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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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imstande gewesen war, sollte sie die gleiche Fähigkeit besitzen.
    Vielleicht.
    Sie schloss die Augen – der Gedanke, diesem Horror Zügel anlegen zu müssen, versetzte sie in Panik. Am liebsten hätte sie sich wieder unter die Bettdecke verkrochen.
    Sei kein Feigling, schalt sie sich ärgerlich. Du weißt nicht mal, ob dieser übersinnliche Unsinn wahr ist, und trotzdem schreckst du zurück. Geh der Wahrheit auf den Grund. Grady hatte behauptet, die Kontrolle über die Stimmen nur teilweise gelockert zu haben, und das bedeutete auch, dass er ihre Erinnerungen filterte. Diese Macht musste sie ihm nehmen.
    So konnte sie nicht leben. Sie musste ergründen, ob ihre Mutter tatsächlich ermordet worden war, wie Grady behauptet hatte. Den Gedanken, dass sie niemals sicher sein könnte, ob sie eine mentale Störung hatte oder nicht, konnte sie genauso wenig ertragen wie die Vorstellung, unter Gradys Knute zu stehen.
    Und sie konnte nicht zulassen, dass diese verdammten Stimmen ihr Leben bestimmten.
    Sie schlug die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Zieh dich an. Hör auf zu zittern. Du weißt, was zu tun ist.
    Du weißt, wohin du gehen musst.
     
    Panik!
    Grady schreckte auf dem Stuhl vor dem Computer zusammen, als er Megans Entsetzen und ihre Angst spürte.
    Was, zum Teufel …
    Sein Handy klingelte. Phillip.
    Er nahm den Anruf entgegen. »Verdammt, was geht da vor, Phillip?«
    »Sagen Sie’s mir«, gab Phillip zurück. »Sie ist weg.«
    »Wohin ist sie?«
    »Keine Ahnung. Ich habe gehört, wie ein Auto losfuhr, und lief hinaus, um nachzusehen. Mein Camry war weg und Megan auch. Molino?«
    »Möglich.« Nein, die Angst, die Megan verspürte, war nicht auf eine Person fokussiert. »Allerdings glaube ich das nicht. Trotzdem ist sie außer sich vor Angst.«
    »Vor Ihnen? Sie sagte, sie fühle sich hilflos, und es gefiel ihr gar nicht, dass Sie sie manipulieren können.«
    »Sie war wütend auf mich, hatte aber keine Angst vor mir.«
    »Warum ist sie dann fortgelaufen? Als ich sie verließ, hatte sie sich mit mir ausgesöhnt. Verdammt, Sie haben doch angeblich all diese übersinnlichen Talente, und wenn sie gebraucht werden, können Sie sie nicht nutzen?«
    »Ich hab Ihnen gesagt, dass ich kein Gedankenleser bin. Gelegentlich schnappe ich einen flüchtigen Gedanken auf, aber …«
    »Wie können wir sie dann finden?«
    »Ich muss kein Gedankenleser sein, um mit Megan in Kontakt zu treten. Ihre Emotionen sind wie ein Schrei, und vielleicht kann ich sie orten. Wir waren zwölf Jahre mental verbunden, und sie hat mir laute, klare Signale gesendet.«
    »Also, wo ist sie?«
    »So einfach ist das nicht. Ich kann sie fühlen und deshalb vielleicht aufspüren, aber ansonsten bin ich so blind wie Sie.« Er stand auf. »Und ich habe keine Zeit, mit Ihnen zu diskutieren. Ich hole Sie in fünfzehn Minuten ab. Wir müssen ihr nachfahren. Es ist möglich, dass ich Sie als Prellbock brauche, wenn wir sie finden. Sie mag sich jetzt noch nicht vor Molino fürchten, aber das kann nicht mehr lange dauern. Ich wette, Ihr Haus stand heute Nacht, als sie losfuhr, unter Beobachtung.«
    Phillip fluchte verhalten. »Ich warte auf Sie.« Damit legte er auf.
    Grady schnappte sich seine Jacke und stürmte zur Tür. Megans Horror wuchs von Minute zu Minute. Er spürte die Spannung und die eisigen Schauer, die sie überliefen. Lieber Gott, ist das kalt, dachte Megan.
    Sie umklammerte das Lenkrad, damit ihre Hände nicht zitterten. Atme tief durch, und denk nicht an das, was dich erwartet.
    Denk an etwas Schönes.
    Bis zu dieser Minute war ihr nicht klar gewesen, wie schwer es war, sich an unbeschwerte, glückliche Augenblicke zu erinnern. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie nur Arbeit und Pflichten gekannt.
    Davy.
    Davy, der herumtobt und sie anfleht, ihn auf dem Elefanten reiten zu lassen, sie strahlend ansieht.
    Ja, sie konnte die Angst in Schach halten, wenn sie an Davy dachte.
     
    »Wo ist sie?«, stieß Phillip durch zusammengebissene Zähne hervor. »Seit einer Stunde fahren Sie ziellos herum.«
    »Halten Sie den Mund, Phillip.« Grady war gereizt. »Wenn ich das wüsste, würde ich … Sie ist ruhiger, nicht mehr so verängstigt. Ich kann sie nicht aufspüren, verflucht noch mal.«
    »Was, wenn Molino sie zuerst findet? Sie haben gesagt, dass ihr vermutlich jemand gefolgt ist.«
    O Gott, ich will das nicht tun.
    »Osten.« Grady trat aufs Gaspedal. »Sie ist in der Nähe der Grenze zu Carolina. Sie fühlt sich dort nicht wohl. Es macht ihr

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