Pandoras Kuss
zu sehen war beruhigend. Er winkte mir zu. Doch bevor er seine walkürenhafte Gattin soweit brachte zu uns herüber zu kommen, waren Amelie und ich schon aus seinem Sichtfeld verschwunden.
Amelie stand der Schock über Madame Hublots hässlich lilafarbenes Abendkleid noch deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Oh große Göttin! “, stöhnte sie erleichtert auf, sobald wir Madame und dem Capitaine glücklich entronnen waren.
„War das etwa Hublots Frau?“
Ich nickte bestätigend. Amelie legte die Hand vor den Mund um darunter ihr glucksendes Lachen zu verbergen.
Aus ganz bestimmten Gründen war ich auch nicht erpicht auf ein Schwätzchen mit Madame Hublot.
Hublot sah sich suchend um, nahm dann seine Frau am Arm und bewegte sich plötzlich wieder in unsere Richtung. Offenbar war er froh, uns endlich wieder lokalisiert zu haben.
„Oh Gott, sie kommen auf uns zu!“, rief Amelie leise aus und zog mich durch die Halle hindurch zur hinteren Veranda und dem Garten.
Ich folgte ihr willig, winkte aber Hublot noch einmal entschuldigend zu, bevor wir aus der Halle traten.
Hoffentlich nahm er mir das je tzt nicht übel, dachte ich. Aber stand gleich darauf auch schon auf der festlich beleuchteten Terrasse.
Kastor und Pollux unterh ielten sich nur ein paar Meter weiter angeregt mit einem hakennasigen Männchen, das aussah, als sei er in Kostüm und Maske einem Märchenfilm entkommen. Kastor und Pollux trugen Kleider im Partnerlook und hatten sich gegenseitig die Arme um die Taillen gelegt.
Huh, unwillkürlich flackerten Erinnerungen an Persephones Spielzimmer in mir auf.
Ich blickte mich weiter um.
Heilige Maria Magdalena, hilf!
Katastrophenalarm!
Doppelter Katastrophenalarm.
Nein, eigentlich sogar dreifacher.
Die erste Katastrophe.
Ich entdeckte Bideau, von der Schnüffelbrigade, der alleine an der Brüstung der Veranda stand und versonnen in den Garten mit den großen weißen Zelten und der Bühne hinunter blickte.
Merde , wie konnte Rava die nur hierher einladen, fragte ich mich wütend. Und wenn Bideau hier war, waren dann Gomez und die Mazaras auch da?
Doch bloß ein paar Meter rechts von mir lächelte der Fremde aus dem Lift uns zu. Neben ihm stand eine blonde Frau und wirkte ebenso fit, frisch und gesund, wie er.
Das war so irre peinlich. Wenn er wenigstens so tun würde, als hätte er mich übersehen.
Aber nein, der Typ grinste mich auch noch ganz offen anzüglich an. ( Der Blonden neben ihm schien das seltsamerweise kaum irgendetwas auszumachen.)
Gemessen an diesen beide n Katastrophen war die dritte ja beinah eine Lappalie.
Vor dem großen weißen Partyzelt führte Ravas Elfeinhalb-Punkte-Ehefrau Maxine ein Kleid spazieren, das bis aufs i-Tüpfelchen Amelies Partydress glich. Dass es rot war und nicht , wie Amelies schwarz, konnte die Peinlichkeit nur unwesentlich abschwächen.
Sie nickte, lächelte und bisoute sich zwischen den Gästegrüppchen ihren Weg … ja wohin?
Oh heiliger …!
Z u uns .
Unwillkürlich drängte ich mich näher zu Amelie. Sie war eine wahnsinnige Nervensäge, eine Snob und – gelinde gesagt - ziemlich furchtbar mit mir umgesprungen, aber das konnte sie nicht verdient haben. Und wenn frau in solchen Katastrophen nicht zu frau steht, kein anderer würde es tun. (Man(n) tat es jedenfalls nicht.)
In der Hoffnung sie hätte Maxine Rava bislang noch nicht entdeckt , versuchte ich Amelie von der Veranda zurück zur Halle zu drängen.
Aber Amelie wollte davon nichts wissen. Eigenartigerweise schien sie Maxines Kleid völlig kalt zu lassen.
Um das Kraut erst so richt ig fett zu machen zog nun Amelie mich auf Maxine zu. Und sie schenkte ihr ein warmes weiches Lächeln dabei.
Madame Rava sie war so sexy und überlegen wie eh und je. La Reine , die in ihrem Schlossgarten anmutig die Bewunderung ihrer Untertanen genoss.
Amelies seltsame Reaktion auf Maxines Kleid mal außer Acht gelassen, war es so verdammt unfair La Reine so zu sehen. Hätte sie nicht hässlich, zankhaft und dumm sein können, jetzt wo Rava seinen Status als mein rettender Ritter in schimmernder Rüstung zurückerlangt hatte?
(Dass ich ihm ein Paar seiner sauteuren Schuhe mit meinem Erbrochenen verdorben hatte, verdrängte ich in die unterste Kammer meines Bewusstseins. Was Schwester Marie-Claire selbstverständlich nicht daran hinderte, es mir dennoch genüsslich in allen beschämenden Einzelheiten wieder und wieder vor Augen zu halten.)
Als war das alles noch nicht genug , spürte
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