Pandoras Kuss
keine Ahnung.
Aber ich hätte es auch gerade jetzt und hier nicht ertragen, ihr diese Frage zu stellen.
Was ich ihr zunehmend bitter im Stillen vorwarf war, dass sie mir nie eine Chance gelassen hatte , meine bisher so tief verborgenen Sehnsüchte und Fantasien aus meinem freien Willen heraus auf meine ganz eigene Art zu erforschen. Aber ich war von Beginn an immer nur eine Figur in einem Stück gewesen, das sie schrieb, sie besetzte und sie inszenierte.
Der Mercedes hielt vor meiner Haustür.
Die dunkle Fee sah mich an.
„Sie dürfen nicht glauben, bei unseren Begegnungen gehe es je um mich und mein Vergnügen, Mademoiselle. Denn alles, was dabei zählt sind nur Sie.“
Ich wertete ihre Worte nicht durch irgendeine Erwiderung auf.
Sie strich eine vorwitzige rote Locke zurück unter meinen schwarzseidenen Schal. Ihre eigenartig intime Berührung kam so unerwartet, ich war nicht geistesgegenwärtig genug mich ihr zu entziehen.
Doch sie war noch nicht fertig mit mir.
Sie fuhr mit ihrer rechten Hand sehr langsam über meinen Nacken meine Kehle, meinen Hals zwischen meine Brüste unter dem dünnen weißen Kleid.
Ich erstarrte. Mein Herzschlag setzte aus.
Sie hielt ihre Hand einen Moment erhoben zwischen uns. Dann führte sie einzeln Finger für Finger zwischen ihre wie Wundränder rot geschminkten Lippen und leckte sie genüsslich ab.
Mein Herz begann wieder zu schlagen. Schneller und wilder als zuvor. Mein Atem ging flach und immer noch war mein Kopf völlig leer.
„Übrigens wäre Ngoma Ihnen dankbar, falls Sie ihm gestatten sich der Schuhe anzunehmen, die Sie heute Abend zurückgelassen haben.“
Zwei Jahre alte Lederballerinas aus irgendeinem Ausverkauf und in unzähligen Dienststunden schief getreten. Und was ihren Geruch betraf …
Ngoma musste der Chauffeur sein.
Ich sah wie seine Augen aufleuchteten, sowie die dunkle Fee mir seine Bitte ausrichtete.
„Bon Appetit “, sagte ich und stieg aus.
25 .
Ich duschte, warf mich in ein schlabberiges T-Shirt und öffnete eine Flasche Wein.
Schwester Marie-Claire zog es immer noch vor sich in ihrer Kammer zu verkriechen. Und ich war zu verwirrt, aufgeregt (und nach wie vor auch angeturnt) nach meiner schamlosen kleinen Hexe zu sehen, die es sich vermutlich gerade irgendwo auf einem Diwan mit einer Zigarette und einem Glas Champagner gemütlich gemacht hatte und offenbar einfach zu träge war, um sich gerade jetzt in den Vordergrund zu drängen.
War ich denn wirklich so einfach zu durchschauen? Wenn es der dunklen Fee so mühelos gelungen war, wussten dann auch andere mehr übe r mich und meine geheimsten Sehnsüchte als ich selbst?
Ich schloss die Augen, lehnte mich in der Couch zurück und ließ die letzten beiden Stunden vor mir Revue passieren.
Hatte sich irgendetwas an meinen Empfindungen dabei geändert?
Nein.
Es war sexy gewesen diesen beiden Mädchen in ihrem Spiel zuzusehen. Es war auch auf eine irgendwie beschämende Weise erregend gewesen der blonden Riesin dabei zuzusehen, wie sie Ngoma zuvor so brutal nebensächlich in seine Schranken verwies.
Und immer noch spürte ich ein angenehm – unangenehmes Ziehen im Unterleib, sobald ich mir den aschblonden Typen in Erinnerung rief und mir vorstellte, was seine kräftigen Hände und seine angeblich so geschickte Zunge mit mir hätten anstellen können.
Ihm kurz darauf in seiner Rolle als Aschenbecher wieder zu begegnen , war allerdings abturnend.
Das war einfach nur … befremdlich … unheimlich … verdreht und sicher noch so einiges andere mehr. Aber sexy - das war es nicht.
Ich verdrängte das und konzentrierte mich auf die definitiv angenehmeren Erinnerungen dieses Nachmittags.
Wohin waren die beiden brünetten Mädchen verschwunden und was trieben sie dort? Und was stellte Ngoma wohl gerade mit meinen Schuhen an?
Ich schenkte mir ein neues Glas Wein ein und steckte mir noch eine Zigarette an. Doch ich nippte nur an dem Wein und legte auch die Zigarette gleich darauf im Aschenbecher ab.
Dann endlich legte ich meinen Kopf zurück und tat, was ich längst hätte tun sollen. Ein Stromschlag aus Erregung als ich meine Hand sehr sacht, sehr langsam und ausführlich über meinen Brüsten kreisen ließ.
Ich schloss die Augen und ließ zu , dass ich ganz und gar in jene Leere fiel, in der zwar keine Vögel sangen, aber wilde Schmetterlinge tanzten.
Vielleicht spürte ich irgendwo in dieser wundervollen Leere schwebend , die weichen vollen Lippen der beiden
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