Pandoras Kuss
Dazu auch andere Gerüche als beim Eintritt der beiden namenlosen Mädchen vorhin. Dominierend war das Aroma von frischem Blumenparfum und neuem Leder, darunter aber auch ein schärferer Ton, den ich nicht zuzuordnen wusste.
Ich spürte den Atem der Blonden auf meiner Haut, bevor sie den Schal aufknotete und herab streifte.
Ich sah.
Das Mädchen von zuvor, diejenige mit der Gerte. Sie trug ihre Stiefel und einen knappen Minirock aus schwarzem Leder, sonst nichts. Sie hatte einen Mann hereingeführt, dessen Augen hinter einer dünnen Schlafmaske aus schimmerndem Stoff verborgen waren. Er war aschblond, nicht besonders groß, aber sicher nicht älter als dreißig. Er war nackt. Seine Lippen waren sinnlich voll und geschwungen, beinah weiblich. Sein Hintern konnte sich in jeder Art von Jeans sehen lassen, seine Brust war rasiert, genauso wie sein Gemächt. Er war erregt, sein errichteter Penis zielte in meine Richtung.
„Gefällt Ihnen, was Sie sehen, Mademoiselle?“ , fragte Persephone neben mir gelassen.
Gefiel mir, was ich da sah?
„Sie dürfen über ihn verfügen. Befehlen Sie, was mit ihm zu geschehen hat. Er ist übrigens auch ganz geschickt im Gebrauch seiner Zunge.“
Ich hatte eine sehr exakte Vorstellung davon, was ich gerade jetzt von diesem ansehnlichen Fremden verlangt hätte. Und dabei wäre seiner angeblich so geschickten Zunge definitiv eine der Hauptrollen zugefallen.
Nur war ich eben auch sicher, dass Persephone darauf bestanden hätte , bei allem, was er und ich anstellten, zuzusehen. Sie hatte mich an diesem Abend schon einmal hinters Licht geführt.
Obwohl alles in mir sich nach Erlösung sehnte, war ich nicht sicher, ob ich ertragen könnte , ihr zum zweiten Mal die Genugtuung eines derart intimen Einblicks zu gestatten.
Persephones Angebot besaß auch einen weiteren Haken.
Denn sie machte mir in knappen kühlen Worten klar, dass sie mich nicht aus meinen Fesseln lösen würde, solange dieser Mann im Raum war.
Andererseits, verkündete die dunkle Fee, hätte ich auch das Mädchen als mein Werkzeug nutzen dürfen. Sie sei bereit dazu , mit dem Fremden anzustellen, was immer ich ihr befahl.
Ich warf einen Blick auf die Hände des Mannes – sie waren gepflegt und kräftig. Bestimmt wusste er auch, was er damit anzustellen hatte. Unter anderen Umständen wären das genau die Hände gewesen, von denen ich mir vorstellen konnte, dass sie meine Brüste, meinen Bauch und Po streichelten und sich fest um meinen Nacken legten, während er seine unternehmungslustigen Stängel in mein Töpfchen tauchte.
Lass es zu , rief etwas in mir. Vergiss deine blöde Scham. Sie zusehen zu lassen macht es nur noch aufregender.
„Ich habe keine Verwendung für ihn“ , hörte ich mich sagen. Meine Stimme klang belegt – kratzig.
„Sie sind sicher, Mademoiselle?“
Heilige Mutter Gottes – natürlich war ich nicht sicher.
Ich stand nackt, mit über dem Kopf gefesselten Armen vor einem Spiegel, mein Mund war trocken, meine Kehle voller Klöße, mein Allerheiligstes tropfte und in meinem Bauch stolperten die Schmetterlinge übereinander. Welche Frau hätte da in auch nur sicher sein können, dass die Sonne den Tag und der Mond die Nacht beschien?
Das Mädchen mit dem Lederrock warf einen fragenden Blick zu Persephone, dann zuckte sie die Achseln und führte den Mann wieder zur Tür hinaus.
Persephone wartete ab bis die Schritte der beiden den Flur herab verklungen waren.
„Machen Sie sie los. Helfen Sie ihr beim Ankleiden. Ich erwarte, dass sie in zehn Minuten bereit ist.“ Die dunkle Fee sprach mit ihrer blonden Spielgefährtin über mich, als sei ich gar nicht da.
„Und Mademoiselle“ , wandte sie sich plötzlich an mich, “Ich will Sie neben mir, mit dem Geruch nach Schweiß und unerfülltem Begehren auf Ihrer Haut. Rechnen Sie also gar nicht erst mit einer Dusche.“
Als sie dann zur Tür den Raum durchquerte, sah ich sie in dem Spiegel. Sie wirkte so kalt – ein Eskimo hätte sich mitten in der Sahara neben ihr eine Erkältung holen können.
Mir kam der Gedanke , dass es ihr sehr gut ins Konzept passte, dass ich ihr Spielzimmer unerlöst verlassen würde.
Dieser Gedanke stammte definitiv nicht aus irgendeiner Kammer meines Bewusstseins, die auch nur in der Nähe von jener lag in die sich Schwester Marie-Claire , die letzten beiden Stunden über verkrochen hatte. Eigentlich war es sogar höchst unwahrscheinlich, dass dieser Gedanke und Schwester Marie-Claire sich gerade
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