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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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das unter den gegebenen Umständen viel ausgemacht hätte. Keine Ahnung, welche Fäden Michael gezogen hat, aber es gelang ihm, eine DNA-Probe von Josés sterblichen Überresten zu bekommen.«
    »Selbst wenn meine Mutter eine Devanez war, heißt das noch lange nicht, dass sie jemanden durch bloße Berührung vernichten konnte. Und die Geschichte von Rosa könnte ein Märchen sein«
    »Oder sie ist wahr. Die Augenzeugen, die Stevens Ende miterlebt haben, waren überzeugt, dass Sarah ihn in den Tod getrieben hat.«
    »Und ich soll einer Horde sadistischer Schweine, die gejohlt haben, während meine Mutter vergewaltigt wurde, Glauben schenken?«
    »Du wirst das glauben, was du glauben musst. Meine Aufgabe war, dir die Fakten vorzulegen. Wenn du die Tochter einer Pandora bist, dann musst du vorbereitet sein.« Und unbarmherzig fügte er hinzu: »Deine Mutter hat dich unwissend und blind durchs Leben tappen lassen. Ich will verdammt sein, wenn ich das weiterhin zulasse.«
    Sie umklammerte die Kaffeetasse. »Dir ist es lieber, wenn ich für den Rest meines Lebens Angst haben muss, jemanden versehentlich zu töten?«
    »Unwissenheit gebiert Angst. Falls auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass du eine Pandora bist, dann solltest du darauf vorbereitet sein und wissen, wie du deine Kräfte kontrollieren kannst. Wenn es wiederholter Vergewaltigungen bedurfte, um Sarahs Fähigkeit zum Vorschein zu bringen, dann erwacht sie auch bei dir nicht so ohne weiteres. Soweit ich weiß, ist ihr nie wieder etwas Vergleichbares passiert. Sie sträubte sich gegen dieses Talent, und sie hat es verdrängt. Sie weigerte sich zuzugeben, dass sie es besaß.«
    »Möglicherweise hatte sie dieses Talent gar nicht. Vielleicht gibt es keine Pandoras.«
    Grady schüttelte den Kopf. »Gott, du bist genauso eigensinnig wie deine Mutter. Glaub es oder glaub es nicht, aber vergiss nicht, dass Molino felsenfest davon überzeugt ist. Er hat gesehen, was seinem Sohn widerfahren ist, er hat erlebt, wie Sarah seinen Sohn in einen Irrsinnigen verwandelt hat. Und als er die Kopie dieses Tribunal-Protokolls aus Michaels Archiv gestohlen hat, zog er seine Schlüsse. O ja, Molino glaubt daran, dass es Pandoras gibt. Er sieht sie als Geißel der Menschheit an.«
    »Das sagt der Richtige«, entgegnete Megan erbittert. »Er ist so schlecht wie diese Priester, für die Rosa ein Erzdämon war, der die Welt vernichten wollte.«
    »Molino ist noch schlechter. Wenigstens dachten die Priester, sie hätten Grund, Rosas Gabe zu fürchten. Begabungen zum Leben zu erwecken könnte sich katastrophal auswirken. Stell dir vor, Hitler hätte die Macht gehabt, in die Zukunft zu sehen. Hätte er sein Schicksal beeinflussen und den Krieg gewinnen können? Was, wenn Saddam Hussein die Gedanken anderer hätte lesen können? Wäre er in der Lage gewesen, die arabische Welt gegen den Westen zu vereinigen? Stell dir das vor!«
    »Ich will es mir gar nicht vorstellen.«
    »Tu’s trotzdem. Es gibt womöglich noch mehr Menschen, die dich genauso sehr wie Molino eliminieren wollen, wenn sie überzeugt sind, dass du eine bedeutende Schachfigur des Gegners bist. Oder«, setzte er hinzu, »du könntest von einem idealistischen Wohltäter getötet werden, der sich einbildet, die Zivilisation zu retten, wenn er diese Bedrohung ausmerzt.«
    »Ich eine Bedrohung? Lächerlich.« Doch es gab jede Menge Spinner auf dieser Welt. Gradys Mutmaßungen sind nicht so weit hergeholt, dachte sie schaudernd. »Du machst mir nicht gerade Mut.«
    »Sollte das Talent eine Münze mit zwei Seiten sein, wie Ricardo behauptet hat, dann kann es entweder schrecklich oder wunderbar sein. Da wir keine konkreten Hinweise auf die Vorzüge und Nachteile haben, wirst du dir selbst Gedanken darüber machen müssen. Vorausgesetzt natürlich, dass du nicht die Augen verschließt und die Wahrheit negierst, wie es Sarah getan hat.«
    »Meine Mutter war glücklich, und sie hat dafür gesorgt, dass ich glücklich war. Möglicherweise ist das der richtige Weg.«
    Grady lächelte. »Komm mir nicht mit diesem Quatsch. Als ob du mit Scheuklappen durchs Leben gehen und dich vor der Realität verstecken könntest.«
    Was er Realität nannte, war verwirrend und angsteinflößend. Sie wollte sich nicht verstecken, doch sie brauchte Zeit, um all das zu überdenken und zu entscheiden, wie viel sie glauben konnte und was sie als Nächstes unternehmen sollte. Sie stand auf und streckte die Hand aus. »Gib mir die letzten Seiten.«
    »Du

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