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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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und er sagte, ihr hättet einen ganzen Sommer mit ihm verbracht und dass du ihn möglicherweise besser kennst als ich.«
    Neal warf den Kopf in den Nacken und lachte über etwas, was Sarah gesagt hatte.
    Neal saß still auf einer Düne – die Arme umschlangen seine Knie – und beobachtete Megan, die in der Brandung watete.
    »Lieber Himmel, du kannst den Blick nicht von ihm losreißen, wie?« , neckte sie ihre Mutter. »Ich glaube, du hast dich in unseren Neal verknallt. Oh, keine Sorge, ich werde ihm nichts davon sagen. « Sie wurde ernst. »Pass nur auf, dass du ihn nicht zu sehr magst, Baby. Ich weiß, er ist dir ein wunderbarer Spielkamerad, aber er ist viel älter als du. Er hat schon zu viel erlebt. Als ich ihn kennenlernte, hatte ich mütterliche Gefühle für ihn. Und als wir Freunde wurden, dachte ich, ich hätte Merlin vor mir, der immer jünger statt älter wird. «
    »Das ist Quatsch, Mama. «
    »Wahrscheinlich. « Sie schmunzelte. »Aber es ist unhöflich von dir, darauf hinzuweisen, wenn ich versuche, tiefgründig zu sein. «
    Ja, ich glaubte, Neal Grady zu kennen, dachte Megan. Aber ich habe ihn mit den Augen eines einsamen Teenagers gesehen und war blind für all die Dinge, die sie nicht wahrhaben wollte. »Im Grunde weiß ich gar nichts über ihn. Als er in jenem Sommer auftauchte, erzählte meine Mutter, dass sie ihm früher schon einmal begegnet sei. Er kam mir nicht vor … er war anders.« Sie wiederholte ihre Frage: »Wer ist er? Weich mir nicht aus, Phillip.«
    »Das tue ich nicht. Ich ordne meine Gedanken. Ich erzähle dir, was ich über ihn weiß. Er ist in den Ghettos von New Orleans geboren und aufgewachsen. Als er sechzehn war, wurde er fürs Militär angeworben und später in eine Spezialeinheit versetzt.« Phillip verzog das Gesicht. »Da er keine Lust hatte, die angeblich bösen Buben niederzumetzeln, diente er als Berater.«
    »Berater?«
    »Unsere Regierung hat seit Jahrzehnten eine parapsychologische Abteilung, genau wie die Russen und einige europäische Staaten. Sie sprechen nicht darüber, aber eine solche Abteilung gib es wirklich. In der letzten Zeit zieht die CIA die Fachleute immer öfter zu Rate. In manchen Delta-Einheiten gibt es jemanden mit außergewöhnlichen Fähigkeiten – Gedankenleser, Hellseher, Kontrolleure. Sie nutzen jedes Talent, das ihnen Vorteile verschafft. Ein Mann wie Grady muss ihnen wie ein Gottesgeschenk vorgekommen sein.«
    »Wieso? Welches Talent hat er?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, was er alles kann. Ich glaube, er kann für manche Leute die Realität verschleiern, Gedächtnisverlust bewirken, die Gedanken kontrollieren. Ich weiß, dass er für meine Frau ein Puffer war und dafür sorgte, dass sie den Verstand nicht verlor. Nach dem Tod deiner Mutter quittierte er seinen Dienst beim Militär und begann, in einer Psychic Investigative Group unter der Leitung von Michael Travis in Virginia zu arbeiten.«
    Megan sah ihn ungläubig an. »Noch mehr Spinner.«
    »Nein, authentische übersinnlich Begabte. Ehe ich Grady meine Nora anvertraut habe, bat ich ihn, mich hinzubringen, damit ich mir alles ansehen kann. Ich bin nicht leichtgläubig, war aber ziemlich beeindruckt. Ich hatte mit einem Haufen Schwindlern und Scharlatanen gerechnet und habe etwas gefunden, was mir die Augen für eine ganz neue Welt geöffnet hat.« Er verzog das Gesicht. »Und es hat mir höllische Angst eingejagt. Ich brauchte eine Woche, um darüber hinwegzukommen, dann gab ich Grady die Erlaubnis, meiner Frau beizustehen.«
    »Willst du damit sagen, dass er so was wie ein übersinnlicher Wohltäter ist, der herumläuft und Wasser in Wein verwandelt?«
    »Nein, ich erkläre dir nur, dass Grady gelegentlich in speziellen Fällen hilft. Eigentlich beschäftigt er sich mit etwas anderem.«
    »Womit?«
    »Ich glaube, er ist auf der Suche nach etwas. Frag ihn selbst.«
    »Würde er mir das verraten?«
    »Ja.« Er presste kurz die Lippen zusammen. »Ich bin ziemlich sicher, dass er es dir sagt.«
    Sie schwieg eine Weile, dann stellte sie fest: »Du traust ihm nicht.«
    »Nora hab ich ihm anvertraut. Ich weiß nicht, ob ich das in deinem Fall auch tun kann. Dies ist eine ganz andere Situation.«
    »Du brauchst mich ihm nicht anzuvertrauen. Ich bin kein Kind und treffe meine eigenen Entscheidungen.« Sie schüttelte müde den Kopf. »Und ich weiß nicht, was ich von alldem halten soll. Es ist verrückt. Wenn ich dir glaube, dann muss ich auch das glauben, was mir Grady

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