Pandaglueck
„Ohne Sie hätte ich diese nette Dame nicht getroffen.“
„ Ja, ich habe bereits einiges über euer Kennenlernen gehört.“
Na super, die Herren scheinen s ich köstlich zu amüsieren.
Als ich Vanessa und Joey in ihren Pandakostü men beobachte, schleicht sich das ursprüngliche Problem in mein Bewusstsein. Wir haben keine Flyer. Doris und einige andere Helfer versuchen ihr Bestes, die Aufmerksamkeit der Passanten zu gewinnen, aber ohne Handzettel hilft alles nichts. Es würden viel mehr Leute stehen bleiben, wenn sie einen Flyer in die Hand gedrückt bekämen, auf der ein Panda ist, den sie bewundern können. Dass überall Plakate von Pandas herumhängen, tut nichts zur Sache. Eine persönliche Verbindung sollte aufgebaut werden. Alex‘ Anwesenheit verlangsamt die Arbeit meiner Gehirnsynapsen ungemein. Mein Gehirn nimmt nur ihn wahr und leidet unter einer akuten Denkschwäche. Er steht zwei Schritte von mir entfernt. Ich muss es tunlichst vermeiden, ihn anzufassen! Zumindest bevor ich die Flyer-Katastrophe nicht gelöst habe. Würde ich ihn anfassen, ist es für mich der emotionale Anfang vom Ende. Das kann ich nicht gebrauchen. Ich wende meinen Blick von ihm ab und nehme mein Smartphone zur Hand. Ich wähle Gretas Nummer zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Tage, als Alex zu mir sagt: „Wenn ich irgendwie helfen kann, gib Bescheid.“
Wä hrend es tutet, antworte ich wenig motiviert: „Du kannst uns Flyer besorgen. Greta ist mit den Dingern bis jetzt nicht aufgetaucht.“ Als die Mailbox anspringt, stecke ich das Handy verzweifelt wieder ein.
„ Was für Flyer?“, hakt Alex nach. Christian hält ihm meinen Ausdruck hin, mit dem er vorhin in ein paar umliegenden Geschäften nach den Kosten gefragt hat.
„ Diese Flyer. Laras Kollegin sollte sich darum kümmern. Sie ist bislang aber nicht aufgetaucht.“ Er nimmt den Zettel in die Hand.
„ Wie viele braucht ihr?“
„ 1500“, sagen Christian und ich unisono.
„ Alles klar. Ich bin gleich wieder da.“ Ich starre perplex Alex hinterher, als er sich umdreht und sich von mir entfernt. Wo will er jetzt 1500 Flyer herzaubern? Auf einmal bleibt er stehen und kommt zurück. „Ich brauche jemanden, der mir tragen hilft. Christian würde es Ihnen etwas ausmachen, zu helfen?“ Christian wirkt ebenso verdattert wie ich, willigt aber ohne zu zögern ein. Alex schenkt mir ein letztes Lächeln und verschwindet mit Christian im Gepäck in der Menschenmasse. Bevor ich mich ansatzweise über das gerade Erlebte wundern kann, steht auf einmal Greta schwer atmend neben mir. Hinter ihr kommt unser Hausmeister Peter angelaufen, der mindestens genauso aus der Puste ist.
„ Greta! Da bist du ja! Hast du die Flyer?“ frage ich, während ich parallel Alex und Christian in der Menge ausmachen will, um sie zurückzuholen.
„ Nein, es tut mir leid, aber da lief etwas schief.“ Ich blicke sie verwirrt an. Peter hat einen Karton in den Händen. Er öffnet den Deckel und zieht mehrere Rollen Sticker hervor. Pandasticker!
„ Was ist passiert?“
„ Mein Bruder hat etwas falsch verstanden. Er dachte, wir wollten Sticker und nicht Flyer. Ich habe keine Ahnung, wie man Sticker statt Flyer verstehen kann, aber nun besitzen wir 1500 Pandasticker.“ Ich begutachte die Aufkleber. Jetzt liegen unsere Plakate in 1500-facher Ausführung als bunte Sticker vor. Halb so wild, denke ich und versuche eine anbahnende Panikattacke zu unterdrücken. Meine letzte Hoffnung sind Christian und Alex. Ich bete dafür, dass sie mit Flyern zurückkommen, ohne dass einer von beiden, und damit meine ich vor allem Alex, ein Vermögen ausgibt.
„ Kinder werden die Sticker bestimmt toll finden“, erwidere ich mit einem Anflug von Optimismus in der Stimme. Ich muss mir unbedingt einen der Sticker klauen, bevor sie alle weg sind. Ich sammle alles, was nur ansatzweise einen Panda drauf gedruckt hat.
Ich verteile die Rollen an Vanessa und Joey. Greta scheint umso motivierter ihren Patzer wieder gut zu machen. Obwohl sie keine Schuld trifft. Es war ihr Bruder, der uns den Gefallen tun wollte, die Dinger kostenlos in seiner Druckerei drucken zu lassen. Sie schafft es auch ohne Flyer ganze Gruppen von Menschen, um sich zu versammeln und über unsere Pandabären in Not aufzuklären. Ich blicke nervös auf die Uhrzeit auf meinem Smartphone. Alex und Christian sind bislang nicht wieder aufgetaucht. Ich brauche irgendeine Beschäftigung, die mich vorerst ablenkt. Um irgendjemandem zu erklären,
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