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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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ihnen noch nichts von meiner Begegnung mit den Wölfen erzählt. Ich wollte die Geschichte zuerst zu Ende hören.
    »Haben Sie sich mit Devlin getroffen?«, fragte Sheila.
    Kurants Miene wurde grimmig. »Bin zwei Tage durch die Pampa geritten, bis ich endlich dort war. Die Alte hatte mir diesen Ramon als Begleiter mitgegeben. Dem schmeckte die Aussicht kein bisschen, da hinauf zu müssen. Ich musste eine Menge Geld hinblättern, um ihn zu überreden. Da draußen ist alles Wildnis – Felsbrocken, roter Lehm und purpurfarbene Feigenkakteen. Nach zwei Tagesritten kamen wir zu dieser Ruine von Stadt. Überall Staub und räudige Köter. Fünfzehn, vielleicht auch zwanzig Bewohner. Ryan hauste in einer baufälligen Hütte mit Lehmboden, am Fuß eines Felsens, direkt hinter einer verlassenen Lehmziegelkirche. Im dornigen Gebüsch hockten ein paar Hühner, die flatterten auf, als Ryan herauskam.«
    Kurant zögerte. »Er war nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.«
    »Inwiefern?« Es war das erste Mal, dass Cantrell aufblickte oder sprach, seit Kurant seine Geschichte begonnen hatte.
    »Na ja, ich kannte ihn ja nur von Fotos, aber er … er war um einiges gealtert seit dem Prozess, grauer geworden, die Haut von der Sonne aufgerissen. Seine Augen waren trüb. Und er trug sein zeremonielles Gewand. Die Huichol sprechen vom Gewand der
Peyoteros
, der Pilger auf heiliger Mission, auf der Suche nach Peyote: eine ausgebleichte weite Hose, ein Hemd aus Sackleinen, Sandalen, eine grellrote Decke um die Schultern und einen kuppelförmigen Strohhut mit leuchtend blauen, gelben und roten Troddeln, die von der Krempe baumelten.«
    Ich sagte: »In seiner Höhle hab ich ein Foto gefunden. Der Mann darauf war so gekleidet, aber es war nicht Ryan.«
    Kurant nickte und erzählte weiter: »Wahrscheinlich einer der
Mara’akame
, die ihn unterrichteten. Jedenfalls stieg ich vom Pferd und stellte mich vor, sagte, ich sei von weit her gekommen, um über den tragischen Tod seiner Frau zu schreiben, und fände es schön, wenn er reden würde. Er sagte zuerst gar nichts, winkte uns aber ins Haus. Ramon fühlte sich unbehaglich im Dorf der Zauberer und wollte bei den Pferden bleiben. In Ryans Hütte hatte alles seine Ordnung. Die Einrichtung bestand aus einem grob gezimmerten Tisch, ein paar Stühlen, einer Strohmatte als Bett und einer Menge Büchern und Gerätschaften – getöpferte Schüsseln und Kannen und so was. Was man eben so erwartet … bis auf …«
    Kurant zögerte, als ringe er um Worte.
    »Bis auf was?«, fragte ich.
    Er stand auf, die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich hab es wirklich nicht für möglich gehalten, dass er es ist, verdammt noch mal! Die Sierra ist doch viele tausend Meilen von hier entfernt.«
    »Spucken Sie’s aus!«, sagte Phil.
    »Da war so ein … Altar in der Ecke«, sagte er und sah mich bekümmert an. »Nicht so verziert wie der, den sie beschrieben hat, sondern ein Reifen aus Federn und ein paar Kerzen und … dieses Foto hier von Lizzy.«
    »Da waren Federn, und bei Ihnen hat’s nicht geklingelt?«, rief ich.
    Kurant ließ den Kopf hängen. »Ich weiß. Als wir Grover fanden, hatte ich einen Verdacht, aber mehr auch nicht.«
    »Vielleicht wollten Sie ja, dass der Spaß noch ein bisschen weitergeht«, sagte Arnie.
    »Was hätte ich denn davon gehabt?«, rief Kurant.
    »Eine bessere Story«, sagte Arnie.
    »Verfluchtes Arschloch«, sagte Phil.
    »Nein!«, wehrte sich Kurant. »Er war so ruhig, als ich dort war, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass
er
dieser durchgeknallte Killer ist. Ryan schwärmte davon, wie freundlich die Menschen seien, mit denen er lebte. Er fragte mich zwar, was draußen in der Welt alles los wäre, aber nichts davon schien ihn wirklich zu interessieren, bis auf die Tatsache vielleicht, dass unser Präsident aus Arkansas stammt.«
    »Und als Sie Lizzy erwähnten?«, fragte Lenore.
    Kurant schien verwirrt. »Er sagt, er habe dieses Leben hinter sich gelassen.«
    »Aber das Foto …«, sagte Earl.
    »Ich weiß«, sagte Kurant. »Im Nachhinein glaube ich, dass er mich zum Narren gehalten hat.«
    Kurz herrschte Schweigen; dann fragte Sheila: »Und als Sie ihm von Mike und mir erzählten?«
    Kurant sah nicht in ihre Richtung. Er sagte nichts.
    »Kurant?«, sagte ich.
    »Na ja, er bekam keinen Schaum vorm Mund oder so, wenn ihr das meint!«
    »Was dann?«, fragte Cantrell.
    Kurant schob die Hände in die hinteren Hosentaschen. »Er … er wollte alles über die

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