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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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behutsam über Möbelstücke, Wandteppiche, Vorhänge. Keine Ecke, die nicht von ihrem Wesen durchdrungen war, kein Winkel, wo es nichts gab, das an sie erinnerte. Manchmal spürte er ihre Gegenwart so deutlich, als wäre sie eben noch hier gewesen. Dann glaubte er für einen Moment, ihr Lachen zu hören oder den Duft ihres Parfüms zu riechen, woraufhin er die Augen schloss und ihr Gesicht vor sich sah. Von Jahr zu Jahr verblasste es ein wenig mehr, so sehr er auch dagegen ankämpfte, und er fragte sich, wann der Tag kommen würde, an dem er sie endgültig vergaß.
    Er liebte dieses Haus und hasste es zugleich. Bei allem Glück, das er hier fand, erinnerte es ihn stets daran, wie einsam er war.
    Lucien seufzte. Zwei Tage in diesen stillen Fluren und Zimmern
waren mehr, als er ertragen konnte. Und gebracht hatte es ihm nicht das Geringste - er wusste immer noch nicht, was er wegen Aziel unternehmen sollte.
    Er goss etwas Absinth in ein Glas, mischte ihn mit Eiswasser und Zucker und setzte sich an ein Fenster. Draußen bogen sich die Pappeln im Wind, der durch die menschenleere Straße wehte. Seit gestern Nacht hingen Gewitterwolken über der Stadt. Gelegentlich blitzte und donnerte es, aber das Unwetter brach aus irgendeinem Grund nicht los. Als würde es auf etwas warten.
    Lucien nippte an seinem Glas und dachte zum hundertsten Mal über das Dilemma nach, in dem er steckte. Wenn er Aziel von seiner Entdeckung im Palast der Lady berichtete, würde dieser zweifellos versuchen, den Traumwanderer auszuschalten. Tat er es nicht, würde sich Lady Sarka die Kräfte des Jungen zunutze machen, was gewiss nichts Gutes bedeutete. Für beides wollte er nicht die Verantwortung tragen. Er konnte nur hoffen, dass sich das Problem irgendwie von selbst erledigte, wenn er sich nur lange genug ruhig verhielt - obwohl so etwas nach seiner Erfahrung eigentlich nie geschah.
    Düster vor sich hinbrütend betrachtete er den brodelnden Himmel über den Dächern. Als er den Absinth ausgetrunken hatte, ging er zur Anrichte, um sich einen neuen zu mischen.
    Im gleichen Moment hörte er ein Geräusch.
    Es klang wie das Brechen von Holz und kam aus dem Untergeschoss. Blitzschnell huschte Lucien zu dem Stuhl, über dem sein Gürtel hing, zog ein Messer und schlich zur Treppe, wo er den Atem anhielt und lauschte.
    Jemand war im Keller.
    Fast jedes Haus in der Altstadt besaß einen Zugang zur Unterwelt von Bradost, so auch seines. Als die Ghulplage immer schlimmer geworden war, hatte er die Tür zugenagelt, aber wie es schien, hatte das den Eindringling nicht aufgehalten.

    Er spähte nach unten und erhaschte einen Blick auf zwei weiße Gestalten mit violettem Haar. Die Víla-Zwillinge! Lucien fluchte. Also hatte Aziel ihn gefunden. Lautlos hastete er den Flur entlang. Vielleicht konnte er durch die Eingangshalle entkommen.
    Doch bevor er die Tür erreichte, flog diese mit einem Krachen auf. Seth kam herein. Eine Woge aus heißer, fast brennender Luft begleitete ihn.
    Lucien wirbelte zum Flur herum. Die beiden Vílen erschienen am oberen Ende der Treppe. Blieb als Fluchtweg nur noch das nächstgelegene Fenster.
    Mit einem geschickten Sprung hätte er es vermutlich erreichen können, bevor Seth bei ihm war, doch plötzlich überkam ihn Resignation. Er konnte nicht ewig davonlaufen. Irgendwann musste er sich Aziel stellen, also konnte er es genauso gut jetzt tun.
    Er ließ das Messer sinken und setzte eine gelassene Miene auf. »Na, wieder aus dem Pandæmonium zurück?«, fragte er Seth.
    Der Halbdämon antwortete mit einem wölfischen Grinsen.
    Hinter ihm erschien ein massiger Schemen. Der Wind zerrte an Aziels Robe und peitschte sein schlohweißes Haar hierhin und dorthin, als der uralte Alb durch die Tür trat. Während er gemessenen Schrittes den Raum durchquerte, glitt sein Blick über Wände, Türen, Möbelstücke. »Ich nehme an, das ist das Haus, wo du mit dieser Menschenfrau gelebt hast.«
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte Lucien.
    »Ich habe meine Mittel und Wege. Warum versteckst du dich vor mir?«
    »Um nachdenken zu können.«
    Der einstige Albenherrscher betrachtete die Gemälde an der Wand. »Worüber?«, fragte er beiläufig. »Traumwanderer und dergleichen?«

    Also war Aziel dahintergekommen. Lucien hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Doch er verbarg sein Erstaunen und schwieg abwartend.
    Aziel fuhr zu ihm herum. »Er hat mich in meinem eigenen Palast überrascht!«, sagte er schneidend. »Das wäre

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