Pandoras Kuss
begehren würde?
War Größenwahnsinn genug , um einen für ein paar Wochen Zwangsurlaub in einer Nervenklinik zu qualifizieren?
Garantier t!
Noch vor ein paar Wochen wäre ich nicht einmal auf die Idee gekommen Rava auch nur ohne rot zu werden geradeheraus in die Augen zu blicken. Doch jetzt dachte ich ernsthaft darüber nach, wie ich ihn in mein Bett bekam?
Das war schon verrückt.
Wo genau lag noch mal Marie Colberts Attraktivitätslevel gemessen an dem elfeinhalb von Ravas Frau Maxine?
Bei m inus drei?
Na klar – die Ehe machte Männer abenteuerlustig. Und hielt frau sich Ravas gefährliche Hobbys vor Augen, dann galt das in seinem Fall offenbar noch mehr als für andere erfolgreiche Männer im besten Alter.
Doch , er musste ja noch nicht einmal wirklich mit den Fingern schnippen, damit ihm so ziemlich alle weiblichen Wesen zwischen 15 und 60 zu Füßen lagen. Also, weshalb sollte er sich da gerade mit mir einlassen wollen?
Keine Ahnung. Nicht wirklich.
Trotzdem hatte mir Mathilde Hollande aus dem Schreibpool des Präsidiums vorgestern am Telefon gesteckt, dass Rava vor drei Tagen angeblich alles stehen und liegen gelassen hätte, um zu meiner Rettung ins 18. Revier zu eilen. Außerdem hatte er mich zu seiner Party eingeladen.
Ach und als ob das noch nicht genug war, gab es da ja immer noch die dunkle Fee und deren bizarre Sex-Spiele.
War ich immer noch überzeugt, dass Rava auf irgendeine Weise hinter der ominösen Vereinbarung zwischen Persephone und mir steckte?
Das war ich.
Okay, dachte ich und begriff, dass das Unmögliche plötzlich nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich geworden war.
Rava war wirklich an mir interessiert.
Sicher, er war sexy, er sah gut aus, war ein Meisterschütze, Polospieler, Bergsteiger und Rennfahrer, außerdem war er ziemlich reich, aber er war zugleich auch verheiratet . Doch vor allem war er ein Freak, der darauf stand, das Objekt der Begierde von Persephone und ihrer blonden Modelschönheit erpressen zu lassen.
Er bestieg Berge im Himalaja, er fuhr Motorradrennen, gewann Schützenmeisterschaften und hatte höchstpersönlich in Marseille gefährliche Kriminellengangs zerschlagen. Nicht nötig erst einen Profiler zu bemühen um das Offensichtliche festzustellen. Natürlich passte diese Erpressung zu ihm, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Das Abenteuer, die Ungewissheit und sexuelle Spannung – dieses ganze Spiel mit Schatten und Masken - mussten einen Adrenalinjunkie wie ihn ja anturnen.
Merde .
Ich schenkte mir noch ein Glas eisgekühlten Weißwein ein.
Was sollte ich tun?
Rava ignorieren und der dunklen Fee den Finger zeigen, sobald sie sich wieder meldete , um mich zu einem neuen dieser schrägen Auftritte zu zwingen?
Dazu war ich nicht mehr in der Lage , und zwar nicht nur wegen meiner Familie und meiner Beförderung, sondern auch wegen Rava. Ich war scharf auf diesen Mann wie ich noch auf keinen anderen Mann scharf gewesen war. Aber genauso erschreckte er mich auch. Und ich war unfähig zu entscheiden, ob mich seine freakig düstere Seite anzog, gerade WEIL sie mich andererseits so erschreckte. Falls es das war – Gute Nacht –, dann war ich womöglich wirklich reif für die Couch.
N ormal konnte das nicht sein.
Ich setzte das Weinglas hart auf dem Tisch ab.
Hatte ich mich etwa gerade eben mit Persephones verflixten Spielchen abgefunden, nur weil ich Rava dahinter vermutete?
Schwer zu sagen.
Ravas Erscheinen hatte die Karten auf jeden Fall neu gemischt. Und ich war nun mal gezwungen sie auszuspielen, wie sie kamen.
Also, Marie Colbert, bist du nun verrückt geworden oder nicht?
„Gar keine Frage!“, antwortete Schwester Marie-Claire und verschränkte trotzig und enttäuscht die Arme auf der Brust.
„Na und“ , meinte die verruchte kleine Hexe. „Hauptsache es macht Spaß!“
Oh toll, dachte ich und stellte fest, dass ich noch mehr Wein brauchte. Und zwar viel mehr.
„Er ist verheiratet!“, rief Schwester Marie-Claire entrüstet. Die schamlose kleine Hexe vergrub ihr Gesicht zwischen den Kissen ihres Faulenzerdiwans.
V . Teil
Wieder stand ein Wochenende bevor. Persephone hatte unsere Treffen bisher stets auf die Wochenenden beschränkt. Das musste frau ihr schon lassen, sie nahm durchaus Rücksicht auf die Anforderungen meines Jobs. Denn mitten in der Woche nach acht Stunden Dienst noch mit irgendwelchen Verrenkungen in einem ihrer Spielzimmer konfrontiert zu werden,
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