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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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trugen die traditionelle Tracht der Kriegerkaste - einfache ockerfarbene Überwürfe aus Tentakelbaumfasern, die auf komplizierte Weise an Armen und Beinen geschnürt wurden, um beim Kampf nicht zu behindern. Liya konnte nicht erkennen, ob die beiden bewaffnet waren, aber vermutlich waren sie es.
    Liya ging auf ihre Brüder zu, griff sich einen Stuhl, angelte sich ein Stück gegrillte Mondtränen von Liaos Teller und grinste die beiden Mädchen an. »Gruß.«
    Ihre Brüder schienen nicht besonders begeistert zu sein, dass sich ihre Schwester dazusetzte.
    »Gruß«, sagten die Mädchen wie aus einem Mund und kauten dabei weiter.
    »Das ist Liya, unsere Schwester«, stellte Leisi sie den Mädchen unwillig vor.
    »Gruß, Liya«, sagten die Oasenschönheiten abermals wie aus einem Mund. »Wir sind auch Schwestern.«
    »Na, das passt ja.« Liya griff sich den Rest Mondtränen vom Teller ihres Bruders und begann, langsam zu essen. »Habt ihr bemerkt, dass man euch beobachtet?«, fragte sie nebenbei.
    »Ja«, sagte Leisi. »Die Stinker in der Ecke glotzen schon die ganze Zeit rüber. Bis jetzt sind sie aber noch friedlich.«
    »Nicht mehr lang. Ich kann's förmlich riechen.«
    »Dann sollten wir besser gehen«, meinte Liao, und die Schwestern nickten.
    »Zu spät«, sagte Liya, denn sie bemerkte aus dem Augenwinkel, wie einer der Wald-Ori aufstand und schwankend auf ihren Tisch zukam.
    »Ding!«, grölte er. »Eh, Ding!« Er baute sich vor Liya auf und rülpste ihr ins Gesicht. »Zwei Jungs, drei Ding«, sagte der Wald-Ori. »Ein Ding zu viel.« Er deutete auf Liya. »Du, Ding, komm rüber.«
    Liya schüttelte langsam und entschieden den Kopf und spürte einen Anflug von Wut in sich aufsteigen. Leisi und Liao rückten näher zu ihr heran.
    »Du, Ding, komm rüber!«, wiederholte der Wald-Ori jetzt ungehalten. Hinten erhoben sich bereits seine Kumpane. Die anderen Gäste im Lokal zogen sich zurück. Der Wirt war abgetaucht. Liya sah, dass die beiden Zhan Shi ungerührt weiteraßen, ohne dabei den Blick von den Wald-Ori zu nehmen. Der Anblick der Zhan Shi ließ Liya jetzt ebenfalls ruhig werden, und sie tat etwas, was man normalerweise besser nicht tat - sie sah den Wald-Ori direkt an.
    »Nein«, sagte sie kaltblütig. »Ich komme nicht rüber. Ich esse hier mit meinen Brüdern und ihren Freundinnen.«
    Der atemberaubende Gestank hinter ihr machte ihr klar, dass die restlichen Wald-Ori jetzt an ihrem Tisch standen.
    »KOMM RÜBER, DING!«, brüllte der Wald-Ori und zückte einen stählernen Spitzdorn. Ein gefährliches Werkzeug, lang und spitz genug, um Liya mit einem Stich zu durchbohren. Dann griff der Wald-Ori Liya brutal in die Haare, riss sie von ihrem Stuhl und drückte ihr den Spitzdorn an die Kehle. Liya spürte, wie die kalte, scharfe Metallspitze ihr fast die Haut durchstach. Sie selbst war, wie ihre Brüder, unbewaffnet.
    »Komm rüber, Ding!«, keuchte ihr der Wald-Ori ins Ohr und presste sie an sich.
    In diesem Moment setzten Liyas Reflexe ein.
    Ansatzlos schnellte ihre Rechte vor, ergriff die Hand mit dem Spitzdolch und drehte sie herum. Der Wald-Ori war zu überrascht von Liyas Schnelligkeit und Kraft, um zu reagieren. Liya hielt seine Hand eisern fest, verdrehte ihm den Arm und tauchte unter ihm hindurch. Mit einer einzigen Bewegung stand sie plötzlich hinter ihm und riss ihm den Arm hinter dem Rücken hoch. Der Wald-Ori jaulte vor Schmerz auf und ließ seine Waffe fallen. In diesem Moment griffen seine acht Kumpane an, jeder von ihnen mit einem Spitzdorn bewaffnet. Die beiden Schwestern kreischten und verkrochen sich unter dem Tisch. Leisi und Liao sprangen ebenfalls auf und stellten sich an Liyas Seite. Liya warf einen raschen Blick zu den Zhan Shi. Sie rührten sich immer noch nicht. Das machte Liya wieder wütend. Mit ganzer Kraft trat sie dem ersten Wald-Ori vor ihr in den Magen. Er sackte zusammen wie ein nasser Sack. Zwei Wald-Ori holten aus und hieben mit den Spitzdornen nach ihr, doch Liya duckte sich blitzschnell links, rechts, griff nach dem Spitzdorn auf dem Boden und rammte ihn wahllos in das nächstbeste Wald-Ori-Bein.
    Wieder ein markerschütternder Schrei.
    Sie waren zu neunt, sie waren kräftig vom Holzschleppen und sie waren bewaffnet. Aber sie waren zu betrunken und zu langsam für Liya. Geschwindigkeit und Präzision waren alles, hatte ihr Vater ihr beigebracht. Liya wirbelte herum, schlug einem mit der Rechten ins Gesicht und brach ihm die Nase, während sie mit der Linken einen Spitzdorn

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