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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Angst.«
    »Carolina?« Phillip sah Grady an. »Warum sollte sie …« Er brach ab. »Das Cottage dort, wo ihre Mutter starb?«
    »Nein«, erwiderte Grady schroff. »Dort würde sie sich nicht so sehr fürchten. Sie will zu der Höhle.«
    »Warum?«
    »Was meinen Sie, warum? Ihre Mutter hat sie kurz vor ihrem Tod dorthin geschickt. Vielleicht denkt sie, sie ist dort sicherer.«
    »Sicherer?«
    Grady fluchte leise. »Die verdammte Frau spricht eine Einladung aus.«
    Es ist nicht sicherer, Megan. Mach das nicht. Lass mich dir helfen.
    Er konnte sie nicht erreichen. Sie konzentrierte sich zu sehr auf ihr Vorhaben.
    »Eine Einladung?«
    »Sie will die Stimmen an sich heranlassen.«
    »Nein«, hauchte Phillip. »Es wird sein wie bei Nora. Sie wird wahnsinnig. Halten Sie sie auf.«
    »Das geht nicht. Sie ist verdammt stark. Sie bekämpft mich genauso sehr wie die Stimmen. Ich kann ihr nicht helfen. Möglicherweise habe ich mehr Erfolg, wenn ich bei ihr bin.«
    »Wenn es dann nicht zu spät ist«, gab Phillip niedergeschlagen zurück. »Nora hat dreimal versucht, sich das Leben zu nehmen, bevor ich sie einweisen ließ, und sie hat Jahre mit ihren Stimmen gelebt. Ein solches Trauma ohne Vorbereitung …«
    »Hören Sie auf, davon zu faseln«, wies Grady ihn harsch zurecht. »Ich weiß, was passieren kann. Aber Megans Mutter hat ohne Hilfe überlebt. Vielleicht ist Megan in der Lage …« Er wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht, wozu sie imstande ist. Wir müssen zu ihr.«
     
    Ich habe sie verloren, dachte Darnell wütend, als er sah, dass Megan Blairs Camry am Strand parkte. Sie saß nicht im Wagen, war nirgendwo zu sehen. Auf der Fahrt hierher war er nicht allzu dicht zu ihr aufgeschlossen, um nicht entdeckt zu werden. Sie hatte ein wenig zu entschlossen gewirkt, als er versucht hatte, sie von der Brücke zu drängen. Er hatte beobachtet, wie sie vor ein paar Minuten von der Landstraße abgebogen und zum Strand gefahren war. Er stellte seinen Truck hinter einem verlassenen Hotdog-Stand an der Straße ab und ging zu Fuß weiter.
    War sie in eins dieser Cottages gegangen? In keinem brannte Licht. Wenn er sie ertränkte, könnte es wie ein Unfall oder wie Selbstmord aussehen. In jedem Fall wäre es eine günstige Methode, sie zu eliminieren.
    Wieso sollte er ihr nachlaufen? Sie würde ohnehin zu ihrem Auto zurückkommen.
    Und er konnte warten.
     
    Zwölf Jahre.
    Sie wollte nicht in diese Höhle gehen.
    Hör auf zu zittern. Tu es.
    Mit ihrer Mutter war sie in den Jahren, in denen sie am Strand gewohnt hatten, oft hier gewesen, aber sie konnte sich nur noch erinnern, wie sie zum letzten Mal den Hügel hinaufgelaufen war.
    Sie sank auf die Knie und kauerte sich an den kalten Felsen.
    Ich bin hier, Mama.
    Aber Mama war nicht da. Außer Megan war niemand da.
    Und vielleicht die Stimmen …
    Hast du mich belogen, Mama?
    Okay, mal sehen, was ich herausfinden kann. Wie soll ich vorgehen?
    Entspann dich. Öffne dich und warte, was geschieht.
    Stimmen. Schreie. Schmerz.
    Sie schreckte zusammen und versuchte zurückzuweichen.
    Nein. Stell dich. Sieh dir an, was hier ist. Zwing dich dazu.
    Sie biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte.
    Stimmengewirr.
    Es wollte nicht enden.
    Ich verstehe nichts. Ich verstehe nichts. Ich verstehe nichts.
    Stimmen. Schmerz. Unverständliche Echos.
    Sie wimmerte und bedeckte den Kopf mit dem Arm.
    Nein, nicht vollkommen unverständlich. Eine Stimme war lauter als die anderen – eine wütende Männerstimme.
    Schlampe. Hure. Mein eigener Bruder.
    Nein, Hiram. Bleib weg von mir. Schubs mich nicht. Wir haben nicht …
    Ein langer Schrei …
    Das Stimmengewirr kehrte zurück.
    Mein Baby. Mein kleiner John. Verlass mich nicht.
    Stimmengewirr.
    Es ist dein Kind, du Bastard. Du kannst mich nicht im Stich lassen, auch wenn du einer der einflussreichen, mächtigen Pearsalls bist. Ich werde überall herumerzählen , dass du …
    Die eine Stimme verstummte.
    Wieder dieses Raunen.
    Sie spürte die Tränen, die ihr über die Wangen liefen.
    Geht weg. Ich will euren Schmerz nicht hören. Ich kann euch nicht helfen, verdammt.
    Stimmen stießen, stachen, erstickten sie.
    Zorn loderte auf. »Verschwindet. Ich lasse nicht zu, dass ihr mir das antut. Ich dulde das nicht.«
    Die Stimmen verschwanden.
    Sie schnappte erschrocken nach Luft. Ist das alles, was sie tun musste? Die Wut bündeln, zielen und das Bombardement abwehren?
    Verdammt, das war ein Irrtum; sie hörte sie immer noch.
    Nein, das war keine Stimme.
    Mama,

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