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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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passiert?«
    Der Wissenschaftler goss Kaffee in zwei Tassen. Sein Gesicht war noch zerfurchter als sonst. »Auf Lady Sarka wurde ein Anschlag verübt.«
    Plötzlich war Liam hellwach. »Wann?«
    »Gestern Abend, während du hier warst. Die Attentäter haben das Fest überfallen, das sie im Palastgarten gab. Aber ihre Leibwächter konnten den Angriff zurückschlagen. Die Lady wurde anscheinend nicht verletzt.«
    »Und die Bediensteten? Sind sie wohlauf?«
    »Darüber habe ich keine Informationen.«
    Liam schwieg bestürzt. Er hoffte inständig, dass Jackon nichts zugestoßen war.
    »Die Attentäter gehörten zu einer Gruppe, die plante, dem Magistrat seine Macht zurückzugeben und Bradost wieder zu einer Republik zu machen«, fuhr Quindal fort. »Deshalb wollten sie die Lady ermorden. Und offenbar auch einige ihrer Vertrauten. Das würde zumindest erklären, warum sie während des Festes zugeschlagen haben.«

    »Woher wissen Sie das alles?« Liam kam ein beunruhigender Gedanke. »Sie haben doch nichts damit zu tun, oder?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte der Erfinder barsch. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich mit Verschwörungen fertig bin. Hör zu: Seit Mitternacht streifen Corvas und seine Spiegelmänner durch die Stadt und verhaften jeden, der im Verdacht steht, in die Sache verwickelt zu sein. Ich kenne Corvas. Er wird erst aufhören, wenn er sicher ist, dass er jegliche Bedrohung für die Lordkanzlerin im Keim erstickt hat. Jeden kann es treffen. Auch dich. Deshalb musst du ab jetzt zehnmal so vorsichtig sein wie bisher. Verhalte dich unauffällig. Tue nichts, womit du dich verdächtig machen könntest. Hast du verstanden?«
    Liam nickte verunsichert.
    »Noch lieber wäre es mir, du würdest dir diese Geschichte aus dem Kopf schlagen«, fuhr Quindal fort.
    »Ich soll aufhören, nach dem Buch zu suchen?«
    »Ja. Es ist zu gefährlich. Ich wünschte, ich hätte dich nie dazu ermutigt.«
    »Sie wissen, dass ich das nicht kann.«
    »Warum nicht? Niemand zwingt dich dazu.«
    »Aber ich bin es meinem Vater schuldig.«
    »Immerzu redest du von deinem Vater«, knurrte der Erfinder. »Dein Vater hätte gewollt, dass du ein normales Leben führst.«
    »Für mich gibt es kein normales Leben mehr«, erwiderte Liam.
    »Das glaubst du jetzt. Aber du bist noch jung - jung genug, um von vorne anzufangen. Ich habe dir schon einmal angeboten, dass du für mich arbeiten kannst. Du bist ein kluger Kopf. Unter meiner Anleitung könntest du es zu etwas bringen.«
    Liam wusste es zu schätzen, dass sich Quindal so viele Gedanken um sein Wohlergehen machte. Aber er hatte seine Entscheidung getroffen. »Nein«, sagte er. »Ich muss wissen,
worauf mein Vater gestoßen ist. Vorher kann ich nicht neu anfangen.«
    Quindal schnaubte. »Warum mache ich mir überhaupt die Mühe, mit dir zu reden? Du hörst ja doch nicht auf mich.«
    »Ich verspreche Ihnen ja, vorsichtig zu sein.«
    »Als ob ich dadurch ruhiger schlafen könnte. Also gut. Trink deinen Kaffee. Ich rufe derweil eine Droschke, die dich zum Palast zurückbringt. Sicher vermisst man dich bereits.«
    Wenig später fuhr Liam in einem Zweispänner durch den Kessel. Vom Sonnenaufgang war hier unten kaum etwas zu sehen, denn in der Nacht war Nebel aufgezogen, der vom Fluss durch die Gassen kroch und sich zwischen den Häusern und Fabrikmauern festsetzte. Die Gaslaternen glühten wie Irrlichter in den dunstigen Schwaden.
    Als sie die Altstadt erreichten, wurde die Droschke von Soldaten angehalten. Obwohl der Kutscher protestierte und drohte, sich bei Quindal zu beschweren, bestanden die Männer darauf, das Gefährt zu durchsuchen. Liam musste einige harmlose Fragen beantworten, dann ließ man ihn in Ruhe. Als sich abzeichnete, dass die Kontrolle länger dauerte, beschloss er, den Rest des Weges zu Fuß zu gehen.
    In der Stadt herrschte eine seltsame Stimmung. An jeder Straßenecke waren Soldaten postiert, zum Schutz gegen den Nebel in Filzmäntel gehüllt, Piken und Hakenlanzen in den Händen. Die Nachricht von dem Anschlag hatte sich offenbar schon überall herumgesprochen, denn wohin Liam blickte, standen Leute zusammen und unterhielten sich flüsternd, die Gesichter voller Angst und Misstrauen. Von einem Zeitungsjungen kaufte er ein Exemplar der Morgenausgabe, in der über die jüngsten Geschehnisse berichtet wurde. Allerdings unterschied sich der Artikel sehr von Quindals Darstellung des Vorfalls: Darin wurden die Attentäter als Mörder und Banditen bezeichnet, die Lady Sarka

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