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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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waren … wenn sie überhaupt je da gewesen waren. Wahrscheinlich war es die Müdigkeit, die ihre Sinne trübte. Mit der Zeit wurden ihre Augenlider so schwer, dass sie sie nicht mehr aufhalten konnte und kurz einnickte. Als sie aus dem Sekundenschlaf wieder aufwachte und die Augen öffnete, sah sie, wie sich aus der Schneewand eine Gestalt herausschälte, die sich in ihre Richtung bewegte. Sofort weckte sie die anderen.
    Jimmy war als Erster auf den Beinen und zückte seine Waffe. Er stellte sich seitlich ans Fenster, sodass man ihn von draußen nicht sehen konnte, und spähte hinaus. Noch konnte er nur die Umrisse der Person im Schnee erkennen, aber dann, als sie nur noch wenige Meter entfernt war, sah er in ihrer Hand ein unverwechselbares Erkennungsmerkmal: den Morgenstern. Jimmy vermutete, dass Barabbas gesehen haben musste, wie sie aus dem Plattenbau entkommen waren, und jetzt wollte er sie kaltmachen. Doch dann ging der unheimliche Schläger an der Apotheke vorbei und marschierte weiter die Straße hinunter.
    Jeder andere hätte durchgeatmet, drei Kreuze gemacht und dem Herrn gedankt, dass sie unentdeckt geblieben waren, aber nicht so Jimmy. Er sah eine Chance, wieder an seinen Koffer zu kommen. Barabbas war jetzt ganz alleine. Einen seiner Männer hatte man auf dem Dach getötet; der andere war von einem Infizierten gebissen worden und hatte sich wahrscheinlich mittlerweile – falls er denn überhaupt noch lebte – in eine Bestie verwandelt. Jimmy vermutete, dass Barabbas ihn totgeschlagen hatte, und sah jetzt seine Chance gekommen, den Schläger aus dem Hinterhalt anzugreifen.
    Naomi wurde klar, was Jimmy vorhatte. Sie wollte ihn zurückhalten und sagte noch: »Nein, mach das nicht, Jimmy!«, doch da war er schon durch das Schaufenster hinaus ins Freie geklettert.
    Barabbas war bereits ein ganzes Stück entfernt, sodass in dem fallenden Schnee nur seine Silhouette zu erkennen war. Jimmy beschleunigte seine Schritte und holte rasch auf. Barabbas bemerkte ihn nicht, denn der dichte Schnee dämpfte das Geräusch seiner Schritte.
    Als Jimmy nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, hob er seine Pistole und rief laut: »Barabbas!«
    Der Angesprochene blieb stehen, drehte sich aber nicht um, sondern verharrte reglos wie eine Statue. Worauf wartete er? Jimmy ahnte, dass Barabbas noch einen Trumpf im Ärmel hatte. Er musste ihn jetzt erledigen, auch wenn es feige war, jemanden in den Rücken zu schießen. Plötzlich drehte sich Barabbas blitzschnell um und schleuderte den Morgenstern in seine Richtung. Jimmy war völlig überrascht, doch instinktiv warf er sich zur Seite in den Schnee. Das tödliche Geschoss flog haarscharf an seinem Kopf vorbei und schlug gegen eine Straßenlaterne hinter ihm. Noch im Fallen drückte Jimmy ab. Barabbas sackte zusammen und sank in den Schnee. Jimmy lief zu ihm hinüber und beugte sich über ihn, bereit, das Schwein endgültig kaltzumachen, sollte er noch leben – als er aus dem Augenwinkel Bewegungen wahrnahm.
    Jimmy richtete sich wieder auf und sah genauer hin. Schatten im Schneegestöber. Und sie bewegten sich auf ihn zu. Die ungelenken Bewegungen ließen keinen Zweifel daran, dass es Infizierte waren.
    Scheiße! Wo war der Koffer? Da, im Schnee!
    Jimmy riss den Koffer an sich und rannte schnell zurück zur Apotheke. »Los, kommt raus, hier sind wir nicht mehr sicher!«, rief er durch die zerbrochene Scheibe in den Laden hinein.
    Naomi und die anderen beeilten sich, durch das Schaufenster auf den Gehweg zu klettern. Beim Anblick des Koffers in Jimmys Hand bekam Naomi einen Wutanfall. »Du Arsch hast gerade unser aller Leben in Gefahr gebracht wegen eines blöden Koffers voller Scheißdrogen? Ich werde …«
    Jimmy deutete nur die Straße hinunter in Richtung der Schatten, die auf sie zuschritten.
    Es hatte aufgehört zu schneien. Eine mehrere Zentimeter dicke, weiße Schneeschicht lag auf Berlin. Das weiße Pulver bedeckte die Kuppeln des Doms wie Zuckerguss und hatte, wie Naomi fand, auf den ersten Blick etwas von einer Postkartenidylle: Xmas greetings from Berlin .
    Jimmy ging voraus; den Kragen seines Mantels hatte er hochgeklappt, auch wenn das kaum gegen den eisigen Wind half, der ihnen entgegenwehte. Sie überquerten die Liebknechtbrücke, auf der Naomi kurz stehen blieb und hinunter auf die Spree schaute, die am Dom entlangfloss. Die junge Frau schlug die Hand vor den Mund und sah aus, als würde sie sich gleich übergeben.
    Überall im Fluss schwammen Leichen, deren

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