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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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dem Kellner ein Zeichen. »An der Rezeption steht eine Schlange. Wird wohl eine Weile dauern. Was möchtest du trinken?«
    »Nur Kaffee.«
    »Ich brauche etwas Stärkeres.« Er bestellte Kaffee für sie und einen Bourbon für sich. »Hast du etwas von Dr. Gardner gehört? Gibt es Neuigkeiten über Phillips Zustand?«
    »Noch nicht. Mir kommt es vor, als hätte ich vor Ewigkeiten das letzte Mal mit ihm gesprochen. Dabei stimmt das gar nicht. Es gibt keine Therapie, die über Nacht wirkt.« Sie lächelte. »Aber Scott hat mir eine Mail geschickt; einem meiner Patienten geht es besser. Vielleicht brauchen sie mich in der Klinik doch nicht so sehr, wie ich dachte.«
    »Sie brauchen dich«, widersprach Grady. »Und du brauchst sie, hab ich recht? Du hast mir erzählt, dass du immer schon Ärztin werden wolltest. Wann ist dir das bewusst geworden?«
    »Damals war ich noch in der Grundschule. Ich hatte eine Freundin, Antonia, die bei einem Autounfall verletzt wurde. Alle dachten, sie würde sterben. Aber sie hat überlebt. Die Ärzte haben ihr Leben gerettet. Für mich war das ein Wunder. Ich wollte auch solche Wunder vollbringen. Ich habe nicht lange gebraucht, um dahinterzukommen, dass Wunder selten passieren, aber ich kann immerhin helfen, Leid zu verringern. Es gibt zu viel Leid und Schmerz auf dieser Welt, Grady.«
    »Und so viel Freude«, ergänzte er. »Das hält sich immer die Waage.«
    »Ich weiß. Jedes Mal, wenn ich das vergesse, mache ich mit Davy einen Ausflug – er bringt mich wieder ins Lot. Kinder wissen alles über Freude.«
    »Davy ist der kleine Junge, mit dem du im Zoo warst?«
    »Ja.« Ihre Miene hellte sich auf. »Scott hat mir ein neues Foto von Davy gemailt. Er hat sein erstes Fahrrad bekommen. Es hat noch Stützräder, aber du solltest dir ansehen, wie stolz er ist. Wunderbar.«
    »Das muss es wohl sein.« Sein Blick war auf ihr Gesicht geheftet. »Offensichtlich bist du ganz vernarrt in das Kind. Erstaunlich, dass du nicht Kinderärztin geworden bist.«
    »Dazu muss ich stärker werden. Ich muss mich dafür rüsten. Ich ernte schon jetzt genügend Kritik, weil ich meinen Patienten gegenüber nicht objektiv genug bin. Ein krankes Kind würde mir das Herz zerreißen.«
    »Dann gönn dir, verdammt noch mal, eine Pause«, entgegnete er barsch. »Warum bist du so hart zu dir selbst?«
    »Weil die Freude das Leid wert ist.« Sie lehnte sich zurück, während ihr der Kellner den Kaffee servierte. »Ich bin keine Märtyrerin. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich fühle, wenn alles nach Plan verläuft und ich einen Patienten gesund und munter nach Hause entlassen kann.«
    »Doch, das kann ich mir vorstellen.« Er hob sein Glas hoch. »Du vergisst, dass ich keine Vorstellungskraft brauche, um nachzuvollziehen, wie du fühlst. Manchmal wünschte ich mir, es wäre so.«
    Sie schreckte zurück vor der Vertrautheit, die sich zwischen ihnen aufbaute. »Stimmt, das hab ich vergessen.« Sie warf einen Blick auf die Leute an der Rezeption. »Harley ist dran. Wir sollten besser zu ihm gehen.«
    »In ein paar Minuten. Trink deinen Kaffee. Ich verspreche, ich schneide kein Thema mehr an, das dir unangenehm sein könnte.«
     
    Sienna legte Molino die Nachricht vor. »Falbon konnte ihre Spur zum Biestrop Flughafen außerhalb von Chantilly verfolgen. Sie haben keinen regulären Flug genommen, sondern eine Maschine gechartert.«
    »Wohin?«
    »Daran arbeitet Falbon noch. Kann eine Weile dauern. Grady ist Experte, wenn es gilt, seine Spuren zu verwischen.«
    »Davon will ich nichts hören. Ich muss es wissen – sofort.« Er holte einen dicken Ordner aus seiner Schreibtischschublade. »Sind das die neuesten Informationen, die wir über die Devanez-Familie sammeln konnten?«
    Sienna nickte. »Aber wir haben unsere Nachforschungen eingestellt, als du erklärt hast, dass Gillem die Chronik in Verwahrung hat. Und als wir Megan Blair gefunden haben, sind wir …«
    »Du hättest weitermachen sollen. Ich musste mich um Megan Blair kümmern, aber das heißt doch nicht, dass ich kein Interesse mehr für die verdammte Chronik habe.«
    Sienna schüttelte den Kopf. »Ich hatte nicht beabsichtigt, die Nachforschungen ganz einzustellen. Könnte ich entscheiden, dann hätte die Chronik absolute Priorität. Aber da sind zu viele Namen, und die Leute sind über ein Dutzend Länder verstreut. Es braucht Zeit …«
    »Edmund Gillem hat in sechs Monaten fünf Länder besucht, bevor wir ihn erwischt haben. Dänemark, Schweden,

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