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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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einen Moment blieb er an Eyla haften. Da sich in der Menge kein Zeichen von Einspruch zeigte, fuhr Khanh zügig fort. »Die Entscheidung muss heute Abend fallen, danach ist es womöglich zu spät. Die Frage ist, ob wir wirklich bereit sind, diese Welt zu verändern.«
    Wieder machte er eine kurze Pause und wartete pro forma auf Einspruch. Der natürlich nicht kam. Sie hatten alles längst hundertmal besprochen, bei zahllosen geheimen Treffen Pläne geschmiedet und wieder verworfen und schließlich einen Weg gefunden, wie sie ihre Welt und ihren Wohlstand zukünftig sichern wollten. Jeder wusste, was zu tun war. Es ging nur noch darum, es offiziell und historisch zu beschließen.
    »Wenn der Sariel tot ist, werde ich den obersten Rat offiziell anklagen und eine Neuordnung fordern. Das können sie mir nicht verweigern und es wird Unruhe in der Bevölkerung bringen. Viele werden unserer Meinung sein. Wir werden umgehend einen neuen Rat bilden und die Macht übernehmen. Das wird der erste Schritt sein. Der zweite Schritt wird unmittelbar darauf folgen.« Khanh machte eine Pause und blickte die Sari an, die ihm gebannt zuhörten, obwohl sie längst wussten, was er sagen würde.
    »Der zweite Schritt wird sein, die Ori zu vernichten, und zwar vollständig. Auf Pangea kann es zukünftig nur ein Volk geben und das sind wir.«
    Kein Applaus. Das war nicht üblich. Aber die Entschlossenheit, auch den zweiten Schritt mit Khanh zu gehen, war allen deutlich anzusehen.
    Eyla fröstelte bei dem Gedanken an die Vernichtung der Ori. Ori waren ihr unheimlich, obwohl sie noch nie einen gesehen hatte. Und sie glaubte daran, dass Khanh recht hatte. Es konnte zukünftig einfach kein Zusammenleben mit Wilden geben.
    »Aber dafür brauchen wir unbedingt die Zeitmaschine, die der Sariel mit sich führt«, fuhr Khanh fort. »Meine Kontaktleute bei den Ori werden sie für uns finden und mir dann hier übergeben. Aber wenn alles so funktionieren soll wie geplant, dann muss euch klar sein, dass es um alles oder nichts geht. Jeder von euch kennt seine Aufgabe und muss sie jetzt hundertprozentig erfüllen. Ihr alle tragt jetzt große Verantwortung. Eine Verantwortung für euch und für alle Sari. Eine Verantwortung für die ganze Menschheit. Seid ihr dafür bereit?«
    Allgemeines zustimmendes Raunen in der Gruppe. Khanh hob den linken Arm und alle Anwesenden, auch Eyla, machten es ihm nach. So verharrten sie schweigend etliche Minuten. Eyla wurde der linke Arm langsam schwer, aber sie wusste, dass sie ihn nicht senken durfte, bis Khanh zufrieden war. Als ihr linker Arm bereits so sehr schmerzte, dass sie das Gesicht verzog, ließ Khanh den Arm sinken und blickte zufrieden auf die Gruppe hinab.
    »Wir werden Glück brauchen. Aber das Glück wird uns finden.«
    Das war eine alte traditionelle Grußformel der Sari. Eyla war überrascht, dass Khanh sie plötzlich benutzte. Damit war die Versammlung beendet. Die Sari erhoben sich und begaben sich zügig zu ihren Hiks, die vor dem Haus parkten, um die ihnen zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen. Eyla hatte bisher noch keine genaue Aufgabe, da sie noch die Frau des Sariel und die Tochter des obersten Ratgebers war. Niemand wollte ihr einen derartigen Verrat zumuten. Gleichzeitig war allen klar, dass sie durch ihre Herkunft viel Erfahrung im Umgang mit Macht hatte. Nach dem Erfolg der Aktion würde sie Khanhs Frau werden und damit eine einflussreiche Ratgeberin.
    Khanh hielt sie zurück, als sie zu ihrem Hik gehen wollte. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagte sie. »Warum?«
    Khanh blickte sie prüfend an. »Wegen ihm. Du magst ihn, ich hab's gesehen.«
    »Ja, ich mag ihn«, gestand Eyla ohne besondere Regung zu. »Aber ich mag viele Dinge.«
    Khanh nahm die versteckte Herausforderung an. »Du gehörst mir und das weißt du. Der Sariel wird ohnehin sterben. Ich werde es übrigens selbst machen. Es ist zu wichtig, um es jemand anderem zu überlassen. Ich wollte nur, dass du auch das weißt.«
    Eyla fror plötzlich wieder, aber sie zeigte es nicht. »Er soll nicht leiden. Bitte.«
    Khanh berührte ihre Wange sanft mit dem Handrücken und streichelte sie. Eyla zitterte unter der Berührung wie unter der Hand des Todes und blickte Khanh dabei unverwandt an.
    »Er wird nicht leiden«, versprach Khanh ohne jegliches Mitgefühl und ließ Eyla ohne Gruß stehen. Rechtzeitig genug, dass er ihre Tränen nicht sehen konnte.
     

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    Am Morgen nach der Prüfung im Labyrinth begann Liyas Ausbildung. Die beiden

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