Pandoras Kuss
das so was von egal. Wir beide schwebten im siebten Himmel.
Was das Glück ein bisschen trübte war, dass ich selbstverständlich keinen Schimmer von Tango hatte. Aber im Kino und Fernsehen sah Tango so kompliziert gar nicht aus. Und überhaupt und sowieso spielten im siebten Himmel so praktische Details gar keine Rolle.
Rava ergriff meine Hand, legte seinen Arm fester um meine Taille und begann mich zum Takt der Musik über die Tanzfläche zu schwingen, dass mir Hören und Sehen verging.
Die Schulmädchen in ihren hellen Kleidern starrten uns mit großen Augen an. Einige steckten flüsternd die Köpfe zusammen und begannen zu kichern.
Blöde Ziegen.
Da war ich nun, ließ mich vom Mann meiner Träume zu einem Tango über seine Tanzfläche schwingen und machte mir doch nicht etwa wirklich Gedanken um diese unreifen Hühner?
Irgendwann war es vorbei . Das Stück ging zu Ende, die Musiker blinzelten fragend zu uns herüber und Rava ließ sowohl meine Taille als auch meine Hand wieder los.
„Sie beherrschen keinen Tango, oder?“, flüsterte er lächelnd.
„Nur mit Ihnen, Monsieur“, antwortete ich.
Er lachte sein unwiderstehliches Lausjungenlachen.
Ich hatte einen Kloß in meinem Hals. Mein Mund war ausgetrocknet. Die Schmetterlinge in meinem Bauch schlugen Purzelbäume und meine Blüte …(darüber schwieg frau besser)
Rava warf einen Blick über den Rasen, die Partyzelte und seine Gäste.
„ Ich würde ja die Lektion liebend gerne fortsetzen. Dummerweise sehe ich aber, dass sich da noch andere Gäste auf meinem Rasen tummeln. Deshalb werden wir den Tanzunterricht wohl verschieben müssen.“
Nicht zu leugnen – da waren wirklich jede Menge Gäste und einige schauten sogar schon neugierig zu uns herüber.
„Es war mir jedenfalls ein ganz bes onderes Vergnügen und aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben“, lächelte Rava.
Worauf du Gift nehmen kannst , mein Freund, dachte ich und war wild entschlossen ihn bei seinem Wort zu nehmen.
Er wischte sich ein paar Staubkörnchen vom Jackett, zuckte die Achseln und meinte nur, „Die Pflicht ruft.“
Dann ging er auf seine Gäste zu.
Doch er sah noch einmal über die Schulter hinweg zu mir zurück.
„Übrigens, hoffe ich, Sie haben mein Angebot noch nicht vergessen, Marie.“
Natürlich nicht.
„Man sieht sich …“, meinte er.
Und ging einfach weiter.
Ver flixt, da stand ich nun und wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte.
6 4.
Tanzen machte hungrig. Und akute Hormonausschüttungen erst recht. Also fand ich mich wenig später bei einem der Büffets wieder, die Rava hatte auffahren lassen. Gutes Essen kommt an guten Sex zwar nicht wirklich heran, aber als Ersatzhandlung war es definitiv auch nicht von schlechten Eltern.
Ich hielt meinen Teller in der einen und eine Gabel mit einem Stück getrüffelter Lasagne in der anderen und dachte mir weder etwas Böses, noch bemerkenswert Gutes. Sondern träumte höchsten davon, was sich mit Rava außer Tanzunterricht sonst noch alles so anstellen ließe.
Gomez, von der Schnüffelbrigade, materialisierte sich neben mir.
„Die Lasagne ist sooo gut … müssen Sie unbedingt probieren …“, murmelte ich mit vollem Mund. Und war sicher, dass ich dabei, trotz meines vollen Mundes, nur eine sehr überschaubare Menge an irgendwelchen Pasta- und Füllungspartikeln in der Gegend verteilte.
„Danke, aber mir ist der Appetit schon lange vergangen“, knurrte Gomez.
Selbst Schuld, dachte ich und fragte mich gleichzeitig, was er wohl von mir wollte. Falls das, was er hier trieb, eine Anmache ergeben sollte, wünschte ich ihm, dass er eine ältere Schwester oder verständnisvolle Mutter hatte, die ihm das grundsätzliche Prinzip von Anmache noch einmal haarklein erläuterte. Ohne das, fürchtete ich, würde er eines Tages unverheiratet und kinderlos in sein kühles Grab sinken müssen.
„Ich sah Sie mit dem Polizeichef tanzen. Tango kann ich mindestens genauso schlecht wie Si e. Nur falls mal Not am Mann sein sollte...“
Seine Bemerkung ließ immerhin den grundsätzlichen Willen zu einem Ansatz von Humor erahnen.
„Vorsicht, Gomez, ich könnte Sie beim Wort nehmen. Was dann?“
„Dann trample ich Ihnen hemmungslos auf Ihren teuren Tretern herum.“
Was meine Schuhe Amelie gekostet hatten, wusste ich. Also warf ich einen Blick auf seine Schuhe. Die sahen allerdings auch nicht so aus, als hätte er sie in irgendeinem Kaufhausausverkauf erstanden.
„Nachdem wir das also
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