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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gewisse potentielle Talente – Talente, die nicht oft vorkommen. Er hatte bisher nur in den Aufzeichnungen der Inquisition darüber gelesen und bereits Ermittler darauf angesetzt, die Kernfamilie ausfindig zu machen. In dem Ordner befanden sich auch Berichte über die Arbeit dieser Männer.«
    »Über Edmund?«
    »Mich hat es Jahre gekostet herauszufinden, wer als Bewahrer der Chronik in Frage kam und wo er sich aufhielt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viele falsche Spuren ich verfolgt habe. Die Familie schützt sich wirksam. Ich las alle Zeitungsberichte über angebliche übersinnliche Phänomene, und das verschaffte mir schließlich den Durchbruch. Wenn in der Presse darüber berichtet wurde, bestand die Möglichkeit, dass es sich um ein Familienmitglied handelte, das von seiner Zugehörigkeit zu den Devanez nichts wusste und gerade erst sein Talent entdeckte. Und wer, wenn nicht ein Mitglied des engsten Familienkreises, würde herbeieilen, um dem Betreffenden zu helfen und dafür zu sorgen, dass die Story keine weiten Kreise zieht, und die Vorkommnisse als Schwindel darzustellen.«
    »Edmund?«
    »Nein. Es war jedes Mal ein anderer. Ich beobachtete und erstellte eine Liste von den möglichen Bewahrern der Chronik. Die meisten Devanez-Abkömmlinge schienen gar nichts miteinander zu tun zu haben. Es gab nur einen einzigen Mann, der offenbar alle kannte und ständig unterwegs war.«
    »Und auf dieselbe Weise hat auch Molino von Edmund erfahren?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er so vorgegangen wie ich. Aber ich vermute, seine Männer haben ein Familienmitglied gefunden und zum Reden gebracht.« Er verzog die Lippen. »Diese Methode war schneller. Molino spürte Edmund Gillem zwei Tage vor mir auf.« Er fluchte leise. »Ich war nur zwei verdammte Tage zu spät.«
    »Molino muss verrückt sein. Ich habe nie einen bösartigeren Menschen gesehen.«
    »Widerlich. Absolut widerlich. Und er ist versessen darauf, die Chronik zu finden. Peter Sienna hat ihn bisher bei der Suche unterstützt, aber ihm geht’s vermutlich nur um die Bankkonten.«
    »Die Bankkonten?«
    »Es heißt, dass in der Chronik die Bankverbindungen der Devanez-Familie aufgelistet sind – Nummernkonten in der Schweiz oder anderen Steueroasen. Die Devanez waren, wie gesagt, sehr geschickt mit ihren Investitionen. Im Laufe der Jahrhunderte häuften sie ungeheure Vermögen an. So viel Geld ist gefährlich. Es erregt Aufmerksamkeit, und das ist das Letzte, was die Familie gebrauchen kann. Deshalb haben sie ihre Reichtümer aufgeteilt und auf anonymen Konten deponiert, für den Fall, dass sie etwas davon brauchen.«
    »Und jeder, der die Chronik in die Hände bekommt, hätte Zugang zu diesen Konten«, ergänzte Megan. »Das wäre, als würde man auf eine Goldmine stoßen.«
    »Und ich wette, dass Sienna sich alle Finger danach ablecken würde«, sagte Grady grimmig. »Ich habe gehört, dass er sich bemüht, ordentlich viel Geld zu scheffeln, damit er seine eigene Organisation aufbauen kann. Er ist nicht in kriminellen Kreisen groß geworden wie Molino, zudem ist er ein ziemlicher Snob. Er hält sich für ungeheuer schlau und ist sich zu schade, für einen anderen zu arbeiten. Und Molino schert sich keinen Deut um diese Bankkonten.«
    »Du sagtest, er ist auf Vendetta aus?« Megan konnte es nicht glauben. »Er will jedes Familienmitglied, das in der Chronik verzeichnet ist, vernichten?«
    »Er hasste deine Mutter. Und er hasst dich. Ja, und ich denke, er würde jeden umbringen, der irgendwie mit dir in Verbindung steht. Das wäre ihm ein großes Vergnügen. Er ist wie besessen von dem Gedanken daran. Sein Sohn war der einzige Mensch, den er je geliebt hat, und Sarah hat ihm Steven genommen.«
    »Er hat es genossen, Edmund weh zu tun«, sagte sie leise. »Ich konnte das nicht verstehen. Solche Gefühle sind mir … fremd. Und Edmunds Empfindungen waren ganz anders. Er bemühte sich nur, durchzuhalten und seine Pflicht nicht zu verletzen.«
    »So hat er die Chronik gesehen? Als Pflicht?«
    »Ja, er dachte ständig: Ich darf nicht zusammenbrechen, ich muss sie alle schützen.« Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. »Er war wie José. Er hat sein Leben für sie gegeben.«
    »Und du leidest, weil er es getan hat«, sagte Grady schroff. »Lieber Himmel, du kanntest ihn nicht einmal.«
    »Ich kannte ihn. Nach letzter Nacht gibt es niemanden, den ich besser kenne.« Ihre Kehle war trocken. Sie griff nach ihrem Wasserglas. »Und er kannte mich.

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