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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Unterschlupf, in den Katakomben unter dem Kessel.«
    Ein lauernder Ausdruck trat in ihre Kristallaugen. »Wie finden wir sie?«
    Jackon schluckte. Wenn er antwortete, gab es kein Zurück mehr.
    »Wie, Jackon?«, fragte Lady Sarka mit einem schneidenden Klang in der Stimme.
    Sie haben es nicht anders verdient , dachte er – und begann, ihr
in stockenden Worten den Weg zu Godfreys Versteck zu beschreiben.
    Als er fertig war, wurden ihm die Knie weich.
    Er hatte es getan. Er hatte Liam verraten.
    Nein , dachte er. Ich habe das Richtige getan. Das Richtige.
    »Gut gemacht«, sagte die Lady und lächelte warm. »Das werde ich dir nie vergessen.«
    Nervös leckte er sich über die Lippen. »Was wird jetzt geschehen?«
    »Das weißt du doch«, antwortete sie sanft.
    »Ich möchte Euch um etwas bitten. Es geht doch nur um das Buch. Wenn Liam und seine Freunde es nicht mehr haben, können sie Euch nicht mehr schaden. Lasst sie gehen, wenn Ihr das Buch gefunden habt. Bitte.«
    »Sie sind Verräter, Jackon. Sie müssen bestraft werden.«
    Er dachte an die Hinrichtungen auf dem Tessarionplatz. »So wie die Attentäter?«
    »So wie die Attentäter.«
    »Genügt es nicht, sie ins Gefängnis zu werfen? Ich meine, eigentlich haben sie doch gar nichts getan, außer das Buch zu stehlen.«
    Lady Sarka schwieg. »Na gut. Ihr Leben soll verschont werden. « Dann lächelte sie wieder. »Jetzt geh, und ruh dich aus. Du hast genug getan.«
    Plötzlich fühlte sich Jackon so erschöpft, dass er sich am liebsten hingelegt hätte. Müde schlurfte er zu seinem Zimmer zurück und versuchte dabei, an nichts zu denken. Was ihm auch gelungen wäre, wenn er nicht immerzu Liam vor sich gesehen hätte, der lachend seinen Vater umarmte und zum ersten Mal seit langer Zeit wieder glücklich war.
    Umbras Blick glitt über die Reihen der schwarz gewandeten Gestalten. Fünfundzwanzig Spiegelmänner hatten in der Kaserne
Aufstellung bezogen, fast die gesamte Wachmannschaft des Palastes. Ihre Masken reflektierten das blaue Glühen der Glashöhlen.
    »Wir greifen in zwei Gruppen an«, sagte Corvas. »Ich führe die erste Gruppe, Amander und du die zweite. Ich habe Karten von den Tunneln unter dem Kessel besorgt. Der alte Sammler, in dem Godfrey sich versteckt, hat zwei Zugänge. Eure Aufgabe ist es, den nordwestlichen abzuriegeln, während ich im Süden angreife.«
    »Hast du die Karten da?«, fragte Umbra.
    Corvas zog zwei gefaltete und vergilbte Pläne aus einer Manteltasche, breitete sie auf dem Boden aus und erläuterte die exakte Lage von Godfreys Schlupfwinkel. Umbra prägte sich alles genau ein. Nach dem Fiasko im Labyrinth hatte Lady Sarka ihnen unmissverständlich klargemacht, dass sie einen weiteren Misserfolg nicht dulden würde.
    »Schaut mal, wer da ist«, murmelte Amander.
    Umbra wandte sich um und sah eine Gestalt im Tunnel stehen.
    »Guten Morgen«, sagte Silas Torne. »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.«
    »Was hat der Kerl hier zu suchen?«, fragte Amander. »Hast du ihn nicht hinausgeworfen?«
    »Ja, ich dachte, das hätte ich«, erwiderte Umbra mit finsterer Miene. Sie schritt dem Alchymisten entgegen. Der Gestank von Chemikalien stieg ihr in die Nase. »Hast du vergessen, dass ich dir den Hals brechen wollte, wenn du dich noch einmal blicken lässt?«, fuhr sie ihn an.
    Tornes Auge funkelte. »Hast du wirklich gedacht, deine lächerliche Drohung beeindruckt mich?«
    »Wie bist du hereingekommen?«
    Er ging nicht darauf ein. Der Alchymist spähte an ihr vorbei zu den Spiegelmännern. »Ein imposanter Truppenaufmarsch,
so früh am Morgen. Ich nehme an, ihr macht das nicht zum Vergnügen. Lass mich raten: Ihr habt Lucien und die anderen Verräter endlich gefunden. Offenbar bin ich gerade rechtzeitig gekommen, nicht wahr?«
    Blitzschnell ließ Umbra ihren Schatten wachsen. Torne ächzte, als ihn halb materielle Arme umschlangen und hochhoben, sodass er fast mit dem Kopf gegen die Höhlendecke stieß.
    »Du hast es nicht anders gewollt«, knurrte Umbra.
    Torne lächelte dünn. Erst jetzt bemerkte sie, dass er mit seinen Krallenfingern eine Phiole umklammerte. Hinter dem Rauchglas brodelte es wolkig-grün.
    »Was ist das?« »Gift. Ein superstarkes Toxin, das aus den Nesselkapseln von Tiefseequallen gewonnen wird. An der Luft wird es augenblicklich zu Gas, das binnen Sekunden jegliches organisches Gewebe zerstört. Ich schlage vor, du lässt mich runter. Aber behutsam, wenn ich bitten darf. Sonst könnte es sein, dass ich das Fläschchen

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