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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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erwiderte Nedjo. »Es waren acht oder neun Tage. Höchstens.«
    »Für uns schon. Aber im Pandæmonium verläuft die Zeit anders als hier. Nicht wahr, Lucien? Das hast du doch gesagt. «

    »Ich fürchte, Vivana hat Recht«, erklang Luciens Stimme aus dem Nichts. »Ich wusste nur nicht, ob sie dort schneller oder langsamer vergeht.«
    Ihre Gefährten schwiegen bestürzt. Vivana wollte sich Gewissheit verschaffen und lief zu dem Bierkutscher. »Was für ein Tag ist heute?«, erkundigte sie sich.
    »Na, Samstag natürlich«, knurrte der Mann.
    »Ich meine, welches Datum.«
    »Sechzehnter Oktober.«
    Drei Monate , dachte sie und schluckte. Wir waren drei Monate fort. Lieber Himmel … Sie dankte dem Kutscher. Als sie gerade gehen wollte, kam ihr plötzlich ein unschöner Gedanke.
    »Äh, welches Jahr?«, fragte sie.
    Der Bierkutscher blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an, als sei sie nicht ganz richtig im Kopf. »Meinst du das ernst?«
    »Ich muss es wissen. Bitte.«
    »Immer noch das Jahr des Mantikors. Ob du’s glaubst oder nicht.«
    Sie atmete auf. Wenigstens das stimmte noch.
    Sie lief zu ihren Gefährten zurück und erzählte ihnen, was sie erfahren hatte.
    Ihr Vater und Madalins Brüder fluchten. Madalin und Livia waren bleich vor Schreck. »O Gott, die Kinder!«, stieß die Wahrsagerin schließlich hervor und eilte los.
    Vivana hatte Tamas, Arpad und Dijana völlig vergessen. Ihr Wiedersehen mit den Manusch hatte unter solch dramatischen Umständen stattgefunden, dass sie sich kein einziges Mal gefragt hatte, wer sich eigentlich um die drei kümmerte, während Madalin und Livia im Pandæmonium waren.
    Sie lief ihrer Tante nach. »Wo sind sie?«
    »Wir haben sie zu Bajo und seinen Leuten gebracht, bevor
wir aufgebrochen sind.« Bajo war das Oberhaupt einer anderen Manuschfamilie. Vivana kannte ihn flüchtig. »Wir haben ihnen gesagt, dass wir höchstens ein paar Tage fort sein würden. Sie müssen denken, wir sind tot.«
    Die Gefährten eilten durch die Gassen des Labyrinths, so schnell sie mit der Trage konnten. Auf dem Platz der Erztugenden erwartete sie die nächste böse Überraschung.
    Der Wanderzirkus war nicht mehr da.
    Die Reisewagen, die Tiere, sämtliche Besitztümer von Madalins Familie waren spurlos verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Madalin war den Tränen nah.
    »Wahrscheinlich steckt die Miliz dahinter«, sagte Nedjo. »Irgendjemand hat gemeldet, dass wir verschwunden sind, und da haben sie unsere Sachen beschlagnahmt.«
    »Dieser Abschaum«, murmelte Madalin.
    »Wir holen sie uns zurück«, sagte Livia. »Aber jetzt lass uns nach den Kindern sehen.«
    Bajos Familie wohnte ganz in der Nähe des Platzes der Erztugenden, in einer alten Schnapsbrennerei, die Bajo vor vielen Jahren gekauft und umgebaut hatte. Das einstöckige Gebäude stand am Ufer eines der zahllosen Wasserkanäle und bestand aus verschiedenen Anbauten, manche aus Granit, die meisten aus farbenfroh angestrichenem Holz. Die Familie war einer der wenigen Manuschclans, die dauerhaft in Bradost lebten. Bajo und seine Leute galten als zähe Kämpfer und arbeiteten als Leibwächter und Geleitschutz für reiche Patrizier und Kaufleute.
    Die Fenster des Hauses waren samt und sonders dunkel – so früh am Morgen schlief die Familie offenbar noch. Madalin pochte so lange an der Tür, bis ihm schließlich ein verschlafener Bajo im Morgenrock öffnete.
    Der Manusch war nicht sehr groß, aber bullig gebaut und besaß ein breites, gutmütiges Gesicht. Wenn er den Mund öffnete,
entblößte er eine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen. Vivana mochte ihn, denn er war selbst nach Manuschmaßstäben überaus gastfreundlich und hilfsbereit.
    »Ihr?«, sagte Bajo, als er sie endlich erkannte. »Bei den Geistern des Feuers und der Erde, wir hielten euch für tot! Rein mit euch, schnell. Ihr seht ja furchtbar aus. Und wer ist der Junge auf der Trage?«
    Sie traten ein. Bajo schloss die Tür hinter ihnen.
    »Wie geht es den Kindern?«, fragte Livia. »Sind sie noch bei euch?«
    »Natürlich. Sie sind wohlauf. Esmeralda!«, brüllte Bajo in die Stille des Hauses. »Madalin und seine Leute sind zurück. Weck die Kinder! Beeil dich! Jetzt lasst euch ansehen«, wandte er sich wieder an seine Besucher. »Ihr seid wieder da. Allmächtiger. Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt.«
    Er umarmte sie und zerdrückte sie dabei schier mit seinen gewaltigen Armen. Tränen der Freude liefen ihm übers Gesicht. Als die Reihe an Vivana war, musterte

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