Pandoras Tochter
gewaltig gestört. Du hast zu viel für ihn empfunden. Ich fühlte mich damals einerseits, als würde ich selbst mit dir schlafen, und kam mir andererseits vor wie ein Voyeur. Das hat mich teuflisch durcheinandergebracht. Danach musste ich einen Weg finden, mich während deiner intimen Momente von dir abzuschirmen.«
Ihre Wangen brannten. »Versuchst du, mich in Verlegenheit zu bringen? Hör auf, so zu reden. Du bist fast ein Fremder für mich.«
»Fast.« Er öffnete ihr die Wagentür. »Das ist das Schlüsselwort. In jenem Sommer am Strand hast du mich sehr gut gekannt.«
»Das dachte ich.« Sie stieg ein. »Was hast du vor, Grady? Was führst du im Schilde?«
»Liebe Güte, wie misstrauisch du bist! Du wolltest doch, dass ich offen und aufrichtig zu dir bin. Ich komme lediglich deiner Bitte nach.«
Und zeigte das Charisma und die erotische Ausstrahlung, die sie bereits vor all den Jahren für ihn eingenommen hatten. »Warum jetzt?«
»Weil wir uns in den nächsten Wochen sehr nahekommen werden. Ich möchte alles offenlegen, damit du dich konzentrieren kannst. Ich lasse nicht zu, dass dir irgendetwas im Wege steht. Es gibt nur einen Aspekt, der unmittelbar Probleme verursachen kann.« Er stieg ein und startete den Motor. »Und es darf nicht sein, dass dich unterschwellige Empfindungen ablenken. Die können manchmal schlimmer sein als …« Er brach ab, als er aus der Parklücke zurücksetzte. »Du möchtest das nicht hören, deshalb fasse ich mich kurz: Ich will mit dir schlafen. Ich würde gern all das tun, was dieser Medera mit dir gemacht hat, und mehr. Von dem Moment an, in dem ich dich im Zoo wiedergesehen habe, wollte ich dich haben. Zur Hölle, vielleicht sogar schon vorher.«
Für einen Augenblick verschlug es ihr die Sprache. »Du hast recht«, sagte sie schließlich. »Ich will das nicht hören.«
»Ich bin fast fertig. Falls du merken solltest, dass ich dich ansehe, als wollte ich mich auf dich stürzen, dann liegt das daran, dass ich mir genau das wünsche. Du brauchst dich nicht zu fragen, was ich möchte oder welche Schritte ich tue, wenn du mir eine Chance gibst. In diesem Punkt bin ich absolut egoistisch.« Er bog auf die Straße ein. »Andererseits liegt das, was ich eigentlich an dir wertschätze, nicht zwischen deinen Beinen. Ich werde nicht riskieren, dass du mir deine Hilfe versagst, indem ich dich in mein Bett zerre.«
Sie bemühte sich, ihren Ton ruhig zu halten. »War’s das jetzt?«
»Ja. Ist das aufrichtig genug für dich?«
Sie kam sich vor, als hätte er sie in einen Glutofen gesteckt. Sein schonungsloses Bekenntnis hätte beleidigend sein können, aber es hatte sie erregt. Sie war atemlos, ihr ganzer Körper prickelte und machte sich bereit. Erinnerungen an den Grady von früher und diesen anderen, dunkleren, gefährlicheren, erfahreneren Grady verschmolzen miteinander und wurden eins.
»Ja, es ist aufrichtig genug.« Seine dunklen Augen glühten und blickten in ihre. Ihre Mutter hatte ihn mit einem Renaissance-Prinzen verglichen, und jetzt verstand Megan, warum. Die sinnlich geschwungenen Lippen, die hohlen Wangen, sein wissender, leidenschaftlicher Gesichtsausdruck. Hastig wandte sie den Blick von ihm. »Mich stört es nicht, dass du mit mir schlafen willst, solange du nicht versuchst, mich zu vergewaltigen. Solltest du das probieren, haue ich dich um. Können wir jetzt über was anderes reden?«
»Unbedingt.« Er verzog das Gesicht und schaute an sich herunter. »Diese Unterhaltung bereitet mir großes Unbehagen. Dennoch hielt ich sie für nötig, um die Dinge zwischen uns zu klären, ehe wir weitermachen. Du bist so feinfühlig, dass du ohnehin gemerkt hättest, was mit mir los ist.«
Um die Dinge zu klären? Gar nichts war geklärt. Zwischen ihnen knisterte es, dass sie kaum noch Luft bekam. »Lieber Gott, können wir aufhören, darüber zu reden, wie geil du bist, und würdest du mir stattdessen endlich sagen, warum ich hier bin? Ich denke, das ist ein bisschen wichtiger.«
Er starrte sie erstaunt an, dann warf er den Kopf zurück und lachte. »Sorry.« Seine Augen blitzten. »Für Männer ist der Grad ihrer Geilheit das Wichtigste. Das beherrscht unser Leben.« Er schaute wieder auf die Straße. »Ich bemühe mich von jetzt an, dich nicht mehr mit diesem Thema zu langweilen. Gleich da vorn ist ein Restaurant. Ich denke, wir könnten dort haltmachen und etwas essen, was meinst du? Harley war sehr besorgt, weil du so wenig gegessen hast. Bestimmt fragt er mich
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