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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Luxus, den es überhaupt gibt«, erklärte Eyla überflüssigerweise. »Nur die Mitglieder des obersten Rates leben noch so.« Sariel schwieg.
    »Es gehört alles dir. Gefällt es dir?«
    »Ja. Ist nett.«
    Sie verzog spöttisch das Gesicht. »Irgendwann musst du mir mal erzählen, wie ihr gelebt habt, in eurer Zeit. Es muss das Paradies gewesen sein, nicht wahr?«
    Vermutlich hat sie recht, dachte Sariel, und erneut befiel ihn schreckliches Heimweh.
    »Komm mit!«, rief Eyla und zog ihn an der Hand durch das weitläufige Apartment. »Hier werden wir leben. Und das ist erst der Anfang. Wenn du uns befreit hast, wirst du noch viel mehr bekommen. Man spricht offiziell nicht darüber, aber jeder geht natürlich davon aus, dass der Sariel nach der Befreiung zum obersten Ratgeber gewählt wird. Du wirst eines Tages die Menschheit in ein neues goldenes Zeitalter führen! Du wirst sein wie .«
    ». Moses?«, spottete Sariel.
    Eyla blickte ihn an. »Wer ist das?«
    Sariel winkte ab. »Vergiss es. War ein blöder Scherz.«
    »... wie Gott!«, führte Eyla ihren Satz zu Ende. »Du wirst ein Gott sein.« Gott?
    Sariel fühlte sich mit einem Mal unendlich müde. Draußen vor den großen Fenstern wurde es Abend. Die lange Dämmerungsphase des verlängerten Erdtages badete die Stadt in ein rotgoldenes Licht und ließ sie noch unwirklicher erscheinen.
    »Ich würde mich gerne etwas ausruhen«, sagte Sariel und ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Später!«, sagte Eyla und zog ihn wieder hoch. »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Doch!«, stöhnte Sariel. »Total fertig!«
    Sie kam wieder nah an ihn heran und küsste ihn. Nicht so innig wie beim ersten Mal, flüchtig eher, wie ein gehauchtes Versprechen.
    »Nein. Noch lange nicht.« Sie reichte ihm ein Glas Nglirr, das ihn wieder wach machte. Dann brachte sie frische Kleidung in der gleichen Farbe, diesmal etwas weiter geschnitten als die, die er trug.
    »Zieh dich um, wir gehen aus.«
    »Wohin?«
    »Lass dich überraschen. Los, zieh dich um!«
    Wieder musste er sich vor Eyla ausziehen, und wieder wandte er ihr dabei den Rücken zu. Als er sich umdrehte,
    sah er, dass Eyla sich in der gleichen Zeit ebenfalls umgezogen hatte. Sie lachte, als sie sein Gesicht sah.
    »Tja, da hast du jetzt leider was verpasst!«
    Wieder fuhr sie ihn kreuz und quer durch die Stadt, diesmal bis zum Stadtrand in eine Gegend, in der jetzt eine ganze Reihe verfallener Gebäude stand. Die Gegend wirkte verlassen und gespenstisch im Dämmerlicht. Die Stadt mit ihren Lichtern, den schwebenden Sariel-Transparenten und den jubelnden Massen schien plötzlich fern und unwirklich. Sariel sah keinen Menschen, als Eyla das Hik aus zehn Meter Höhe langsam auf die löchrige Straße absenkte, dennoch ahnte er, dass sie hier nicht allein waren.
    »Das ist eigentlich Sperrzone«, erklärte Eyla. »Du darfst es nicht meinem Vater sagen, dass wir hier waren. Er hat mir verboten, in die Toten Häuser zu gehen.«
    »Und warum tun wir es dann?«
    »Weil es hier eine Menge Spaß gibt!«
    Sie stieg aus und winkte ihn in die Ruine, vor der sie parkten. Erst als Sariel das verfallene Haus betrat, bemerkte er die Musik. Das heißt, er nahm an, dass es Musik war. Er spürte sie mehr durch seinen Körper pulsieren, als dass er sie hörte, und dieses Gefühl wurde stärker, je weiter sie in das Gebäude vordrangen. Auch Eyla wirkte ganz erfasst davon, denn sie passte ihre Schritte dem Rhythmus an und ging schneller.
    »Komm schon! Keine Angst!«
    Sie durchquerten lange Flure ohne Licht oder automatische Türen. Der Hall ihrer Schritte eilte ihnen voraus, vermischte sich mit dem Pulsieren und fernem Stimmengewirr, und im Gegensatz zu den anderen Gebäuden, die Sariel an diesem Tag kennengelernt hatte, roch es hier. Es stank sogar regelrecht. Ein schmieriger Dunst aus Fäkalien, Brandgeruch und ...
    »... Fleisch!«, rief Sariel verblüfft aus. »Hier riecht es nach gebratenem Fleisch!« Erst jetzt fiel ihm auf, dass er seit seinem Erwachen außer Nglirr nichts gegessen oder getrunken hatte.
    »Erzähl es bloß nicht meinem Vater! Es ist total verboten!«, sagte Eyla und schob eine dicke Kunststoffplatte beiseite, die einen Durchgang versperrte.
    Dahinter tobte die Party.
    Diffuses grünes Licht flirrte über etwa dreihundert tanzende junge Sari, ließ sie wie Blattwerk in der Sonne wirken. Musik hörte er immer noch nicht, stattdessen ließ der dumpfe allgegenwärtige Pulsschlag nun jede einzelne seiner Zellen in unterschiedlicher

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