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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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kreisten darum, er war wie besessen davon. Wenn ihm das gelänge, würde ihn das über Nacht zu einem der reichsten und berühmtesten Männer der Stadt machen.
    Heftige Wut packte Lucien. Er kannte Männer wie diesen. Ein Jäger von Schattenwesen. Inzwischen war dieser Beruf selten geworden, aber früher, als die Magie noch stark gewesen war, hatte es viele von ihnen gegeben. Einige besaßen eine leichte magische Gabe, eine Art sechsten Sinn, der sie befähigte, magische Unauffälligkeit zu durchschauen und Schattenwesen aufzuspüren. Ein grausamer und geldgieriger Menschenschlag. Luciens Abscheu war so groß, dass er die Erinnerung am liebsten abgebrochen hätte. Doch er konnte nichts tun. Er musste warten, bis die Wirkung des Elixiers von allein aufhörte.
    Der Jäger betrat einen alten Friedhof. Moos und Flechten überwucherten die Grabsteine, von denen die meisten bereits halb im Erdreich versunken waren. Kletterpflanzen rankten sich an Statuen empor. Der Jäger stieg über die Reste einer eingestürzten Mauer und stapfte mit klopfendem Herzen durch einen verwilderten Park, der sich an den Totenacker anschloss, bis er schließlich zu einer weiteren Mauer kam, einer mannshohen, gekrönt von Eisendornen.
    Ab hier wurde die Erinnerung verschwommen und bruchstückhaft — als hätte der Jäger so sehr gegen die Bilder in seinem Kopf angekämpft, dass Teile davon seinem Gedächtnis entschwunden waren. Das Nächste, was Lucien sah, war, dass sich der Mann einen Weg durch ein Dickicht aus stacheligen Sträuchern bahnte, zwischen denen die Überreste eines Gebäudes aufragten. Dann stieg er plötzlich Stufen hinunter, eine Treppe in einem alten Brunnenschacht, und betrat einen unterirdischen Saal.
    Von irgendwoher kam Licht, ein schwacher Strahl aus vielen Farben, der kaum gegen die Finsternis in dem Gewölbe ankam. Spiegel standen an den Wänden, polierte Scheiben aus grünem Obsidian.
    Geisterhafte Schemen erschienen darin, und Lucien hörte Stimmen.
    Warum störst du uns?
    Die Furcht des Jägers wurde immer größer, doch er war ein mutiger Mann, der sich davon nicht beirren ließ. »Ich bin hier, weil ich eure Hilfe brauche«, sagte er fest.
    Unsere Hilfe, wisperten die Stimmen. Es ist lange her, dass jemand den Mut gefunden hat, zu uns zu kommen. Was willst du?
    »Ich suche Charministra, die Königin der Mantikore. Ich jage sie seit Wochen, aber ich kann sie nicht finden. Helft mir, sie aufzuspüren.«
    Was erhoffst du dir davon? Ruhm? Reichtum?
    »Ja.«
    Und du glaubst, das wird dich glücklich machen? Auch uns hat es einst nach solchen Dingen verlangt, und sieh, was aus uns geworden ist.
    »Ich will sie finden«, sagte der Jäger barsch. »Koste es, was es wolle.«
    Du weißt, unsere Hilfe hat einen Preis.
    »Welchen?«
    Wir wollen die Liebe deines Sohnes.
    Der Jäger schwieg eine Weile. Schließlich sagte er: »Was geschieht, wenn ich sie euch gebe?«
    Er wird sich von dir abwenden und dich vergessen. Bist du bereit, diesen Preis zu zahlen?
    »Ja. Das bin ich. Bei meiner Seele«, schwor der Jäger, obwohl er insgeheim längst den Beschluss gefasst hatte, die Bleichen Männer zu betrügen.
    Dann soll es so sein. Die Geister verschwanden in den Tiefen ihrer Spiegel, und ihr Wispern wurde so leise, dass Lucien es kaum noch hörte — bevor sie wieder auftauchten und sagten: Charministra versteckt sich in Karst. Geh morgen Nacht zu den Ruinen von Lormac, und du wirst sie dort finden.
    »Die Ruinen von Lormac«, wiederholte der Jäger. »Ich danke Euch.«
    Jetzt unser Preis. Komm näher, Mensch, damit wir uns holen können, was uns zusteht.
    Langsam ging der Jäger zu einem der Spiegel — und versetzte ihm einen Tritt. Die Obsidianplatte schwankte und fiel mitsamt dem Eisengestell donnernd zu Boden. Staub und trockenes Laub wirbelten auf.
    Ein unmenschlicher Schrei gellte durch den Spiegelsaal, ein Schrei aus vielen Kehlen. Der Jäger wirbelte herum und rannte zur Treppe. Er war schnell, doch nicht schnell genug. Arme reckten sich ihm entgegen, packten ihn und zogen ihn in einen der Spiegel. Schatten schlugen über ihm zusammen, und Lucien war, als müsse er ertrinken, während eiskalte Hände nach dem Jäger griffen, seine Haut zerkratzten und ihn noch tiefer ins grüne Zwielicht zogen.
    Und dann empfand Lucien nur noch Schmerz. Einen Schmerz, der seinen ganzen Körper erfüllte, als würden messerscharfe Werkzeuge sein Fleisch zerschneiden und seine Knochen brechen. Und er schien niemals aufzuhören.
    Irgendwann

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