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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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glaube, sie folgen dem anderen Pfad.«
    »Was heißt das, du glaubst?« Liyas Ton war wieder schärfer geworden.
    »Ich bin ganz sicher. Sie folgen Mingans falscher Spur.« Es gab keinen Zweifel mehr. Die Gruppe der Kalmare änderte die Richtung und bewegte sich jetzt mit erhöhtem Tempo südwärts. »Sie gehen Mingan auf den Leim.«
    »>Gut für uns.«
    Sariel beobachtete die Kalmare, bis sie völlig aus seinem Blickfeld verschwunden waren. Erst dann stand er ganz auf, und auch Biao erhob sich ebenso geschmeidig und würdevoll, wie er sich vorhin niedergelassen hatte.
    »Sind sie weg?«
    »Ja. Vorerst.«
    »Es werden nicht die Einzigen sein. Du musst höllisch aufpassen.«
    »Es sind doch deine Leute.«
    »Es gefällt mir auch nicht, glaub mir. Aber wenn sie dich erwischen, ist es auch mit mir vorbei.«
    Sariel verzichtete auf einen weiteren Kommentar, stieg wieder auf Biaos Kopfkörper und trieb ihn mit einem Schnalzlaut an. Sie hatten Zeit verloren, viel Zeit. Mingans Vorsprung war gewachsen.
    Gegen Abend stießen sie auf eine weitere Spur von ihr. Sie durchquerten gerade ein flaches Flussbett, das nur wenig Wasser führte. Eine Herde von Hoopis, dickleibige, echsenartige Grasfresser, hatte sich am gegenüberliegenden Ufer eingefunden und trank, ohne von dem Kalmar und Sariel Notiz zu nehmen. Auf den Rücken der Hoopis nisteten Vögel, die den gemütlich wirkenden Echsen Parasiten aus dem Leib pickten. Die Hoopis grasten mit ihren breiten Plattmäulern die beiden Uferseiten ab und gingen dabei systematisch in Dreierreihen vor. In der letzten Nacht hatten sie bereits ein großes Stück Savanne zu einer Stoppelwiese abgemäht und dabei etwas freigelegt, was eigentlich hatte versteckt bleiben sollen.
    Er hätte die Feuerstelle niemals entdeckt, wenn der Boden an dieser Stelle nicht heller gewesen wäre, weil der Fluss hellen Sand von irgendwoher anspülte. Auf dem dunklen vulkanischen Boden wäre der schwarze Brandfleck nicht aufgefallen.
    »Halt!«, rief Sariel, und Biao hielt sofort an.
    »Was ist los?«
    Sariel antwortete nicht. Er nahm das Shi und stieg ab. Dabei behielt er ständig seine Umgebung im Auge und das Shi im Anschlag. Das undurchdringliche Steppengras begann erst in zwanzig Metern Entfernung. Aber auch diese Distanz konnte ein ausgewachsener Renngreif im Sprint in wenigen Sekunden zurücklegen. Sariel hoffte, seine Reflexe wären für diesen Fall schnell genug, und gleichzeitig, dass er sie nicht brauchen würde.
    Vorsichtig ging er in die Hocke und sah sich die Feuerstelle genauer an. Der helle Sandboden war geschwärzt von Asche. Sariel fand noch einige Holzstückchen in der Asche und kleine verkohlte Knochen. Womöglich Überreste eines Watus. Als er sich umblickte, fielen ihm weitere Spuren auf, die die Hoopis beim Grasen fast völlig zerstört hatten. Sariel entdeckte die typischen Vertiefungen, die die Druckluftzelte der Ori in weichem Boden machten.
    »Mingan hat hier campiert.«
    »Sicher?«
    »Ja. Sie hat versucht, ihre Spuren zu verwischen, und ihr Lager im hohen Gras aufgeschlagen, um die Stelle zu tarnen. Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass die Hoopis das Gras später abfressen würden.«
    »Woran siehst du, dass Spuren verwischt wurden?«
    »Du hast es genauso gemacht, als du mich nach Orisalaama gebracht hast.«
    »Und was sagt uns das?«
    »Dass wir den Kadaver finden sollten. Dieses Lager hier nicht. Wir sind also auf der richtigen Fährte.« Sariel hockte zufrieden an Mingans Lagerplatz und wartete auf ein Lob von Liya für seinen Scharfsinn.
    Stattdessen kam der Nimrod.
    Nimrods waren die gefährlichsten Jäger der Savanne und trugen den Namen des mythischen Jägers zu Recht. Nimrods waren entfernte Nachfahren der Mungos, doch inzwischen doppelt so groß wie Löwen, bewehrt mit zwei Säbelzähnen, lang und scharf wie Dolche, und einem Kiefer, der Kalmartentakel zermalmen konnte. Sie besaßen keine Augen mehr, aber dafür einen hochempfindlichen Hör- und Geruchssinn. Und sie waren schnell, schneller als Renngreife.
    Sariel merkte es nur an einer plötzlichen Veränderung in Biaos Stimmung. Gleichzeitig schrie Liya auf und in der nächsten Sekunde sah er aus dem Augenwinkel einen Schatten auf sich zustürzen.
    Huan wäre zu langsam gewesen. Huan wäre im nächsten Moment bereits tot gewesen. Huan hätte keine Chance gehabt.
    Sariel schon.
    Die motorischen Reflexe, die ihm die Sari innerhalb einer Nacht einprogrammiert hatten, griffen so reibungslos, als hätte Sariel sein Leben

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