Pangea - Der achte Tag
Wand entlang nach rechts. Seine Fingerspitzen hatten kaum Kontakt zum Fels und doch hielten sie nun sein ganzes Gewicht.
Allerdings nicht mehr lange. Sariel spürte bereits, wie sie von dem glatten Stein abglitten.
Panisch suchte er unter sich nach einem Halt für die Zehen und mit der linken Hand nach einem weiteren Spalt. Es erschien ihm schon wie ein Wunder, als er unter sich einen breiteren Vorsprung ertasten konnte, der Platz für beide Füße bot. Im nächsten Moment fand seine linke Hand ebenfalls einen kleinen Vorsprung, genau in dem Moment, als seine blutigen Finger aus dem kleinen Spalt rutschten.
Aber er stand.
Und hatte einen weiteren halben Meter geschafft.
Einen halben Meter.
Bestens!, spornte er sich selbst an. Alles easy! Scheißwand, du hast verloren. Ich krieg dich.
Danach ging es zügiger voran. Sariel fand seinen Rhythmus wieder und schaffte die nächsten zwanzig Meter ohne größere Schwierigkeiten - als ihn der Stein traf.
Nur ein kleiner Stein, nicht größer als ein Kiesel, aber scharfkantig, und er erwischte ihn voll am Kopf. Der Schreck war größer als der Schmerz. Sariel zuckte zurück und rutschte beinahe ab. Im nächsten Moment zerschellte etwas direkt vor seiner Nase an der Wand und tausend harte Eissplitter spritzen ihm ins Gesicht.
Sariel schrie auf. Sein Kopf schmerzte, sein Gesicht brannte, als hätte es ihm jemand in ein Nadelkissen gedrückt. Sariel versuchte, seine Lage zu stabilisieren. Instinktiv packte seine Hand fester zu und krallte sich in den Fels. Was, zum Teufel, war das gewesen?
Es blieb jedoch keine Zeit, das herauszufinden. Woher auch immer der Stein und das Eis gekommen waren, er wusste, dass er sich aus der Gefahrenzone entfernen musste. Und zwar sofort.
Ohne nachzudenken, holte er mit den Beinen aus, reckte den linken Arm vor und hangelte sich zur Seite weg. Erneut zerplatzte etwas direkt neben ihm. Wieder bekam er eine schmerzhafte Salve Eissplitter ab. Sariel zog sich dichter an die Wand heran. Die Splitter schmolzen auf seinem Gesicht.
Er drehte leicht den Kopf, um sich die Aufprallstelle anzusehen. An der Wand war nichts weiter zu erkennen als ein feuchter Fleck, der rasch verdunstete. Sariel dachte zunächst an Hagel. Aber der Gedanke war absurd bei der Hitze und dem wolkenlosen Himmel. Irgendjemand warf mit Eisbrocken nach ihm. Der Kalmar? Noch absurder: ein Kalmar, der mit Eiswürfeln um sich warf! Der Aufprall des Eisbrockens war jedoch sehr heftig gewesen, mehr wie ein - Geschoss.
Verdammt, wer schießt da mit Eisbrocken auf mich?
Sariel wagte einen Blick nach oben und entdeckte etwas. Ganz oben auf dem Kamm ragten zwei Tentakel hervor.
Also doch ein Kalmar. Womöglich der gleiche, dem er gefolgt war? Sariel bog seinen Oberkörper noch weiter zurück und versuchte, noch mehr da oben zu erkennen. Nun konnte er den Kalmar besser sehen. Aber der schien sich gar nicht für Sariel zu interessieren, sondern beobachtete etwas anderes. Sariel folgte seinem Blick und entdeckte schließlich einen Menschen, der sich gut fünfzig Meter entfernt in seine Richtung bewegte. Ein Ori, fiel Sariel ein. Das konnte nur ein Ori sein! Etwas an ihm spiegelte sich in der Sonne und blendete Sariel. Im nächsten Moment traf ihn ein scharfer Schlag am Rucksack, drang tief ein und prallte mit einem harten Pling gegen die Zeitmaschine. Die Wucht des Geschosses brachte Sariel erneut ins Wanken und beseitigte nun jeden Zweifel. Der Ori da über ihm schoss mit Eispflöcken auf ihn und er war offenbar ein sehr guter Schütze! Sariel zweifelte nicht, dass einer der nächsten Schüsse sitzen würde, wenn er nicht sehr bald aus dem Schussfeld kam.
Bloß wie? Er baumelte völlig ungeschützt am Felsen. Ein besseres Ziel war kaum vorstellbar. Sein Blick flog hinüber zu dem Ori. Wieder blitzte etwas im Sonnenlicht auf. Sariel presste sich seitlich an die Wand, machte sich so flach wie möglich, hielt die Luft an und erwartete, nun getroffen zu werden.
Stattdessen hörte er den Schrei. Kurz und laut.
Sariel blickte zurück zu der Stelle, wo er den Ori zuletzt gesehen hatte, aber dort war nichts mehr. Zehn, fünfzehn Meter unterhalb der Stelle entdeckte er ihn wieder, regungslos auf einem Felsvorsprung. Vermutlich abgestürzt, weil er sich zu weit aus der Wand hinausgelehnt hatte. Sariel warf einen kurzen Blick zu dem Kalmar - der wirkte nun sehr aufgeregt, wedelte mit seinen Tentakeln durch die Luft und stieß kurze Pfeiflaute aus, machte jedoch keinerlei Anstalten, die Wand
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