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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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schämte sich sofort dafür. Sie hatte kein Recht, eifersüchtig zu sein. Aber das half ihr im Moment auch nicht sonderlich. Im Gegenteil hatte ihr die Begegnung mit Yuanfen nur klargemacht, dass .
    ...du dich total verknallt hast und selber eine blöde Kuh bist.
    In diesem Moment ging der Alarm los. Eine Reihe heller Gongschläge erklang vom Versammlungsplatz und hörte nicht auf zu verklingen. Die Schläge gewitterten durch die ganze Festung bis hinunter in Liyas Kammer und zitterten als Echo von den Wänden zurück. Yuanfen packte Liya am Arm und zog sie hoch.
    »Komm mit! Hast du nicht gehört? Das ist der Alarm! Wir müssen sofort zum Versammlungsplatz!«
    Liya entwand sich störrisch. »Ich habe noch keinen Trupp.«
    »Doch!«, widersprach Yuanfen. »Du bist meinem Trupp zugeteilt. Jetzt komm endlich!«
    Der Versammlungsplatz lag am äußeren Rand der Festung und war mehr als fünfmal so groß wie der Übungsplatz. Als Liya mit Yuanfen dort ankam, hatten sich bereits annähernd fünftausend Krieger eingefunden. Immer noch hämmerte der Alarmgong über den Platz. Liya erschrak, als sie die Menge der Krieger sah. Sie hatte nicht geahnt, wie viele Menschen in der Festung lebten.
    Yuanfen hielt sie immer noch energisch am Arm und lotste sie durch die Menge bis zu einer Mädchengruppe, die etwas abseits stand und sich alle Mühe gab, noch kriegerischer dreinzublicken als die Jungen ringsum. Überraschenderweise stand Li bei den Mädchen. Er musterte Liya knapp und warf Yuanfen einen Blick zu. Yuanfen verdrehte die Augen und Li grinste. Liya ahnte schon, dass sie gemeint war.
    »Ihr mich auch«, sagte sie laut, und Yuanfen drehte sich weg.
    »Das ist jetzt dein Trupp«, erklärte Li und stellte ihr reihum die sechs Mädchen vor. »Mingan. Naiyong. Gui. Yan und Duo. Yuanfen kennst du ja schon.«
    »Meine Ausbildung hat doch aber gerade erst ...«, wandte Liya ein.
    »Deine Ausbildung ist ab sofort abgeschlossen. Wir haben keine Zeit mehr.«
    Ehe Liya etwas einwenden konnte, packte er sie am Arm und kam ganz dicht an sie heran. So dicht, dass sie seinen Atem spürte und sich wünschte, dass er noch näher kommen möge. Aber Li sah ihr nur hart in die Augen und sagte: »Du bist jetzt eine Zhan Shi und dies ist dein Trupp. Jede der Kriegerinnen würde ihr Leben für dich geben, verstehst du? Und genau das wird auch von dir erwartet. Ist dir das klar?«
    Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Liya nickte. »Klar.«
    »Mingan ist die Ranghöchste und führt den Trupp. Danach kommt Yuanfen, dann Naiyong, Gui, Yan und Duo.
    Und danach du.«
    »Ich bin also die Rangniedrigste. Und was bedeutet das?«
    »Es bedeutet: Was immer man dir befiehlt - du wirst den Befehl ausführen.«
    Liya stöhnte. Na prima! Sie erkannte sofort, dass Mingan sie nicht mochte. Mingan hatte Mandelaugen wie Liya, allerdings kurze blonde Haare und sehr helle Haut. Sie war schön und wirkte mit ihrem feinen Porzellangesicht zerbrechlich und elfenhaft. Aber Liya hatte die Härte in ihrem Blick gesehen und verstanden, dass Mingan eine Elfe mit eisernem Willen war. Gefährliche Mischung.
    Mingan kam jetzt nah an Liya heran und blickte sie kalt an. »Ich hab schon von dir gehört. Du hast ein Problem mit Befehlen. Du hast keinen Respekt. Ich hab dich nur aufgenommen, weil Li es befohlen hat und wir nur zu siebt als vollwertiger Trupp gelten. Aber wenn du da draußen nur ein einziges Mal rumzickst oder einen Befehl nicht befolgst oder nur einmal mit den Augen rollst, wenn ich was sage - dann lass ich dich in der Wüste zurück.« Mingans Stimme war kein bisschen lauter geworden. Aus der Entfernung hätte man die beiden Mädchen für Freundinnen beim Plaudern halten können.
    »Denkst du vielleicht, dass das nur eine leere Drohung ist?«
    Liya schüttelte den Kopf. Bestimmt nicht, du Sumpfwatu.
    Mingan nickte knapp und wandte sich dann wieder von ihr ab, als wäre alles gesagt.
    »Was machen die Beulen?«, fragte Li.
    Liya wollte etwas Lässiges erwidern. Aber ehe ihr etwas wirklich Kluges und Witziges eingefallen war, verstummte der Alarmgong, und alle Zhan Shi richteten ihre Blicke nach vorn, wo der Gon Shi soeben den Versammlungsplatz betrat, gefolgt von drei weiteren älteren Zhan Shi. Zu ihrer Überraschung entdeckte Liya ihren Vater darunter. Er schien sich also die ganze Zeit über in der Festung aufgehalten zu haben. Ohne mit ihr in Kontakt zu treten. Das bestürzte Liya zunächst, doch auf der anderen Seite schien es zu bedeuten, dass er ihre

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