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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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halten. Selbst Liya war sich ja immer noch nicht sicher. Sogar wenn der Sariel bereit gewesen wäre, seinem Auftrag abzuschwören - wer wollte ihm das glauben? Wer wollte das Risiko tragen, die Existenz eines ganzen Volkes zu gefährden, nur weil man den Worten eines fünfzehnjährigen Jungen glaubte, der von den Sari vermutlich zu einer Kampfmaschine ausgebildet worden war. Immerhin, dachte Liya, hatte sie die Bombe. Erst die Bombe machte den Sariel zur Bedrohung für ihr Volk. Aber selbst wenn sie ihn nicht töteten -die Ori würden den Sariel niemals zurück zu den Sari lassen. So wie Liya die Sache sah, würde Sariel Orisalaama nie mehr verlassen.
    »Verstehe«, sagte Sariel rau, als Liya nicht gleich antwortete, und wandte sich ab.
    »Ich werde für dich sprechen!«, setzte Liya an, aber Sariel reagierte nicht mehr. Liya versuchte, ihm einen beruhigenden Blick zu schenken, der jedoch in krassem Widerspruch zu ihrer eigenen Verfassung stand. Sie war plötzlich sehr aufgeregt, nicht nur weil das Schicksal ihres Lebensretters an einem seidenen Faden hing. Inzwischen hatte sie nämlich einen der Zhan Shi erkannt, die ihnen entgegenritten: Li!
    Der Anblick von Li löste widersprüchliche Gefühle aus, Freude und Furcht. Freude, weil sie in den dunkelsten Nächten der letzten Wochen oft an ihn gedacht und sich vieles vorgestellt hatte. Was sie sagen oder tun wollte, wenn sie sich wiedersahen. Was er sagen würde.
    Ob sie ihn einfach küssen sollte.
    Die Furcht empfand sie nun, weil sie Li zuletzt in der Wüstensiedlung gesehen hatte. Sein überraschendes Erscheinen in der Savanne bedeutete, dass er das Gebirge lange vor ihr überwunden haben musste. Und das nährte wieder ihren schrecklichen Verdacht.
    »Gruß, Liya!«, sagte Li, wie immer ohne sichtbare Regung, als sie sich gegenüberstanden. Sofort ärgerte sich Liya. Der Mistkerl hätte wenigstens eine Andeutung von Freude erkennen lassen können. Allerdings bemerkte Liya, dass seine Begleiter den Sariel mit unverhohlener Neugier anstarrten. Sie umstellten Liya, Sariel und Biao und hielten die Hände an ihren Shis.
    »Was machst du hier, Li?«, fragte Liya, ohne den Gruß zu erwidern. »Wie bist du so schnell über das Gebirge gekommen? Was soll dieser Empfang? Sind wir etwa Gefangene?«
    »Wir sind kurz nach dir aufgebrochen.«
    »Wer ist wir???«
    »Eine Gruppe ausgewählter Zhan Shi.« Ein Anflug von Stolz schlich sich in seine Stimme. »Dein Vater ist auch hier, Liya. Er ist in der Nacht vor deinem Aufbruch zum Gon Shi von Orisalaama gewählt worden und wollte so schnell wie möglich dorthin zurück.«
    Diese Nachricht kam nicht ganz überraschend, dennoch wirkte sie auf Liya wie ein Schock. Sie hatte immer erwartet, dass ihr Vater eines Tages eine wichtige Stellung bei den Ori einnehmen würde. Im Grunde hatte niemand etwas anderes erwartet. Aber als Gon Shi von Orisalaama, der größten aller Siedlungen, war er nun einer der mächtigsten Ori. Wenn nicht der mächtigste überhaupt. Und er hatte ihr in jener Nacht nichts davon angedeutet. Liya wurde schlagartig klar, wie wenig sie von ihm wusste. Wie sehr auch sie nur ein Rädchen in einem großen Plan war.
    Und das machte sie schon wieder wütend. »Ich verstehe immer noch nicht, was das alles zu bedeuten hat«, herrschte sie Li an.
    »Dein Vater hatte den Plan, eine zweite Abwehrlinie aufzubauen, falls der Sariel nicht rechtzeitig abgefangen werden kann. Deswegen sind wir hier.«
    »Und warum werden wir umstellt wie pöbelnde Wald-Ori?«
    »Eine Sicherheitsmaßnahme.« Li deutete kühl auf Sariel, der sich bislang völlig ruhig verhalten und versucht hatte, die Situation einzuschätzen. »Wer ist das?«
    Liya warf Sariel einen Blick zu und er verstand. Er richtete sich auf und blickte Li offen an. »Ich bin der Sariel!«
    Im gleichen Augenblick richteten die jungen Krieger, die sie umstellt hatten, ihre Shis auf ihn, bereit, sofort abzudrücken. Sie wirkten fast panisch, und Liya befürchtete, dass einem von ihnen die Nerven durchgehen könnten. Daher setzte sie sich schützend vor Sariel und breitete die Arme aus.
    »Waffen runter! Sofort!«, brüllte sie. »Er ist mein Gefangener! Niemand rührt ihn an!«
    Zum Beweis riss sie Sariels gefesselte Hände in die Höhe. Aber immer noch zielten die jungen Krieger auf sie, und Liya konnte sehen, dass einige von ihnen vor Angst zitterten.
    »Li!«, rief sie scharf.
    Li gab den Kriegern ein Zeichen und zögerlich senkten sie ihre Shis. Aber gerade nur so weit, dass

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