Pandoras Kuss
fielen mir wieder ein. „Sie dürfen nicht glauben, bei unseren Begegnungen gehe es je um mich und mein Vergnügen, Mademoiselle. Denn alles, was dabei zählt sind nur Sie.“
Na klar.
Ich rief im Revier an, tischte den Kollegen eine Notlüge von wegen eines Kratzers an meinem Wagen auf, und ließ die Nummer von Persephones Oldtimerlimousine überprüfen.
Sie war unter einer Firma registriert, die sich auf Oldtimervermietung und Limousinenservice für Prominente spezialisiert hatte. Ausgerechnet. Ohne Verfügung eines Untersuchungsrichters würde dort keiner die Namen von Kliente n herausgeben. Dazu musste man in der Firma zuviel Angst vor Klatschreportern und Paparazzi haben.
Merde.
Das Ende einer Spur.
Als ich das Telefon zurücklegte , bereute ich beinah die Auskunft überhaupt angefordert zu haben.
Was tat ich da – ein falscher Schritt reichte aus und die dunkle Fee erfuhr, was ich getan hatte.
Und dann?
Alles wäre umsonst gewesen.
Na ja, vielleicht nicht völlig umsonst.
27 .
Gegen Mittag meldete sich Sylvain.
Er entschuldigte sich für sein Verhalten bei unserem letzten Schäferstündchen, und lud mich für diesen Abend zum Essen ein. Das Restaurant entsprach zwar nicht ganz der Liga des Belle Epoque, aber für seine Verhältnisse war es definitiv teuer genug, um die Aufrichtigkeit seiner Reue zu unterstreichen.
Er gab sich Mühe und er klang wirklich geknickt.
Na toll, dachte ich. Gib ihnen, was sie erwarteten und sie behandelten dich so liebevoll wie Wegwerfrasierer. Behandle sie hingegen wie notwendige Übel - schon tanzten sie mit Dackelblick bei dir an, um vor dir auf die Knie zu fallen.
Ich sagte Sylvain zu.
Aber ich nahm mir zugleich vor, dass er so einfach nicht davon kommen würde. Und ich hatte eine Idee.
Ich fand vier Sexshops in der Stadt, die auch am Wochenende geöffnet hatten.
Zwei davon lagen im unteren (und schlechteren) Teil der Rue du Plessy und kamen daher definitiv nicht in Frage.
Die beiden anderen aber befanden sich in der Innenstadt und waren gar nicht soweit voneinander entfernt.
Der eine nannte sich ausgerechnet „ Femme Fatale“ , der andere jedoch „ Doux Enfer – Süße Hölle“
Selbstverständlich entschloss ich mich als gut katholisches Mädchen für die Hölle.
Ich hatte bisher nur zwei Mal einen Sexshop von innen gesehen. Beide Male war ich dabei mit Constance unterwegs gewesen. Und beide Male waren wir ziemlich angetrunken dabei. Ohne das hätten wir nämlich niemals den Mut gefunden einen Fuß über die Schwelle zu setzen.
In meiner Familie wurde über Sex nicht gesprochen. Sexshops waren deswegen nur etwas für Luder, Schlampen oder noch Schlimmeres, und abgesehen davon, sowieso und überhaupt extra tabu . Vielleicht hatte mein Vater ja mit meinen Brüdern irgendwann mal über Sex gesprochen, mit mir tat er es nie. Und das bisschen, was meine Mutter darüber herausließ, war auch keine Hilfe gewesen.
Ich wünschte mir Constance könnte jetzt hier sein um mich zu begleiten. Aber sie war in Paris bei ihrem Chirurgenehemann und ihren Bambini und ich war hier. Außerdem war ich auch gar nicht sicher, ob ich den Mumm gehabt hätte, ihr von dieser neuen und ziemlich beängstigenden Marie Colbert zu berichten.
Die Süße Hölle also.
Um ganz ehrlich zu sein, wartete ich zwanzig Minuten in einem Cafe in der Nähe darauf, bis die einzigen Kunden, die ich durch das Schaufenster im Laden gesehen hatte, wieder gegangen waren, bevor ich durch die Tür trat.
Wo war deine innere Hexe, wenn du sie schon mal brauchtest?
Schon durchs Schaufenster war zu sehen, dass dieser Shop anders war, als die beiden, die ich von meinen Teenagerabenteuern mit Constance kannte.
Schicke , moderne Holz- und Stahlregale und indirektes Licht beherrschten das Geschäft.
Es gab auch keine Porno DVD Abteilung, deren obszöne Cover einem sonst gleich am Eingang ins Gesicht sprangen. Und statt der billigen Made in Hongkong Fummel, an die ich mich vage entsann, stellte man hier die Designerdessous schon mal in Glasvitrinen oder mit Samt ausgeschlagenen Kästchen zur Schau.
Das Mädchen hinter der Ka sse passte zur Auslage. In ihrem Nadelstreifenkostüm und der weiße Bluse hätte sie jederzeit auch in irgendeiner Bank zur Arbeit antreten können.
Ein einziger Blick auf mich und mein Halsband und sie führte mich aus dem vorderen Teil des Ladens in einen Bereich, in dem ich Dinge sah, von denen ich mir sicher war, dass die dunkle Fee nicht nur ihre Vor- ,
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