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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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eingestürzte Kammer ausleuchtete.
    »Vertrau deiner Tochter«, sagte Lucien. »Sie weiß, was sie tut.«
    Weiß ich das?,
fragte sich Vivana bedrückt.
    Sie waren etwa eine halbe Stunde unterwegs, als sich die Beschaffenheit der Tunnel änderte. Die Gänge, durch die sie nun wanderten, schienen nicht mehr zu dem alten System der Wasserversorgung zu gehören; sie waren breiter und höher, und die Wände bestanden wie die Bauten in der Stadt aus rostroten Steinquadern. Treppen, die einst nach oben geführt hatten, lagen unter Trümmern begraben. Feiner Wüstensand bedeckte den Boden und bildete in Ecken und Winkeln winzige Dünen. Nischen klafften im Mauerwerk, gefüllt mit etwas, das wie klobige Amphoren aussah.
    Urnen,
dachte Vivana.
Das sind Grabkammern.
    Mit jedem Schritt wurde ihr innerer Kompass stärker. »Passt auf, wir sind gleich da«, sagte sie leise.
    Der Gang endete an einem Schuttberg, der sich unter einem gähnenden Loch in der Decke auftürmte. Flink stieg Lucien hinauf, nahm die Lampen entgegen und half den Gefährten der Reihe nach beim Klettern. Auf der anderen Seite war der Sand auf dem Boden so tief, dass man bis zu den Knöcheln darin versank. Er war durch Spalten und Risse in den Wänden eingedrungen, und wenn man den Haufen zu nahe kam, rieselte sofort neuer nach.
    »Seht mal da«, sagte Liam mit einem Zittern in der Stimme. Er war stehen geblieben und leuchtete in einen Winkel.
    Ein Gesicht blickte ihnen entgegen, ledrig, eingefallen, den lippenlosen Mund vor Qual verzerrt. Der Rest des Körpers war vollständig von Sand bedeckt.
    »Nur eine Leiche«, sagte Lucien. »Lasst uns weitergehen.«
    Es blieb nicht bei diesem grausigen Fund. Als sie tiefer in die Grabgänge vorstießen, entdeckten sie weitere Tote, fast ein Dutzend. Die meisten waren teilweise im Sand vergraben, sodass man nur Arme oder Beine sehen konnte. Manche jedoch lagen aufgebahrt in Nischen oder auf Steinblöcken. Hitze und Trockenheit hatten sie vollständig mumifiziert.
    Man hat sie vor langer Zeit hier bestattet,
dachte Vivana.
Aber was ist mit denen in den Gängen?
So, wie die Leichen im Sand steckten, mit verkrümmten Gliedern und von Entsetzen gezeichneten Gesichtern, sah es eher danach aus, als wären sie bei einem Unglück ums Leben gekommen.
    »Was tun wir, wenn wir Mahoor Shembar gefunden haben?«, fragte ihr Vater. »Reden wir mit ihm? Ich schätze, er wird uns nicht verstehen — falls man mit einem Untoten
überhaupt
reden kann.«
    »Vielleicht doch«, erwiderte Lucien. »Er war zu Lebzeiten ein gebildeter Mann. Vermutlich beherrscht er mehrere Sprachen.«
    »Ja. Bei unserem Glück solche, die seit Jahrhunderten kein Mensch mehr spricht, Alt-Barkisisch oder ...«
    »Seid leise«, befahl Vivana. Einige Schritte vor ihnen mündete der Tunnel in einen größeren Raum. Sie ließ sich von Liam die Lampe geben und bedeutete den anderen zu warten, während sie vorsichtig weiterging.
    Vor ihr tat sich eine Halle auf, ein weitläufiger Saal mit baumdicken Säulen. Er besaß Ausgänge auf zwei Ebenen, einige auf Bodenniveau und die anderen auf einer Empore, die den Saal umlief. Schwaches Tageslicht fiel durch einen runden Schacht in der Kuppeldecke auf die Sandverwehungen zwischen Säulen und Schutthaufen.
    Mehrere mumifizierte Körper lagen zusammengekrümmt auf dem Boden.
    Vivana wagte kaum zu atmen.
    Wind kam auf, ließ die Flamme ihrer Lampe flackern, heulte durch die Tunnel und wirbelte den Sand auf. Er war eiskalt.
    Auf der Empore erschien eine Gestalt. Ihre Augen glühten fahl.
    Die verderbte Präsenz, die den untoten Sterndeuter umgab, war so intensiv, dass Vivana unwillkürlich zurückwich. Ein vielstimmiges Wispern erklang aus den Schatten, als die böse Macht Mahoor Shembars den Saal erfüllte — und in die leblosen Körper fuhr.
    »Nicht!«, rief sie. »Hör uns an, bitte!«
    »Vivana, zurück!«, schrie in diesem Moment Liam hinter ihr.
    Die Leichen auf dem Boden erwachten aus jahrhundertelangem Schlaf, erhoben sich mit knarzenden Gliedern und knackenden Gelenken. Dürre Finger griffen nach rostigen Klingen und Schwertern, während Sand herabrieselte.
    Ein Schuss donnerte. Vivana wirbelte herum und sah im Lampenlicht ihrer Gefährten mehrere schwankende Gestalten, die sich aus dem Tunnel näherten. Ihr Vater hatte eine der wandelnden Leichen niedergeschossen, doch die Mumie stand einfach wieder auf und bewegte sich mit schleppenden Schritten vorwärts, als wäre nichts geschehen.
    Vivanas Freunde rannten in den

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