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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Pandora. Keine Pandora. Keine Pandora.
    »Und du wusstest es.« Er sah sie direkt an. »Das dachte ich mir. Deshalb wollte ich nicht, dass du diese letzten Seiten liest, wenn du allein bist.«
    »Sie lag im Sterben. Warum sollte sie …«
    »Weil sie eine Pandora war, es jedoch nicht zugeben wollte. Hätte sie das akzeptiert, hätte sie auch akzeptieren müssen, dass du vielleicht auch eine wirst. Eine Lauscherin war schon schlimm genug, aber eine Pandora war katastrophal. Es hatte bereits ihr Leben zerstört.«
    »Wieso?«
    »Molino. Sie hat seinen Sohn getötet.«
    Megan war fassungslos. »Nein.«
    »Doch, Megan. Sie hat ihn nicht erstochen oder erschossen, dennoch hat sie ihn getötet.« Er hielt ihrem Blick stand. »Niemand hat den Tod mehr verdient. Ich habe dir erzählt, dass sie als Molinos Gefangene vergewaltigt wurde. Molinos Sohn hat ihr das angetan, viele, viele Male und mit äußerster Brutalität. In der letzten Nacht brachte er sie zum Lagerfeuer hinaus und vergewaltigte sie im Beisein von Molino und seinen Männern.«
    »Das hast du mir bereits erzählt«, sagte sie mit bebender Stimme. »Ich möchte keine Einzelheiten hören. Es … schmerzt mich.«
    »Und ich hege nicht den leisesten Wunsch, dir das alles zu erzählen. Aber ich muss. Es ist an der Zeit, Megan.«
    »Ich höre dir nicht zu. Ich kann nicht ertragen, daran zu denken …« Weder ihr eigener Schmerz noch das, was sie wollte, war von Bedeutung. Er sprach über ihre Mutter. Sie musste sich das anhören. Sie wappnete sich für das Kommende. »Sprich weiter.«
    »Es gibt nicht sehr viel mehr. Für sie muss es gewesen sein, als wäre sie von einem Rudel Wölfe umzingelt. Sie grölten und lachten. Demütigung, körperlicher Schmerz. Sie wurde schon vorher von ihm vergewaltigt, aber dieses Mal war es noch abscheulicher. Ich weiß nicht, ob es an der Anhäufung der Gräueltaten lag oder ob sie es einfach nicht länger aushalten konnte. Irgendetwas muss in Sarah ausgelöst worden sein. Sie schrie. Dann ergriff sie Steven Molinos Hand, um seine Berührung abzuwehren, und stieß einen neuerlichen Schrei aus. Alle lachten über sie. Für die Männer war das ein großer Spaß.« Grady hielt inne. »Und im nächsten Augenblick fing Steven Molino an zu brüllen. Er ließ von Sarah ab und wich zurück, als hätte sie die Pest. Er schrie, heulte und fluchte. Dann rannte er in den Dschungel. Als sie ihn eine Stunde später fanden, rannte er immer noch, nur um so weit wie möglich von Sarah wegzukommen. Sie brachten ihn zurück ins Camp, und Molino ließ einen Helikopter kommen, der sie abholte. Steven war außer sich und faselte von Dingen, die sein Vater dachte, die die anderen Männer dachten.«
    »Ein Gedankenleser«, flüsterte Megan.
    Grady nickte. »Das war offenbar sein verborgenes Talent. Es muss bei Sarahs Berührung in ihm explodiert sein wie eine Rakete. Molino setzte seinen Sohn in den Hubschrauber und brachte ihn nach Nairobi, um medizinische Hilfe für ihn zu organisieren. Als sie aus dem Helikopter stiegen, war Molino einen Moment abgelenkt, als er mit dem Arzt sprach, der Steven übernehmen sollte.« Grady hob die Schultern. »Einen kurzen Augenblick, mehr brauchte es nicht. Steven Molino drehte sich um und lief direkt in die hinteren Rotorblätter des Hubschraubers. Kein schöner Tod.«
    »Gut«, rief Megan grimmig. »Ich wünschte, ich wäre dort gewesen und hätte noch ein paarmal mit der Machete zuhauen können.«
    »Genau so habe ich empfunden, als wir Sarah aus dem Camp befreiten und ich von einem der Molino-Handlanger, die wir gefangen nehmen konnten, hörte, was passiert war. Aber es war nicht nötig einzugreifen. Sarah hat sich selbst gerächt.«
    »Nur weil Molinos Sohn durchgedreht ist? Das ist ein dürftiger Beweis dafür, dass meine Mutter die Macht besaß, ihn in den Wahnsinn zu treiben.« Megan versuchte, klar und logisch zu denken. »Vielleicht haben ihn die Schuldgefühle aufgefressen, oder er war von vornherein schizophren.«
    »Kann sein.«
    »Aber du glaubst es nicht.«
    »Auf der zweiten Kopie, die ich dir vorenthalten habe, sind die Ergebnisse der Tests und Untersuchungen, denen Michael deine Mutter vor Steven Molinos Tod unterzogen hatte, aufgeführt. Die DNA-Analysen haben ergeben, dass Sarah mit der Devanez-Familie verwandt war.«
    »Wie konntet ihr das feststellen?«
    »José Devanez wurde nach seinem Selbstmord auf seinem Anwesen in Spanien bestattet. Nicht auf geweihtem Grund, allerdings glaube ich nicht, dass ihm

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