon gesagt. Aber sie will mir den Grund nicht verraten. Weißt du, warum?«
»Nein …«
»Das geht aber so nicht! Ich hab Grünkernbratlinge für eine Hundertschaft vorgebraten! Mich total verausgabt! Das kann sie mir doch
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