Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
aus der Halterung und rief etwas hinein. Die Motoren heulten auf, als die
Zhila
beschleunigte.
»Festhalten«, befahl er Liam und Vivana. »Jetzt wird es brenzlig.«
Liam wurde klar, dass sie den Steuerleuten nur im Weg standen, wenn sie auf der Brücke blieben. Vivana und er zogen sich in den Korridor zurück, umklammerten die Handläufe und spähten an den Aeronauten vorbei aus dem Bugfenster.
Die Motoren liefen jetzt auf voller Kraft und ließen die Gondel vibrieren. Liam kämpfte um sein Gleichgewicht, denn während die
Zhila
beschleunigte, verließ sie außerdem ihre Fahrthöhe von dreitausend Fuß und sank so steil, wie es die Höhenruder zuließen. Er hörte das Zischen der Ventile, als die Maschinisten Aether aus den Traggaszellen abließen.
Der Kapitän rief einen weiteren Befehl in sein Sprachrohr. Liam wusste, dass in diesem Moment ein Aeronaut, der auf der Plattform oben auf der Hülle stand, das Kommando mit Flaggensignalen an die anderen Schiffe weitergab.
Die Flotte befand sich nun auf der gleichen Höhe wie die beiden Patrouillenschiffe. Wenn Liam den Kopf reckte, konnte er am äußersten rechten Rand des Fensters die Mündung des Rodis mit den Aetherküchen und dem Hafen sehen.
Endlich reagierten die feindlichen Luftschiffe. Schwerfällig setzten sie sich in Bewegung und fuhren Richtung Küste.
Fliehen sie?,
fragte sich Liam verwirrt.
Als die Flotte von Suuraj nur noch eine Viertelmeile von ihnen entfernt war, gab der Kommandant den Befehl zum Angreifen. Geschütze auf der Plattform und in der Hüllenspitze spien knisternde Blitze, Schrotladungen und Kanonenkugeln. Ihr Rückstoß war so heftig, dass er das gesamte Schiff erschütterte. Auch die anderen Schiffe schossen mit Blitzwerfern und Drehbassen. Sie konzentrierten ihr Feuer auf das linke Patrouillenschiff, und Liam war, als verwandele sich der Himmel in ein Inferno aus Donner und Rauch.
Mehrere schwere Treffer zerfetzten die Hülle des feindlichen Schiffs, rissen riesige Löcher hinein, aus denen goldene Aetherschwaden strömten. Es kippte auf die Seite, unternahm einen letzten verzweifelten und aussichtslosen Versuch, beizudrehen — und stürzte ab.
Der Jubel der Mannschaft erfüllte die
Zhila
, und Liam bemerkte, dass auch er aus vollem Hals schrie.
»Wir schaffen es!«, rief er. »Wir schaffen es!«
Das andere Patrouillenschiff fuhr mit maximaler Schubkraft der Rodismündung entgegen. Die Flotte von Suuraj nahm die Verfolgung auf und feuerte dabei aus allen Rohren. Das fliehende Schiff war bereits zu weit weg, sodass die Blitze und Schrotladungen sie verfehlten. Die eleganten Schiffe aus Yaro D'ar waren jedoch eine Winzigkeit schneller und holten Schritt um Schritt auf.
Liam wagte kaum zu atmen. Er blickte flüchtig aus dem Seitenfenster und sah, dass die
Jaipin
begann, sich von der Flotte abzusetzen. Khoroj hatte offenbar begriffen, dass er die Gelegenheit nutzen musste, sobald der Weg nach Bradost frei war.
Noch eine gemeinschaftliche Salve brachte den Himmel zum Lodern. Die Heckspitze des Patrouillenschiffs wurde getroffen, doch das Loch in der Hülle war nicht groß genug, um seine Manövrierfähigkeit merklich zu mindern.
Es schoss noch eine Leuchtrakete ab.
»Schneller!«, murmelte Liam. »Fahrt schneller!«
Der Abstand zu dem fliehenden Schiff verringerte sich zunehmend. Die nächste Salve fetzte große Löcher in die Hülle, ein gut gezielter Blitz brannte einen langen Riss in die Außenhaut und schlitzte sie fast bis zur Schiffsmitte auf.
Der Jubel blieb Liam im Hals stecken.
Von den Aetherküchen näherten sich Luftschiffe.
Viele
Luftschiffe.
Jeder auf der Brücke schien den Atem anzuhalten. Liam erblickte die
Phönix
, die die feindliche Flotte anführte. Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander, als er die übrigen Schiffe zählte.
Siebzehn.
Siebzehn.
Das war nicht möglich. Seit dem ersten Leuchtsignal waren noch keine zehn Minuten vergangen. Niemand konnte in einer solch kurzen Zeit eine derartig große Flotte startklar machen. Dafür waren hunderte von Leuten nötig, Bodenpersonal, Haltemannschaften, ganz zu schweigen von den Aeronauten, die zusammengetrommelt werden mussten.
Unmöglich,
dachte Liam noch einmal.
Es sei denn ...
»Sie haben auf uns gewartet«, flüsterte er.
37
Rache auf Harpyienart
D er Morgen war trüb und kalt und passte ausgezeichnet zu Umbras Stimmung. Novembernebel kroch durch die Gassen von Scotia und wallte um die windschiefen Dächer. Der Hügel, den sie hinaufstieg,
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