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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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ihr irgendwie bekannt vorkamen. Sie erinnerte sich aber nicht, jemals dort gewesen zu sein. Auch das Tal war ihr nicht vertraut. Es war einfach nur ein ödes, steiniges Tal.
    Liya merkte plötzlich, wie hungrig sie war. Es wurde Zeit, sich irgendwo ein Frühstück zu organisieren. Sie erhob sich gerade zum Gehen, als die Tür aufging und ein Mädchen eintrat, nur wenig älter als sie selbst. Das Mädchen trug die Tracht einer Kriegerin und hatte einen kleinen Korb dabei.
    »Hallo, ich bin Yuanfen!«, sagte das Mädchen geschäftig und trat ohne Umstände näher.
    Liya musterte das Mädchen. Ein liebenswertes, freundliches Gesicht. Hübsch und harmlos. Wenn Liya nicht die Aura der Eifersucht an ihr gespürt hätte, die sie sofort misstrauisch machte.
    »Von Anklopfen hältst du wohl gar nichts, was?«
    »Li sagte, es sei dringend.«
    »Li schickt dich? Was will er?«
    Ohne auf die Frage einzugehen, trat Yuanfen lächelnd an Liya heran und drückte sie sanft, aber bestimmt zurück auf die Pritsche. »Setz dich.«
    In der nächsten Sekunde hatte Liya das Mädchen mit einem blitzschnellen Griff auf den Rücken geworfen und saß ihr rittlings auf der Brust.
    »Aua!! Was soll das? Du tust mir weh!«
    »Und das ist erst der Anfang, wenn du mir nicht auf der Stelle erklärst, was du hier zu suchen hast.«
    Das Mädchen Yuanfen murmelte eine halbherzige Entschuldigung.
    »Ich kann dich nicht verstehen!«, rief Liya. »Was willst du hier?«
    »Ich will deine Wunden versorgen!«, sagte Yuanfen jetzt lauter. »Ich bin eine Heilerin!«
    »Du lügst.«
    »Schau in den Korb.«
    Liya rollte von Yuanfen herunter und untersuchte den Inhalt ihres Korbs. Er enthielt getrocknete und frische Kräuter, eingewickelt in große Blätter, und auch eine Reihe von Salben in kleinen Beutelchen aus Tierhaut. Liya öffnete einige der Beutelchen und schnüffelte daran, bis ihr Yuanfen ungehalten den Korb entriss.
    »Li hat mich schon vor dir gewarnt.«
    »Und was hat er noch gesagt?«
    »Nichts sonst. Dass ich dich behandeln soll, nichts weiter. Also, setzt du dich jetzt und lässt mich meine Arbeit machen?«
    »Du kannst wieder gehen, ich bin in Ordnung.«
    Yuanfen schüttelte missbilligend den Kopf. »Hast du dich mal angesehen? Du siehst aus, als wäre eine Herde Kalmare auf dir rumgetrampelt. Du kannst nicht in Ordnung sein. Ein Wunder, dass du überhaupt stehen kannst.«
    »Wenn ich's doch sage! Ich bin in Ordnung. Das kannst du Li ausrichten. Danke und leb wohl ... Yuanfen.«
    Yuanfen blickte Liya ungläubig an. Dann zuckte sie mit den Achseln und klaubte ihre Kräuterpäckchen wieder zusammen. »Du musst es ja wissen.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Warte mal!«, rief Liya sie noch einmal zurück. »Was hat Li genau gesagt?«
    In Yuanfens Blick veränderte sich etwas. Sie wirkte plötzlich wie jemand, der merkt, dass er die Oberhand gewinnt. »Dass du verwundet bist und ich mir dich mal ansehen sollte.«
    »Er hat sich Sorgen um mich gemacht?«
    »Er hat nur getan, was seine Aufgabe ist.«
    »Warum hat Zhe dich nicht geschickt?«
    Yuanfen zuckte mit den Achseln. »Li hat mich eben gefragt. Wo ist das Problem?«
    Wo das Problem ist? Ich weiß schon, wo das Problem ist!
    »Kennst du Li gut?« Die Frage überrumpelte Yuanfen offensichtlich. Sie zögerte mit der Antwort.
    »Sag schon!«
    »Wir sind zusammen«, erklärte Yuanfen nun stolz.
    Liya stöhnte. Sie hatte es gewusst. Sie hatte den Dunst der Eifersucht um Yuanfen herum gespürt. Jetzt war alles klar.
    »Wann hat er dir gesagt, dass du nach mir sehen sollst?«
    »... gestern Mittag.«
    »Und was haben wir jetzt?«
    Yuanfen stöhnte. »Fast wieder Mittag. Du hast den ganzen Tag und die ganze Nacht geschlafen.«
    »Du hättest mich also unmittelbar nach dem Kampf behandeln sollen, bist aber erst jetzt gekommen - seh ich das richtig?«
    »ICH WOLLTE DICH NICHT WECKEN!«, schrie Yuanfen.
    Liya betrachtete das Mädchen und erinnerte sich daran, was ihre Mutter gesagt hatte. Es gab keine schlechten Gefühle, es gab nur falsche Handlungen. Liya versuchte erst gar nicht, ihre eigene Eifersucht zu unterdrücken, doch sie wollte auch nicht ungerecht sein.
    »Du hast deine Aufgabe nicht richtig gemacht und ich habe dich aufs Kreuz gelegt. Jetzt sind wir quitt. Du kannst Li sagen, dass du mich erfolgreich behandelt hättest.«
    »Deine überhebliche Art kannst du dir sonst wohin stecken!«, zischte Yuanfen, schnappte sich ihren Korb und verließ die Zelle.
    »Schöne Grüße!«, rief Liya ihr nach und

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