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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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wie die Vorboten eines fernen Gewitters. Sariel wollte etwas sagen, etwas Ewiges, etwas von historischer Bedeutung, das man mitschreiben und später Schülern zum Auswendiglernen geben konnte. Aber dann brachte er doch nur einen müden Scherz zusammen.
    »Schön, dass ihr alle gekommen seid. Ich hoffe, es sind genug Chips da.« Niemand lachte. Sariel schwitzte. Denn er verstand plötzlich, was sie von ihm erwarteten.
    Die Zusage.
    »Gebt mir bitte noch etwas Zeit«, sagte er leise. Dann wandte er sich zu Eyla um und bemerkte, dass sie glühte.
    Ihre Augen glänzten fiebrig, und Sariel vermutete, dass er genauso aussah.
    »Ich würde jetzt gerne gehen«, flüsterte er. »Ist das möglich?« Er musste seine Bitte wiederholen, denn Eyla reagierte erst nicht. Wie weggetreten.
    »Natürlich«, sagte sie dann, als risse er sie aus einem Traum. »Du bist der Sariel, du kannst machen, was du willst. Es wird sowieso Zeit, du hast noch viele Termine.«
    Der Tag verging wie im Rausch. Eyla fuhr ihn durch die Stadt und brachte ihn mit zahlreichen Menschen zusammen, die aus irgendeinem Grund das Privileg genossen, den Sariel persönlich kennenlernen zu dürfen. Sariel verstand weder, wer sie waren, noch, warum man sie ihm vorstellte, aber sie behandelten ihn alle mit ausgesuchtem Respekt und Bewunderung, selbst die Ältesten von ihnen. Sie behandelten ihn wie einen Superstar.
    Und das begann ihm zu gefallen.
    Er konnte die Gesichter, die ihm vorgestellt wurden, nicht auseinanderhalten und wusste nicht, ob es immer andere Menschen waren, mit denen er sprach, oder immer die Gleichen. Die Sari sahen sich so ähnlich und die Gespräche waren immer nur kurz und belanglos. Wie es ihm in Sar-Han gefalle, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche, dass sie ihn bewunderten und alle Hoffnung in ihn setzten, was für Pläne er für danach habe.
    Danach.
    Die Frage ließ ihn jedes Mal zusammenzucken. Er antwortete ausweichend und bemühte sich, höflich zu sein. Immer höflich. Der nette Junge von nebenan. Das hatte er gut drauf.
    Danach. Er wollte nicht an ein Danach denken, er wollte einfach nur zurück nach Hause. Trotz allem. Sogar trotz Eyla.
    Sie wich keine Sekunde von seiner Seite. Sie schien die ungehemmte Begeisterung, die ihm entgegenschlug, mehr zu genießen als er, und dirigierte ihn mit sanfter Hand. Sie achtete darauf, dass ihm niemand zu nahe kam oder ihn gar berührte. Sie achtete darauf, dass die Gespräche nicht zu lange dauerten und zu ermüdend wurden. Sie achtete darauf, dass er genug trank. Sie achtete auf ihn.
    Und zwischendurch, wenn sie ihm einen neuen Namen ins Ohr flüsterte, oder dass es Zeit wurde zu gehen, blieb sie mit den Lippen noch einen Moment länger an seinem Ohrläppchen, und Sariel bekam jedes Mal eine Gänsehaut.
    Und nicht nur das.
    Er merkte, wie Eylas Nähe ihn erregte. Sehr erregte. Half nur der Gedanke an das Virus und sofort war der Sturm da unten wieder vorbei.
    Eines der Gespräche, die er führen musste, erschien ihm wie eine Art Interview. Er war allein mit Eyla und einer Frau, die ihm viele Fragen stellte. Allerdings entdeckte er keine Kamera. Als er danach jedoch mit Eyla weiter durch die Stadt fuhr, sah er das Interview groß auf den Folien in der Luft.
    Im obersten Stock eines der zentralen Gebäude präsentierte Eyla ihm eine kreisrunde Wohnung, die doppelt so groß war wie die seiner Eltern. Durch die umlaufenden Fenster, die kein bisschen spiegelten, hatte man einen atemberaubenden Blick über die Stadt.
    »Das ist jetzt deine Wohnung!«, erklärte Eyla und führte ihn herum. Im Gegensatz zu der nüchternen und angekratzten Einrichtung, die er bislang bei den Sari kennengelernt hatte, standen in dieser Wohnung echte Möbel. Antike Tische aus poliertem Holz, edle Polstersessel, echte Schränke mit echten Schiebetüren, die man mit der Hand bewegen musste. Ein riesiges Bett mit Kissen. Regale mit Büchern. An den Wänden große Schwarzweißfotos mit Stadtansichten von New York, Paris, Berlin und Kalkutta. Hamburg war nicht dabei. Im Wohnzimmer hing dafür ein Picasso. Sariel vermutete, dass auch der echt war. Wasser, das kostbarste Gut in Sar-Han, schoss mit verschwenderisch hohem Druck aus echten Wasserhähnen, und im Bad gab es sogar Seife. Alles wirkte neu und edel. Die Wohnung war eine einzige Erinnerung an eine untergegangene Zeit. Sariel hatte einen Kloß im Hals, gleichzeitig wollte er sich in dieser Wohnung einschließen und sie nie mehr verlassen.
    »Das ist der größte

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