Pandoras Kuss
nicht wohl fühlen.
Vor allem aber sähe Savonne sich gezwungen , für jede einzelne Besprechung mit seinem Mandanten ein paar Hundert Kilometer durch fast ganz Südfrankreich und wieder zurück zu fahren. Und das alles für die paar Euro Honorar, die er von Kavakian für dessen Verteidigung kassierte.
„Das ist Erpressung, Monsieur …“ , zischte Savonne.
Rava lächelte mich an und zuckte die Achseln. Mit Erpressung kannte er sich ganz sicher aus. Er wusste allerdings auch wie er damit davon kam.
Wurde ich rot?
Und ob.
Schmolz ich einfach so dahin?
Hm … ja.
Mal ehrlich, wann erscheint frau denn im wahren Leben schon mal ein tapferer Ritter , um sie aus den Fängen des Drachen zu befreien? Doch genau das hatte Rava gerade getan. Er hatte mich aus den Fängen des Drachen Markowsky befreit, und er hatte so ganz nebenbei auch noch diesen Winkeladvokaten in die Schranken verwiesen.
Schwester Marie-Claires moralischer Zeigefinger wuchs zu seiner zehnfachen Größe an , während sie ihn hysterisch vor mir her wedelte. „Er ist verheiratet!“, rief sie entsetzt. „Schon, dass du auch nur daran denkst, ihn in dein Lotterbett zu ziehen, ist eine Sünde!“
Ich ignorierte sie so gut es ging.
Hätte ich Rava denn in mein Bett gezogen?
Oh ja.
Nichts lieber als das.
Am besten gleich jetzt und hier.
„Monsieur l’Avocat … wie entscheiden Sie sich? Capitaine Hublot, Sergeant Colbert und Lieutenant Markowsky haben heute noch mehr zu tun als hier auf Sie zu warten.“
Savonne funkelte Rava böse an. Dann packte er sein Dossier in den Aktenkoffer und erhob sich.
„Ich hab von Ihnen gehört, Monsieur. Das hier ist nicht Marseille. Auf die Dauer kommen Sie hier mit diesen Methoden nicht durch“ , sagte er und drängte sich dann an Hublot und mir vorbei zur Tür.
Markowsky war der Einzige, der noch immer an seinem Platz am Tisch saß. Er lockerte seinen Schlips, öffnete den Hemdkragen, sah dann grinsend zu Rava und wies auf die Tür durch die Savonne gerade verschwunden war.
„Der schickt Ihnen bestimmt keine Weihnachtskarte mehr, Chef .“
Rava lächelte fröhlich zurück.
„Ich bin untröstlich…“
Während wir alle mi teinander auf den Flur traten (ich mit weichen Knien) lud Hublot Rava, Markowsky und mich zu einem Kaffee ein. Und solange nur garantiert war, dass Rava dabei neben mir stand, hätte ich in diesem Moment sogar eine Einladung auf ein schönes großes Glas abgestandenen Blumenwassers angenommen.
Auf dem Weg zu Hublots Büro nahm Rava mich für einen Moment zur Seite.
„Meine Frau und ich geben nächste Woche eine kleine Party in unserem neuen Haus. Wäre wunderbar, falls Sie die Zeit finden können, Mademoiselle Colbert“, sagte er.
„Natürlich“ , hörte ich mich antworten, bevor Rava sich mit einem Lächeln abwandte und wieder zu Hublot und der Beulenpest aufschloss.
Und ich?
Ich trabte hinter ihnen drein und bekam kaum irgendein vernünftiges Wort heraus, während wir alle in Hublots Büro unseren Kaffee tranken.
31 .
Ich saß zu Hause auf der Couch (meinem absoluten Lieblingsteil in der Wohnung) und fragte mich, ob ich den Verstand verloren hatte.
Hieß es nicht, dass die Verrückten selbst immer zuletzt begriffen, dass sie den Verstand verloren hatten?
Ich hatte im Internet alles zu Rava gelesen, was es dort über ihn zu finden gab. Er war nicht nur Weltklassesegler, Meisterschütze, Hobbyrennfahrer und Polospieler. Er war auch nicht ganz arm. Seine Familie besaß eine Privatbank, um die sich seit dem Tod des Vaters Ravas Bruder Pierre kümmerte.
Was erklärte , weshalb Rava sich solch teure Hobbys wie Regattasegeln, Polo und Motorradrennen leisten konnte. Obwohl er offensichtlich nicht besonderes scharf darauf war durch die Klatschkolumnen gezogen zu werden (Ich meine – wer ist schon scharf darauf ?), tauchte er ab und zu doch darin auf. Und dann auch nie ohne seine Frau, deren Attraktivitätsniveau auf einer Skala von null bis zehn ungefähr bei elfeinhalb lag.
Genau das war jetzt der Zeitpunkt darauf zurück zu kommen, weshalb ich vielleicht meinen Verstand verloren hatte.
Seit drei Tagen (seit meiner Rettung aus den Fängen des schmierigen Savonne) verging kaum eine Minute, in der ich nicht irgendwie an Rava dachte und daran, was ich mit ihm anstellen könnte, sollte er denn je wirklich mit mir zwischen die Laken hüpfen.
Das war schon größenwahnsinnig oder? Wer war ich denn, dass mich ein Mann von Ravas Format
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