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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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auf einen Streich. Die scharfe Waffe fuhr fast mühelos durch die Reihen der anstürmenden Biester. Das Kreischen war jetzt beinahe unerträglich, braunes Blut spritzte auf Liya und tränkte den Wüstenboden. Die ersten Biester hatten sich schon an Liya festgebissen und auch an Biaos Tentakeln hingen Gigamiten und ließen sich kaum abschütteln. Liya schwang ihre Machete wie eine Sense, aber sie musste sich dazu bücken, und das machte sie zusätzlich angreifbar. Biao trampelte auf der Stelle und zerquetschte die Gigamiten unter sich mit seinen sechs Lauftentakeln. Mit seinen Fangtentakeln fegte er durch die Menge und schaufelte die Biester vor Liya beiseite. Aber auch er wurde nicht alle Gigamiten los und blutete aus zahlreichen Wunden. Der rechte Arm wurde Liya schwer, sie musste die Machete in die Linke nehmen. Aber das war noch ermüdender.
    Und es strömten immer mehr Gigamiten nach.
    Liya warf einen Blick zu Biao und sah mit Schrecken, wie viele Gigamiten schon über ihn hergefallen waren. Sie hingen an seinen Tentakeln und an seinem massigen Kopfleib. Ein wimmelnder, blutender, tödlicher Pelz. Das tiefe, kollernde Geräusch, das Biao dabei machte, war eindeutig: Er schrie vor Schmerz.
    Das war der Augenblick, als Liya einsah, dass sie gegen die Übermacht der Gigamiten keine Chance hatte.
    Und es war der Augenblick, in dem sie einen metallischen Geschmack im Mund spürte.
    Instinktiv blickte sie nach oben zu den Bergen, die himmelhoch über ihr aufragten. Der Abendhimmel war klar und dunkelblau. Im Westen wurde er fahl und grün und dann rot. Ein prächtiges Farbenspiel, das in vielen Balladen der Ori besungen wurde und als Sinnbild des Friedens und der Ruhe galt.
    Liya wusste es besser. Sie wusste, dass sie jetzt schnell handeln musste. Der metallische Geschmack ließ keinen Zweifel.
    Steinwind!
    In wenigen Sekunden bereits würde der eiskalte Fallwind da sein, alles zermalmen und mit Temperaturen von bis zu minus 40 Grad ringsum schockgefrieren. Ihre einzige Chance! Liya ließ die Machete fallen, schüttelte heftig die Gigamiten an Beinen und Armen ab und wickelte sich mit einer raschen, geübten Bewegung in ihren Kyrrschal. Sie warf sich inmitten der Gigamiten zu Boden, rollte sich ein und achtete darauf, dass ihr ganzer Körper lückenlos von dem breiten Schal eingehüllt wurde. Ein letzter Blick zu Biao. Vielleicht der letzte überhaupt. Biao hatte es ebenfalls gespürt, denn auch er hielt inne und prüfte den Geschmack der Luft. Dann erwiderte er ihren Blick und Liya erkannte die Wärme darin. Sie zögerte nicht länger und hüllte auch ihren Kopf ganz in den Schal, bevor ein Gigamit ihr in die Nase beißen konnte.
    Keine Sekunde zu früh.
    Liya hörte ein Rauschen, als wären alle Druckluftspeicher der Ori gleichzeitig explodiert. Kurz danach traf sie ein heftiger Schlag und schleuderte sie über den harten Wüstenboden. Ein Orkan von mehreren Hundert Meilen pro Stunde spielte mit ihr wie mit Herbstlaub und erdrückte sie mit eiskalter Luft. Aber Liya hielt ihren Schal fest, trotz der Stöße, trotz der Kälte, die selbst durch den Kyrrschal bis zu ihr vordrang, bis ans Herz.
    Und dann, mit einem Schlag, war alles vorbei.
    Der Orkan flaute so schnell ab, wie er gekommen war. Der Steinwind, der mit extrem hoher Geschwindigkeit die Berge hinabstürzte, prallte vom Wüstenboden ab, schaukelte sich auf, stieg wieder hoch und fiel irgendwann wieder ab. Auf diese Weise bildete er Windwellen, die noch in Tausenden von Kilometern zu verheerenden eisigen Sandstürmen führen würden.
    Aber für Liya war es vorbei.
    Ächzend und klamm wickelte sie sich aus ihrem Kyrrschal und blickte sich um. Sie lag fast dreihundert Meter von der Stelle entfernt, wo der Steinwind sie getroffen hatte, und der Anblick war erschütternd. Ringsum lagen Zehntausende toter, tiefgefrorener Gigamiten. Warme Wüstenluft strömte hinter dem Steinwind nach und taute sie langsam wieder auf. Spätestens morgen würde die ganze Wüste nach verwesenden Gigamiten stinken. Sie waren tot. Alle. Der Steinwind hatte Liya gerettet.
    Biao!
    Liya erhob sich und rannte zu der Stelle, wo sie Biao zurückgelassen hatte. Sie fand ihn erst, als sie in einem größeren Umkreis nach ihm suchte. Der Steinwind hatte den tonnenschweren Kalmar über fünfzig Meter weggeschleudert.
    Biao lag regungslos eingeklemmt zwischen zwei Felsbrocken. Sein Körper war bedeckt von blutigen und zerquetschten Gigamiten. Seine Haut darunter war grau und rissig. Aber er lebte.

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