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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Bauweise von Bradost auf: granitgraue Mauern, hohe Spitzbogenfenster, ein Schieferdach und mehrere Kamine. Einige Elemente jedoch wirkten exotisch, obwohl sie sich harmonisch in das Gesamtbild einfügten. Ein Teil des Seelenhauses bestand vollständig aus Holz und war genau wie die Tür und die Fensterläden farbenfroh bemalt. Eine Plane aus Segeltuch überspannte den Eingang, wodurch der Anbau an einen Wanderzirkus erinnerte.
    Jackon und Lady Sarka sahen sich darin um und fanden ihre Vermutung bestätigt: Vivanas Seelenhaus war so leer und verlassen wie Liams und das ihres Vaters.
    »Was versucht ihr vor mir zu verbergen?«, fragte Lady Sarka in die Stille hinein.
    »Vielleicht versuchen sie das gar nicht«, sagte Jackon. »Vielleicht sind sie krank und träumen deswegen nicht mehr. Oder sie sind …«
    »Krank? Alle drei gleichzeitig? Ich bitte dich.«
    »Was wollt Ihr jetzt tun?«
    »Sie finden, was denn sonst? Wahrscheinlich haben sie Bradost gar nicht verlassen, wie Quindal uns glauben machen will, sondern verstecken sich irgendwo. Aber Corvas wird sie schon aufspüren. Er findet jeden.«
    Sie begann zu verblassen, als sie aufwachte und die Traumlanden verließ.
    »Nicht! Wartet!«, rief Jackon, doch da war sie bereits verschwunden.

    Leise fluchend begann er, durch das Seelenhaus zu wandern. Eine Katastrophe bahnte sich an, wenn er nichts unternahm. Er beschloss, zur Wachwelt zurückzukehren, denn dort fiel ihm das Nachdenken leichter. Wenig später wachte er in seinem Bett auf. Er musste mehrere Stunden in den Traumlanden gewesen sein, denn inzwischen herrschte tiefe Nacht. Ohne eine Lampe anzuzünden, schlüpfte er in seinen Morgenrock und setzte sich in den Lehnsessel.
    Vielleicht konnte er Schlimmeres verhindern, wenn er mit Liam redete und ihn dazu brachte, seine Pläne aufzugeben und das Buch zurückzubringen – falls dieser es überhaupt gestohlen hatte. Doch wie sollte er das anstellen? Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo Liam sich aufhielt. Und solange sein Freund nicht träumte, hatte er keine Möglichkeit, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
    Bedrückt starrte er aus dem Fenster und betrachtete den Nachthimmel und das Lichtermeer Bradosts.
    Ein ohrenbetäubendes Kreischen erklang, als Tausende von Krähen ihre Nester im Dachgebälk verließen und den Palast wie ein Mahlstrom aus Schwingen und Schnäbeln umkreisten, bevor sie sich in die Lüfte erhoben und auf ihrem Weg in die Stadt mit der Masse ihrer Leiber die Sterne auslöschten.

28
Alte Freunde und ein Ritual
    L uciens Laterne ließ schwankende Schatten über die Mauern des Gewölberaums tanzen, während Madalin und Vivanas Vater aus den Stangen und der Plane von Vivanas Zelt, das die Gefährten vor dem Tor zurückgelassen hatten, eine Trage bauten. Behutsam legten sie Liam, der immer noch ohne Bewusstsein war, darauf.
    Vivana deckte ihn zu, blieb neben ihm sitzen und tupfte ihm die Stirn. Er schwitzte, obwohl er von Kopf bis Fuß eiskalt war. Du hast es fast geschafft , dachte sie. Wir sind wieder in Bradost. Zuhause.
    »Er kann von Glück sagen, dass es die Risse in der Mauer gab«, sagte Tante Livia, als sie sich neben sie setzte.
    »Du meinst, das hat Liam gerettet?«
    »Sie schwächen das Licht. Es hat ihm zumindest nicht geschadet. «
    Vivana betrachtete Liams wächsernes Gesicht. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sie ihn der unverminderten Kraft des Lichts ausgesetzt hätten. Leider hatte auch der Dämon den Übergang überstanden – sie konnte seine Gegenwart spüren, seine Boshaftigkeit, die Liam wie eine Gestankwolke umgab. Vermutlich war er stark geschwächt, aber das änderte nichts daran, dass er nach wie vor mit Liam verschmolzen war und seinen Körper beherrschte. Und seine Gedanken, seine Worte.

    Ich liebe dich nicht und werde es niemals tun …
    Energisch schob Vivana die Erinnerung daran weg. Der Dämon war so gut wie besiegt. Seine Lügen besaßen keine Macht mehr über sie.
    Lucien trat zu ihnen. »Den anderen geht es allmählich besser. Wir sollten aufbrechen, bevor uns das Böse hier drin noch mehr zusetzt.«
    Sie blickte in die Runde. Allen ihren menschlichen Gefährten, besonders aber Madalins Brüdern, hatte der Weg durch das Tor zu schaffen gemacht – das Böse, das hindurchsickerte, hatte ihnen jegliche Zuversicht genommen und ihnen die Kräfte geraubt. Doch inzwischen hatten sie sich einigermaßen davon erholt. Niemand schien bleibende Schäden erlitten zu haben, und Nedjo machte sogar schon wieder

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