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Pandemonium

Pandemonium

Titel: Pandemonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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einweihen sollen. Ich hab dir gesagt, wir hätten ihr vertrauen sollen.«
    Raven erwidert nichts. Ein Muskel an ihrem Unterkiefer zuckt. Und plötzlich fällt mir wieder ein, wie ich ein paar Tage vor der Kundgebung die Treppe heruntergekommen bin und gehört habe, wie sich Tack und Raven stritten.
    Ich verstehe einfach nicht, warum wir nicht ehrlich zueinander sein können. Wir stehen schließlich auf derselben Seite.
    Du weißt, dass das unrealistisch ist, Tack. Es ist das Beste so. Du musst Vertrauen zu mir haben.
    Du bist diejenige, die kein Vertrauen zu …
    Sie hatten meinetwegen gestritten.
    »Worin einweihen?« Das Kribbeln wird zu einem heftigen Pochen, schmerzhaft und stark.
    »Na los«, sagt Raven zu Tack. »Wenn du es ihr unbedingt sagen willst, bitte sehr.« Ihre Stimme ist bissig, aber ich kann heraushören, dass sie Angst hat. Sie hat Angst vor mir und meiner Reaktion.
    »Was?« Ich halte das nicht länger aus – die kryptischen Blicke, die unverständlichen Halbsätze.
    Tack streicht sich mit der Hand über die Stirn. »Gut, also«, sagt er und spricht jetzt hastig, wie um das Gespräch schnell hinter sich zu bringen. »Es war kein Versehen, dass du und Julian von den Schmarotzern entführt worden seid, okay? Es war kein Fehler. Das war so geplant.«
    Hitze steigt mir im Nacken hoch. Ich lecke mir über die Lippen. »Wer hat das geplant?«, frage ich, obwohl ich es schon weiß: Es muss die VDFA gewesen sein. Ich beantworte meine eigene Frage und sage: »Die VDFA«, im selben Moment, als Tack eine Grimasse schneidet und sagt: »Wir.«
    Tickendes Schweigen. Eins, zwei, drei, vier. Ich zähle die Sekunden, hole tief Luft, schließe die Augen und öffne sie wieder. »Was?«
    Tack wird rot. »Das waren wir. Die Widerstandsbewegung hat das geplant.«
    Weiteres Schweigen. Meine Kehle und mein Mund sind voller Staub. »Ich … ich verstehe nicht.«
    Tack weicht wieder meinem Blick aus. Er fährt mit den Fingern über die Tischkante, hin und her, hin und her. »Wir haben die Schmarotzer dafür bezahlt, Julian zu entführen. Na ja, die Widerstandsbewegung hat das getan. Einer der Anführer hat sich als Vertreter der VDFA ausgegeben – aber das spielt keine Rolle. Für Geld tun die Schmarotzer alles.«
    »Julian«, wiederhole ich. Mein ganzer Körper fühlt sich taub an. »Und was ist mit mir?«
    Tack zögert nur einen Sekundenbruchteil. »Sie wurden dafür bezahlt, dich auch festzuhalten. Man hat ihnen gesagt, dass Julian von einem Mädchen beschattet würde. Man hat ihnen gesagt, dass sie euch beide festhalten sollten.«
    »Und sie dachten, sie würden Lösegeld für uns bekommen«, sage ich. Tack nickt. Meine Stimme klingt fremd, als käme sie von weit her. Es gelingt mir hervorzustoßen: »Warum?«
    Raven hat die ganze Zeit still dagestanden und zu Boden gestarrt. Plötzlich platzt sie heraus: »Du warst nie in Gefahr. Nicht ernsthaft. Die Schmarotzer wussten, dass sie kein Geld bekommen würden, wenn sie dir etwas täten.«
    Ich muss an den Streit zurückdenken, den ich in den Tunneln mit angehört habe, die schmeichelnde Stimme, die den Albino bedrängt hat, beim ursprünglichen Plan zu bleiben, und wie sie versucht haben, Julian Informationen über die Sicherheitscodes zu entlocken. Die Schmarotzer wurden offensichtlich ungeduldig. Sie wollten früher abkassieren.
    »Nie in Gefahr?«, wiederhole ich. Raven sieht mich auch nicht an. »Ich … ich bin beinahe gestorben.« Wut streckt heiße Tentakel in meiner Brust aus. »Wir mussten hungern. Wir wurden überfallen. Julian wurde halb totgeschlagen. Wir mussten kämpfen …«
    »Und das hast du getan.« Schließlich sieht mich Raven doch an und zu meinem Entsetzen hat sie leuchtende Augen; sie sieht zufrieden aus. »Du bist entkommen und hast auch Julian heil da rausgeholt.«
    Mehrere Sekunden lang kann ich nicht sprechen. Ich brenne, brenne, brenne, als mir die wahre Bedeutung all dessen aufgeht, was geschehen ist. »Das … das war alles nur ein Test?«
    »Nein«, sagt Tack. »Nein, Lena. Du musst das verstehen. Es war ein Teil davon, aber …«
    Ich stehe vom Tisch auf, wende mich von Tack ab. Ich möchte mich am liebsten ganz klein zusammenrollen. Ich möchte schreien oder irgendwo reinschlagen.
    »Das, was du getan hast, war etwas Größeres. Das, wobei du uns geholfen hast. Und wir hätten dafür gesorgt, dass dir nichts passiert. Wir haben unsere eigenen Leute da unten. Sie sollten nach dir Ausschau halten.«
    Der Rattenmann und Coin. Kein

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