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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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des Pfades zu erspähen. Dann blickte er wieder nach Osten, wo der Ngongoni fast zum Greifen nahe schien. Er blinzelte in die hohe Mittagssonne und atmete ein. Der Wind hatte sich gelegt. Die Welt schwieg. Alles so friedlich.
    Und doch nicht.
    »Es ist ein Täuschungsmanöver und vielleicht auch eine Falle«, erklärte Sariel plötzlich.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Mingan weiß, dass wir sie verfolgen. Sie ist nicht dumm. Sie würde niemals ein angeschossenes Tier so auf dem Pfad liegen lassen, dass jeder Kalmar es einfach finden muss.«
    »Bravo«, sagte Liya. »Du machst dich. Was schlägst du vor?«
    »Wir gehen weiter wie bisher.«
    Sariel wartete Liyas Reaktion gar nicht erst ab und gab Biao einen Klaps. Der Kalmar verstand und setzte sich wieder in Bewegung. Sariel wunderte sich immer noch, wie leicht es war, einen Kalmar zu reiten, und fragte sich, ob Liyas Sticheleien vielleicht nur Ausdruck ihrer Eifersucht waren. Er fand das sogar verständlich, denn es wäre ihm nicht anders gegangen, wenn Kurkuma irgendjemand anderem als ihm vertraut hätte.
    »Ich bin nicht eifersüchtig.«
    Sariel grinste und wusste, dass er mit seiner Vermutung richtiggelegen hatte. Wenigstens einmal hatte er etwas über Mädchen verstanden.
    »Huan?« Sie benutzte auf einmal seinen alten Namen.
    »Ja?«
    »Es tut mir leid, dass ich dich töten wollte.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Ich meine es ernst. Es tut mir wirklich leid. Ich hab einfach nicht gewusst .«
    »Ich sag doch: schon in Ordnung.«
    »Lässt du mich vielleicht ausreden?!... Ich wollte dir sagen, dass ich sehr dankbar bin für das, was du für mich tust.«
    »Man soll den Tag nie vor dem Abend loben.«
    »Die Sprüche kannst du dir sparen. Ich merk doch, dass du dich freust. Ich versprech dir, wenn die Sache hier schiefgeht, verschwinde ich auch aus deinem Kopf, keine Sorge.«
    Sariel schluckte. »Du glaubst nicht, dass ich's schaffen kann, stimmt's?«
    »Ach, halt doch die Klappe. Du verstehst gar nichts.«
    »Liya?«
    »Was denn noch?«
    »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
    »Schieß los.«
    »Kannst du bitte aufhören, alle meine Gedanken zu lesen?« Sie schwieg.
    »Ich fühl mich dabei einfach so ... als ob ...«
    »... dir jemand beim Kacken zusieht.«
    Sariel prustete los vor Lachen. Und irgendwo in seinem Kopf fand dieses Lachen ein fernes Echo aus dem Nichts. Gemeinsam mit Liya zu lachen, tat gut, es wärmte und vertrieb die Angst.
    »Kein Problem, ich halt mich ein bisschen zurück mit Gedankenlesen«, hörte er ihre Stimme, als sie wieder zu Atem kam.
    »Danke. Und außerdem schaffen wir das. Ich hol dich zurück, das versprech ich dir.«
    »Hoho!«, tönte sie, und er wusste, dass sie sich freute.
    Am Nachmittag sah er am Horizont hinter sich eine Gruppe Kalmare, die in ihre Richtung zogen. Sariel sprang von Biao ab. Schutz suchend duckte er sich in das hohe Gras. Auch Biao erkannte die Gefahr und presste sich, ohne dass Sariel ein Wort sagen musste, auf den Boden, so flach er konnte. Sariel staunte, wie geschmeidig sich der massige Oktopus bewegte, wie er geradezu am Boden zerfloss und vollständig im Gras verschwand. Wie eine Katze, dachte Sariel wieder.
    Vorsichtig spähte er in die Richtung der Kalmare und bemühte sich, seine Deckung dabei nicht aufzugeben. Wenn sie ihn nicht schon längst erspäht hatten. Reiter konnte er auf die Entfernung zwar nicht ausmachen, aber er war fast sicher, dass es sich um eine Gruppe von Zhan Shi handeln musste.
    »Wie bewegen sie sich? Ihre Bewegung ist entscheidend!«
    »Sie gehen in einer Reihe. Ein großer Kalmar etwas weiter voraus.«
    »>Schau dir den Letzten in der Reihe an. Was macht er?«
    »Er lässt sich etwas zurückfallen und nimmt eine andere Richtung. Nein, jetzt kehrt er wieder zur Gruppe zurück.«
    »>Dann hast du recht. Es ist ein Spähtrupp. In welche Richtung ziehen sie?«
    »Etwas südlich. Jetzt halten sie an.«
    »>Dann haben sie den Kadaver entdeckt.«
    Das dachte Sariel auch. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, gegen die tiefer stehende Sonne noch mehr zu erkennen. »Die Gruppe steht zusammen«, gab er an Liya weiter und merkte gar nicht, dass er unnötigerweise flüsterte. Eine Weile passierte nichts. Schließlich aber nahm die Gruppe wieder ihre alte Formation ein und zog weiter.
    »Welche Richtung?«, drängte Liya.
    »Warte!« Sariel wagte es, sich noch ein wenig mehr aufzurichten, und versuchte, die Bewegung der Halme mitzumachen. »Ich glaube, sie ziehen südwärts. Ich

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