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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Rattengroße Käfer, Nachfahren der Termiten, die unter der Erde hausten und tiefe Tunnel in den Wüstenboden gruben. Durch ein raffiniertes Höhlensystem gelang es ihnen, letzte Reste von Luftfeuchtigkeit zu kondensieren und zu speichern. Mit diesem Wasser legten die Gigamiten Algenkulturen an, von denen sie sich hauptsächlich ernährten. Es sei denn, sie konnten zufällig etwas erbeuten.
    Gigamiten waren Allesfresser. Und nicht eben wählerisch. Mit ihren Vorderzähnen, die sie hauptsächlich zum Graben benutzten, konnten sie einem Tier oder einem Mensch schmerzhafte Wunden zufügen. Ein einzelner Gigamit war relativ harmlos - in Massen aber wurden sie zu einer tödlichen Gefahr. Tagsüber blieben Gigamiten in ihren Höhlen, schützten sich vor der Hitze und kultivierten ihre Algen. Erst gegen Abend kamen sie heraus auf der Suche nach Grünzeug und Beute. Die Gigamiten waren eine der großen Gefahren der Wüste - gleichzeitig aber oft die letzte Rettung für Wüsten-Ori, denen das Wasser ausgegangen war. Mit Mut, Kraft und Geschick konnte man ihre Bauten aufbuddeln, um an ihre Wasservorräte zu gelangen. Das Wasser schmeckte bitter, war aber durch den Kontakt mit den Algen sehr mineralhaltig. Man musste sich jedoch beeilen, denn Gigamiten verteidigten ihre Wasservorräte mit großer Aggressivität und bildeten regelrechte Armeen gegen Wasserdiebe.
    Liya hatte ihrem Vater und einem seiner erfahrensten Kalmarführer einmal aus der Ferne zugesehen, wie sie einen Gigamitenbau geplündert hatten. Kurz darauf hatte sie beide mit dem geraubten Wasser auf ihre Kalmare springen und wie die Teufel davonreiten sehen. Der Kalmarführer hatte seinen Wasserbeutel verloren und dummerweise versucht, ihn wiederzuholen. Dabei hatten ihn dann die Gigamiten eingeholt. Liya erinnerte sich noch an seine entsetzlichen Schreie und die Ohnmacht ihres Vaters, der ihm nicht helfen konnte. Nichts war von ihm übrig geblieben, noch nicht einmal seine Knochen.
    Liya wusste, wie gefährlich Gigamiten waren.
    »Bis zum Abend sind wir da längst durch«, meinte Mingan.
    Liya stieß einen ungehaltenen Laut aus.
    »Ich traue dir nicht, Liya«, sagte Mingan. »Du führst irgendwas im Schilde. Wir gehen nördlich weiter.«
    »Was habe ich dir getan?«, platzte Liya jetzt heraus. »Die ganze Zeit schikanierst du mich!«
    Mingan blickte sie kalt an, und Liya erkannte jetzt, was sie die ganze Zeit über an Mingan so beunruhigt hatte: der fiebrige Glanz in ihren Augen. Das Seelentier hatte sie in seinen Fängen. Mingan wandte sich an die anderen Mädchen und zeigte anklagend auf Liya.
    »Sie ist eine Verräterin! Ich habe sie in der Nacht vor dem Aufbruch gesehen, wie sie die Unterkunft heimlich verlassen hat.«
    »Ich konnte nicht schlafen!«
    »Blödsinn. Du hast dich mit jemandem getroffen. Mit einem Spion der Sari. Du sollst uns von den Steinernen Köpfen weglocken, weil dort der Sariel vorbeikommt.«
    »Das ist totaler Blödsinn! Er wird dort nicht vorbeikommen!«
    »Ach ja? Und woher weißt du das?«
    »Ich habe es geträumt!«, rief Liya und biss sich sofort auf die Lippen. Mingan stieß einen abfälligen Laut aus. Die anderen wirkten verunsichert.
    »Sie folgt irgendwelchen Träumen. Sie verweigert meine Befehle. Sie versucht, mich zu einer Befehlsverweigerung zu überreden.« Das war eine ungeheure Anschuldigung, auf die nach den Regeln der Zhan Shi der Tod stand. Mingan fackelte auch nicht lange und lud bereits ihr Shi durch. »Ihr wisst alle, was das bedeutet.«
    »Du bist ja vollkommen wahnsinnig, Mingan!«, rief Liya.
    »Sie ist keine Verräterin!«, ging jetzt Yuanfen dazwischen und kassierte dafür einen hasserfüllten Blick von Mingan. Yuanfen hielt dem Blick gelassen stand und streckte die Hand aus. »Du bist müde, Mingan. Gib mir die Waffe. Ich mache dir einen Kräutertee und morgen wird es dir wieder besser gehen.«
    »Geh mir aus dem Weg, Yuanfen, oder ich knall dich auch ab!«, zischte Mingan. »Ich gebe hier noch immer die Befehle.«
    Yuanfen rührte sich nicht. »Ich komme im Rang gleich nach dir. Nach den Regeln der Zhan Shi darfst du so eine Entscheidung nicht alleine treffen.«
    Mingans Gesichtsausdruck verzerrte sich zu einer Fratze. Für einen Augenblick dachte Liya, dass sie Yuanfen über den Haufen schießen würde, aber dann senkte sie das Shi.
    »Tribunal!«, befahl Mingan kurz angebunden und drehte sich weg.
    Schweigend bauten die Mädchen die Druckluftzelte zum Schutz gegen die Hitze auf. Liya stand abseits. Sie fragte

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