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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Er wirkte sehr selbstbewusst, geradezu arrogant. Sariel bemerkte, dass die anderen Tänzer ihm auswichen. Er hatte entfernte Ähnlichkeit mit Christoph Glasing. Sehr entfernte Ähnlichkeit, aber das reichte, um Sariel gründlich die Laune zu verderben. Eine Welle der Eifersucht brandete unvermittelt über ihn hinweg, heftig und zerstörerisch wie ein Tsunami im Morgengrauen. Sariel verspürte den dringenden Impuls, sich jetzt gleich auf die Tanzfläche zu stürzen und diesem Sari dort die hochmütige Fresse zu polieren.
    Stattdessen wankte er nur auf die Tanzfläche, packte Eyla roh am Arm und sagte rau: »Sariel will jetzt gehen.«
    Schlagartig brach das Pulsieren ab und die Menge hörte auf zu tanzen. Eyla starrte Sariel einen Moment lang verwirrt an. Der große Sari, mit dem sie getanzt hatte, machte eine Bewegung auf Sariel zu, doch als er ihn erkannte, hielt er sofort inne und verneigte sich.
    »Gruß Sariel!«, murmelte er kühl, trat unwillig einen Schritt zurück und betrachtete Sariel mit unverhohlener Feindseligkeit. Jetzt war auch Eyla wieder ganz bei sich. Sie strich Sariel mit einer Hand über die Wange und lächelte ihn an. »Natürlich«, sagte sie. »Es wird Zeit.«
    Schweigen spannte sich zwischen ihnen auf, als sie wieder in dem Hik saßen und geräuschlos durch die nächtliche Stadt glitten. Schmerzliches, unangenehmes Schweigen, das Sariel endgültig nüchtern werden ließ. Er wusste bloß nicht, wovon er eigentlich betrunken gewesen war. Von der lautlosen Musik oder von den Nglirr? Sariel blickte auf die Stadt, die in Bodennähe hell erleuchtet war. Ein Licht ohne erkennbare Quelle, das weit genug nach oben abstrahlte, dass man gerade noch die Dächer der höchsten Gebäude ausmachen konnte. Er stellte sich vor, welchen Anblick die Stadt aus der Entfernung abgeben würde.
    »War das dein Freund?«, unterbrach Sariel schließlich die Stille. Eyla blickte ihn kurz an.
    »Er war es. Wir waren kurz zusammen. Er ist der Sohn des zweiten Ratgebers. Khanh ist sehr klug. Vermutlich wird er später mal oberster Ratgeber.«
    »Wenn ich ihm nicht den Job wegschnappe, meinst du. Und seine Freundin dazu.«
    »Du bist der Sariel. Wenn du uns befreist, werden dich alle ewig lieben, auch Khanh. Er kann das nur nicht so zeigen.«
    Eine weitere Frage brannte Sariel unter den Nägeln, drängte darauf, gestellt zu werden.
    »Liebst du ihn?«, traute er sich schließlich.
    »Nein«, sagte sie, ohne zu zögern. »Ich liebe dich. Du bist der Sariel. Ich habe dich schon mein ganzes Leben lang geliebt.«
    Das verstand Sariel nicht. Er verstand im Augenblick ohnehin wenig. Warum sie dann die ganze Zeit mit Khanh getanzt hatte, warum sie jemanden liebte, den sie gar nicht kannte, seine plötzliche, rasende Eifersucht und auch nicht, wohin sie überhaupt fuhren.
    »Nach Hause«, sagte Eyla, als hätte sie seine Gedanken erraten.
    Die Wohnung war angenehm beleuchtet, als sie ankamen. Irgendjemand hatte sogar Kerzen angezündet.
    »Sind die echt?«, fragte Sariel.
    »Alles hier ist echt«, sagte Eyla. »Ich auch.«
    Sie schloss die Tür mit einer Handbewegung und kam wieder nah an ihn heran. Das erste Mal, seit sie das Tote Haus betreten hatten. Sie nahm seine Hände und legte sie auf ihre Hüften.
    »So ist gut.«
    Dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Aber nicht mehr flüchtig wie vorhin. Dieser Kuss war kein Versprechen mehr - er war die Einlösung. Sie küsste ihn innig und leidenschaftlich, ein kleiner Seufzer löste sich aus ihrem Innern, sie drängte sich noch enger an ihn heran, und Sariel konnte gar nicht anders, als den Kuss zu erwidern. Ihre Zungen trafen sich, Sariel konnte Eyla schmecken. Sie schmeckte süß und frisch wie der erste Atemzug an einem Morgen nach dem Regen. Er umfasste sie jetzt entschlossener, seine Hände fanden ihren Po und hielten ihn fest, ganz fest.
    Er spürte jetzt ihre Brüste an seiner Brust. Sie waren klein und fest und gaben nur wenig nach. Seine Beine zitterten, aber er traute sich nicht, sich zu bewegen. Er wollte hier stehen bleiben, für immer, und sie nur küssen, sie atmen und schmecken und spüren.
    Sie löste sich von ihm und strich sich eine Haarsträhne aus dem Mundwinkel. Sariel küsste ihren Hals. Sie war etwas größer als er, daher kam er gut an alle Stellen heran, an all die weichen Schwünge und Übergänge. Sie gluckste leise, als er ein Grübchen zwischen ihren Schulterblättern küsste, nahm seinen Kopf in ihre Hände und fand wieder seinen

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