Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
Vom Netzwerk:
hatte es Unruhen gegeben. Die gesamte Polizei war im Dauereinsatz. Auch das Essen wurde mittlerweile im gesamten Stadtgebiet knapp. Die Einsatzkräfte, die man mit der Verteilung von Lebensmitteln betreut hatte, waren überfordert; und die Situation entwickelte sich zu einer gigantischen logistischen Herausforderung, die kaum zu bewältigen war.
    Beatrice war eingeschlafen, nachdem Peter ihre heiße Stirn mit einem kühlen, feuchten Lappen bedeckt und noch eine Weile an ihrem Bett gesessen hatte. Er strich ihr zärtlich ein paar Strähnen aus dem Gesicht, bevor er das Schlafzimmer verließ und die Tür schloss. Dann ging er ins Wohnzimmer und verriegelte die hohen Flügeltüren hinter sich. Er wollte nicht, dass die Kinder, die in ihrem Zimmer spielten, ihn störten – und auch nicht, dass die vierköpfige Familie, die bei ihnen im Gästezimmer Unterschlupf gefunden hatte, etwas von seinem Telefonat mithörte.
    Es gab in allen Stadtteilen sogenannte Aufnahmezentren; das waren große Gebäude und Areale, um der Masse an Menschen Herr zu werden. Doch die Zentren reichten bei Weitem nicht aus. Also war ein sogenanntes Akutgesetz im Parlament durchgeboxt worden, gemäß dem jeder Bürger dieser Stadt, der genügend Wohnraum zur Verfügung hatte, Platz für Flüchtlinge aus Berlin-Mitte bereitstellen musste. Und genügend Platz hatte diese Zweihundertfünfzig-Quadratmeter-Wohnung wahrlich. So waren sie zu den Costellos gekommen, einer italienischen Familie, die ihnen die Behörden zugeteilt hatte.
    Schanz befürchtete, dass die Costellos das zuständige Amt über den Gesundheitszustand seiner Frau informieren würden, wenn sie herausfänden, dass sie Fieber hatte und nicht, wie er ihnen vorgemacht hatte, an einem Depressionsschub litt. Die Costellos schienen ihm seine Geschichte sowieso nicht abzunehmen und verhielten sich ihm gegenüber misstrauisch, doch noch hatten sie nichts unternommen. Auch die Kinder log Schanz an, wenn sie fragten, was Mama denn habe und warum sie nicht zu ihr dürften. Allmählich wuchs ihm alles über den Kopf.
    Er nahm das kabellose Telefon aus der Ladestation und wählte die Handynummer des Regierenden Bürgermeisters. Weinert und er hatten sich vor Jahren auf einem Wirtschaftsforum kennengelernt und ihre Beziehung in den darauffolgenden Jahren vertieft, woraus sich im Laufe der Zeit eine Art Freundschaft entwickelt hatte. Es klingelte eine ganze Weile, aber Weinert ging nicht ran. Daher sprach Schanz ihm auf die Mailbox und bat ihn, so schnell wie möglich zurückzurufen. Seit die Seuche ausgebrochen war, gehörte Weinert zusammen mit Mitgliedern der Regierung, der zuständigen Bundes- und Landesbehörden, der Bundeswehr, des Robert-Koch-Instituts, der Polizei, des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr und anderer Organisationen einem gemeinsamen Krisenstab von Bund und Ländern an, der sich im Internationalen Congress Centrum Berlin eingerichtet hatte. Da Weinert quasi vierundzwanzig Stunden am Tag mit nichts anderem als mit der Seuche beschäftigt war, würde es sicherlich eine Weile dauern, bis er sich zurückmeldete.
    Schanz strich sich nervös durchs Haar. Er hatte einen Plan, der ihm und seiner Familie das Leben retten würde. Doch er durfte keine Zeit verstreichen lassen und nicht untätig herumsitzen. Wenn es so weit war, musste alles bestens vorbereitet sein.
    Er betrat den begehbaren Kleiderschrank. Dort packte er Kleidung und andere Dinge, die er und seine Frau brauchen würden, in zwei Koffer. Dann wies er die Kinder an, ebenfalls ihre Taschen für eine längere Reise zu packen. Auf die Frage, wohin es gehen würde, antwortete er: »Irgendwohin ans Meer in die Sonne. Aber erzählt keinem was davon. Versprochen? Das ist unser kleines Geheimnis.«
    Nachdem sie ihr Indianerehrenwort gegeben hatten, rief Schanz seine Bank in Frankfurt an und erteilte ihr den Auftrag, diverse Aktiendepots, die er dort unterhielt, zu verkaufen und das gesamte Geld auf sein Girokonto zu transferieren.

46
    »Aus dem Nichts ist Fred plötzlich aufgetaucht und hat den Pfeil auf mich abgeschossen«, berichtete Rafael. »Wenige Tage bevor er sich mit dem Virus infiziert hat, bin ich mit ihm noch im Bogensport-Center gewesen, wo wir das Schießen geübt haben …«
    »Du kannst froh sein, dass dein Kumpel keine Arterie getroffen hat.« Jimmy warf kurz einen Blick auf den Pfeil, der in Rafaels Oberschenkel steckte.
    »Was ist mit deinen Eltern?«, erkundigte sich Naomi.
    »Mama ist tot. Sie hat sich mit dem

Weitere Kostenlose Bücher