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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Gefährten schwiegen überwältigt. Liam erinnerte sich, dass er vor Jahren ein Buch über die südlichen Reiche gelesen hatte. Darin hieß es, die Menschen von Yaro D’ar lebten in schwimmenden Städten, die Tausende Bewohner aufnehmen konnten. Wie es schien, wohnte Vorod Khoroj in einer kleinen Nachbildung jener riesigen Stadtflöße.
    Quindal ruderte zum Anlegesteg, an dem ein kleiner Kahn auf den Wellen schaukelte. Zwei goldene Mantikorfiguren bewachten die Treppe zur Plattform.
    Als der Erfinder das Boot festband und sie ausstiegen, erschien zwischen den Statuen ein Ungeheuer.

    Das Wesen hatte einen muschelförmigen Kopf aus einer kupferartigen Substanz mit einem Schlitz für die Augen, und rote Flügel bauschten sich hinter ihm auf. Keine Flügel – ein Umhang , dachte Liam, als ihm klar wurde, dass er einen Mann vor sich hatte – allerdings einen überaus seltsam gekleideten Mann. Unter dem Umhang trug er einen lackierten Brustpanzer, einen knielangen Kettenschutz sowie hohe Stiefel, und was Liam für einen monströsen Kopf gehalten hatte, war ein Helm. Am Gürtel des Wächters hingen ein Säbel und eine Pistole. Wie alles hier waren auch die Waffen ungewöhnlich und kunstvoll geformt.
    Ein zweiter Wächter trat neben ihn. Er hielt eine Lanze mit gezackter Spitze in der behandschuhten Faust.
    »Mein Name ist Nestor Quindal«, sprach Vivanas Vater die Männer an. »Ich bin ein Freund eures Herrn. Bringt mich zu ihm.«
    Schweigend führten die beiden Wächter sie zum Haus.
    Sie betraten den Eingangsraum, dessen Pracht Liam schier überwältigte, wenngleich sie zurückhaltender Natur war und nichts Pompöses an sich hatte. Das warme Licht der Alabasterlampen fiel auf kostbare Möbel und Stützpfeiler und Teppiche mit verschlungenen Linien und Mustern. Das Holz der Wände war so bearbeitet, poliert und lackiert worden, dass seine Maserung zur Geltung kam und sich in die weichen Formen der Architektur einfügte. Es duftete nach Sandelholz.
    Einer der Wächter verschwand im angrenzenden Zimmer. Kurz darauf kehrte er zurück und wies mit ausgestreckter Hand auf den Durchgang. Liam und seine Gefährten traten ein.
    Es handelte sich um den Hauptraum des schwimmenden Palasts, um einen kleinen Saal, der unter der zentralen Kuppel lag. Zwei Lampen brannten und ließen die Messingknäufe von Schränken und Truhen und die geschliffenen Kelche in einer
Ebenholzvitrine glitzern. Vorhänge aus roten und orangefarbenen Stoffen trennten die Nachbarzimmer ab.
    Einer davon teilte sich, als ein Mann hereinkam. Wie die Wächter war er in farbenfrohe Kleider gehüllt, in eine Art Cape, das auf komplizierte Weise um seinen Körper geschlungen war. Goldene Stickereien befanden sich am Saum und an den Ärmelaufschlägen.
    »Nestor«, sagte er lächelnd. »Welche Überraschung. Lass dich umarmen, alter Freund.«
    Vorod Khoroj war ein mittelgroßer Mann von schlanker, beinahe graziler Gestalt und mit einem anmutig geschnittenen Gesicht. Das schwarze Haar hatte er an der linken Schläfe zu einem Knoten gebunden, wie es bei seinem Volk Sitte war. Seine bronzene Haut bildete einen seltsamen Gegensatz zu seinen Augen, deren Farbe sich nicht eindeutig bestimmen ließ. Liam war, als würde sie beständig wechseln, je nachdem, wie sie das Licht einfingen.
    Dunkle Schatten unter seinen Augen zeugten davon, dass auch er unter den Traumstörungen litt.
    Ein seltenes Lächeln huschte über Quindals Gesicht, als er seinen Freund in die Arme schloss. »Das sind Liam Satander, Livia, meine Schwägerin, und Vivana, meine Tochter«, stellte er seine Begleiter vor.
    Khoroj verneigte sich vor ihnen, was jedoch nicht im Mindesten unterwürfig wirkte, sondern elegant und freundlich. »Du hast großes Glück, Nestor.« Er sprach mit einem weichen Akzent. »Deine Tochter ist eine wunderschöne Perle und ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich beglückwünsche dich.«
    Vivana errötete verlegen.
    »Bitte, nehmt Platz«, fuhr der Südländer fort. »Es ist lange her. Zwei Jahre, wenn ich mich recht erinnere. Lass uns reden. «

    Sie setzten sich um einen niedrigen Tisch, auf dem ein Teeservice bereitstand. Einer der Wächter brachte ein Tablett mit einer dampfenden Kupferkanne in Form eines Kranichs, bevor er sich mit seinem Gefährten zurückzog. Khoroj schenkte ihnen ein. Liam nippte an seiner Tasse und stellte fest, dass der Tee so ähnlich schmeckte wie Korkas , das Getränk der Manusch.
    »Erzähl«, sagte Quindal. »Wie laufen deine

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