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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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vererblich ist, dann erklärt sich auch, warum übersinnliche Talente in manchen Familien gehäuft vorkommen.«
    »Wie in der Familie Devanez.«
    »Deine Mutter hat sich auch diesen Tests unterzogen, und man hat bei ihr eine ungewöhnlich hohe Flüssigkeitskonzentration festgestellt.«
    »Und was hat man bei dir festgestellt?«
    »Meine Konzentration ist nicht so hoch wie die von Sarah. Ihre Resultate waren außergewöhnlich.« Er begegnete Megans Blick. »Würde man dich testen, wären die Ergebnisse bestimmt auch erstaunlich, darauf möchte ich wetten. Sarah sagte einmal, du wärst viel stärker als sie.«
    »Nun, das werden wir wohl nie herausfinden. Ich mache mich nicht zum Versuchskaninchen für deinen Michael Travis.«
    »Vielleicht änderst du noch deine Meinung. Ich war auch nicht begeistert, aber man bekommt ein Problem nicht in den Griff, wenn man nichts darüber weiß. Ich bin sehr für Kontrolle.« Er lächelte. »Ich dachte, du würdest diese spezielle Hypothese willkommen heißen. Sie ist viel wissenschaftlicher als Voodoo, Hexenkunst und schwarze Magie.«
    »Glaubst du daran?«
    »Ich halte das alles für durchaus möglich. Als Erstes musst du einsehen, dass das Universum nicht nach hübschen logischen Mustern angeordnet ist. Dann musst du akzeptieren, dass wir unsere Umgebung nicht alle auf die gleiche Weise wahrnehmen. Hunde und Katzen sehen und riechen Dinge anders als wir. Vögel sehen leuchtendere Farben und Schattierungen, von denen wir nur träumen können.« Er lächelte. »Ich höre nicht, was du hörst. Ich bin taub für manches. Du kannst nicht das, was ich kann. Du verstehst es nicht. Vielleicht wird hin und wieder auch jemand, der normalerweise keine parapsychologischen Fähigkeiten besitzt, mit Adrenalin oder anderen chemischen Stoffen überschüttet, die die Flüssigkeitszusammensetzung im Gehirn beeinflussen. Für eine Sekunde, einen Moment, fünf Minuten bricht sich eine außergewöhnliche Fähigkeit Bahn.«
    »Kann sein.«
    Er kicherte. »Dir gefällt diese Erklärung. Wusste ich’s doch. Dein praktischer Verstand fühlt sich verletzt, seit du in all dies geraten bist.«
    »Du hast recht. Ich suche nach jeder vernünftigen Erklärung, die ich finden kann.« Sie rümpfte die Nase. »Und den Gedanken, dass jeder bis zu einem gewissen Grad übersinnlich begabt ist, finde ich beruhigend. Da fühle ich mich nicht so allein.«
    Er legte seine Hand auf ihre. »Du bist nicht allein.«
    Ihre Hand war warm und kribbelte bei der Berührung, ihr Puls fing an zu rasen. Er mochte beabsichtigt haben, sie mit dieser Geste zu trösten, aber sie spürte keinen Trost. Wusste er, was in ihr vorging? Verdammt, natürlich wusste er es. Er hatte gesagt, dass er sehr empfindsam war, wenn es um ihre Gefühle ging, und gerade jetzt wurde sie mit Emotionen bombardiert.
    »Fass mich nicht an.«
    »Warum nicht? Du magst es. Du willst es.«
    Gütiger Gott, das stimmte! Das Kribbeln, das in ihrer Hand begonnen hatte, hatte nun ihren ganzen Körper erfasst. Sie spürte Gradys Nähe. Die Anspannung seiner Muskeln, den schwachen Geruch nach seinem würzigen Aftershave und Moschus, die Hitze, die er ausstrahlte. Schau ihn nicht an, ermahnte sie sich. Sie wusste, dass das, was sie sehen würde, nur noch mehr Öl ins Feuer gießen würde. Ihre Hand klammerte sich fester um die Armlehne. »Ich nehme mir nicht immer das, was ich will.«
    »Ich auch nicht.« Er fluchte verhalten. »Und der Zeitpunkt ist verheerend. Ich hatte nicht die Absicht, gerade jetzt mit dem hier anzufangen. Es ist einfach passiert.«
    Und wie war es passiert? Eine einigermaßen sachliche Unterhaltung, und dann diese explosive Atmosphäre? »Dann nimm deine Hand weg.«
    »Ich sollte lieber noch mehr tun.« Er öffnete seinen Sicherheitsgurt und stand auf. »Ich gehe ins Cockpit und rede mit dem Piloten und Harley.« Er schaute auf sie herunter, und ihr stockte der Atem, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Allerdings solltest du dich besser mit der Idee anfreunden. Ich könnte mich zurückhalten, wenn ich wüsste, dass du es nicht willst, aber das ist nicht mehr der Fall. Stimmt’s?«
    Er wartete nicht auf ihre Antwort.
    Sie sah ihm nach, als er den Mittelgang hinunterging, und unterdrückte ihre Enttäuschung. Um Himmels willen, was stimmte nicht mit ihr? Hatte sie sich gewünscht, dass er sie auf seinen Schoß zerrte und sie an Ort und Stelle nahm?
    Sie schloss die Augen, als ihr klar wurde, wie die Antwort darauf lautete. Ja, genau das wollte

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