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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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sich ab. Aber Yuanfen ließ nicht locker, lenkte ihren Kalmar dicht an Biao heran und drängte ihn ab.
    »He!«, rief Liya.
    »Los jetzt! Zick nicht rum! Was hast du gegen mich? Stinke ich? Habe ich die Krätze? Ich helfe dir, wo ich kann. Ich versuche, deine Freundin zu sein - obwohl du in Li verliebt bist.«
    »Bin ich nicht!«
    »Ich hab deinen Blick gesehen.«
    »Halt die Klappe!«
    »Du musst dich nicht schämen. Alle sind in Li verliebt. Selbst Mingan.«
    Ach so ist das. Das erklärt ja einiges.
    »Und was ist jetzt mit dir und Li?«, fragte Liya. »Seid ihr wirklich zusammen?«
    Yuanfen wurde rot, und Liya fing an, sie zu mögen.
    »Was ist jetzt mit der Geschichte?«
    Liya stöhnte laut auf und blickte in den Himmel, der sich hoch und weit und vollkommen schön über ihr aufspannte. Genau so hatte er ausgesehen, kurz bevor die Feuerspucker ihre Mutter getötet hatten. Man konnte der Schönheit nicht trauen. Man konnte Yuanfen nicht trauen. Man konnte niemandem trauen!
    Aber wozu lebe ich dann?!
    »Du bist eine ziemliche Nervensäge, Yuanfen.«
    Yuanfen strahlte über das ganze Gesicht, und Biao »kicherte« wieder, als er Liyas Reaktion spürte. Liya kam sich plötzlich albern vor. Sie prüfte noch einmal den Geschmack der Luft und richtete sich dann in ihrem Sattel auf.
    »In einem großen Wald am Ende der Welt lebte vor langer, langer Zeit ein seltsames Wesen, das war halb ein Sandspringer und halb ein Mensch«, begann sie das Märchen der Prinzessin Shan-Shan, und Yuanfen hörte augenblicklich auf zu reden und unterbrach Liya für die nächsten Stunden nicht mehr.
    Drei Märchen später erreichten sie einen Ausläufer des Chui-Riffs. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht und stand jetzt fast senkrecht über ihnen. Um der Hitze zu entgehen, hatte sich Liya fest in ihren wertvollen Kyrrschal gewickelt und beachtete Mingans neidische Blicke nicht. Sie hatte ohnehin genug damit zu tun, das Tal zu inspizieren, denn dies war der Weg, den sie nun nehmen mussten.
    Der Talboden war eben und stieg nur leicht an. Ein breites Tal, von einem vor Urzeiten abgeschmolzenen Gletscher ausgewaschen, was Liya an den Geröllfeldern und den rund geschliffenen Felsbrocken erkannte. Allerdings war es nicht das Tal aus Liyas Traum, das war ihr sofort klar. Aber es führte dorthin. Das Tal vor ihnen furchte sich etwa zwanzig Meilen fast schnurgerade in das Gebirge hinein, bevor es einen sanften Knick machte und dann plötzlich steil anstieg. Der Talschluss lag im Mittagsdunst, dennoch erkannte Liya die eigenartige Formation der Gipfel dahinter.
    »Da müssen wir durch«, sagte Liya zu Mingan und deutete in das Tal hinein. »Dahinten liegen schon die Steinernen Köpfe. Vielleicht noch drei Tagesritte.«
    Mingan strengte sich an, die fernen Steinernen Köpfe durch den Mittagsdunst zu erkennen. »In unserem Marschplan steht nichts von diesem Tal. Da steht, dass wir uns noch weiter nördlich halten müssen.«
    »Das wäre ein Umweg«, widersprach Liya. »Wenn wir nördlich gehen, müssen wir einen Riesenbogen machen. Das Tal ist der direkte Weg zu den Steinernen Köpfen! Steil, aber direkt.«
    »Der Marschplan ist heilig«, erklärte Mingan. »Du hast doch gehört, was Zhe gesagt hat - jede Eigenmächtigkeit kann zur Katastrophe führen.«
    »Ich sage ja auch gar nicht, dass wir eine andere Position beziehen sollen. Ich will uns nur einen schwierigen Weg ersparen. Duo hält nicht mehr lange durch. Und die anderen sind auch fast am Ende. Was nützt es uns, zu Tode erschöpft an unser Ziel zu gelangen und so dem Sariel zu begegnen?«
    »Glaubst du, dass du diesen Trupp besser führen kannst als ich?« Mingans Stimme hatte jetzt einen gefährlichen Ton angenommen.
    »Nein!«
    »Dann willst du mich also zu einer Befehlsverweigerung überreden, ja?«
    Das musste ja kommen!
    »Nein, Mingan!«, rief Liya genervt. »Ich sage nur, dass der Weg durchs Tal kürzer ist. Außerdem ... Siehst du das da?«
    Liya deutete voraus in die Richtung, in die Mingan gehen wollte. Nicht weit entfernt sah man eine Ansammlung stattlicher Hügel, wie eine kleine Stadt, die sich noch viele Meilen entlang der Bergkette zog.
    »Das sind Gigamitenbauten!«, erklärte Liya. »Wenn wir weitergehen wie bisher, dann müssen wir da durch. Bei Tag, solange es heiß ist. Sobald es Abend wird und abkühlt, kommen sie raus. Zu Tausenden. Und sehr, sehr hungrig.«
    Liya wusste, wovon sie sprach. Dort in den Hügeln lebten vermutlich Hunderttausende von Gigamiten.

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