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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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schwarzen Schädel, als könne er sein Pech nicht fassen. »Und du hast ihn als Erstes durch das Fernglas gesehen, das ich dir geliehen habe?«
    Arnie grinste erneut. »Na klar, Philly, dank dir, mein Junge.«
    »Schon gut«, knurrte der grämlich. »Der Kerl kommt völlig blank hierher, borgt sich die halbe Ausrüstung von mir, geht hin und schießt den Großen. Das Leben ist ungerecht.«
    »He, hab ich mich bedankt oder nicht?«, protestierte Arnie. »Na egal, ich nehm ihn also ins Visier, bete, dass der Schuss nicht danebengeht und …«
    Das Abendessen war wie ein Fiebertraum, die Eindrücke abgerissen und wahllos. Ich hörte die Gespräche bei Tisch, doch mein Verstand litt unter dem Ansturm der Stimmen und Zerrbilder. Sieh sie dir an, wie sie ihren Jagderfolg feiern, dachte ich. Die wissen ja nichts von der Dunkelheit da draußen. Oder schlimmer noch, einer von ihnen freut sich daran. Ich musterte jeden wie ein Psychiater, suchte nach irgendeinem Zeichen, das mir verriet, dass einer von ihnen – und ich hatte weder Cantrell noch Griff gänzlich von der Verdächtigenliste gestrichen – ein Mörder war. Griff hatte sich seltsam benommen heute Morgen. Was hatte er zu mir gesagt, bevor er ausgestiegen war?
Der Wald kann gnadenlos sein
. Und Cantrell. Ich wusste, dass er ein Jäger war. Der Tod war nichts Neues für ihn. Doch die Art und Weise, wie er diese Erklärung aus dem Ärmel geschüttelt hatte, um Pattersons Abwesenheit zu rechtfertigen – so schnell, so kalt. Direkt neben der Leiche.
    Wir hatten am äußersten Rand des Grundstücks angehalten, Patterson ins Kühlhaus verfrachtet, waren zum Fahrzeug zurückgeschlichen und mit blitzenden Scheinwerfern vors Blockhaus gefahren. Cantrell hatte zusätzlich auf die Hupe gedrückt. Zwei riesige Weißwedelhirsche hingen an einem Querbalken hinter dem Blockhaus. Wir parkten vor den toten Tieren und trieben mit viel Getöse den Eisenhaken in die Sprunggelenke von Griffs Hirsch, bevor wir ihn zu den anderen hängten.
    Die übrigen Jäger sowie Sheila, Nelson und Theresa kamen vors Haus gelaufen, um zu sehen, was uns so lange aufgehalten hatte, und um Griff zu seinem Bock zu gratulieren. Cantrell legte einen tadellosen Auftritt hin, als er unsere späte Rückkehr und Pattersons Krankheit erklärte. Ohne mit der Wimper zu zucken, würzte er die Geschichte mit einer Prise Dramatik und Humor.
    »Halten Sie uns den Jungen vom Leib, bis er auskuriert ist«, maulte Earl Addison. »Ich kann keine Grippe gebrauchen, während die anderen solche Böcke schießen.«
    »Keine Sorge«, entgegnete der Pächter gut gelaunt. »Er ist in seiner Hütte. Sheila kümmert sich um ihn, die hat das Fieber ja schon überstanden.«
    Griffs Hirsch war kräftig gebaut, aber im Vergleich zu den Tieren, die Arnie und Lenore Addison geschossen hatten, wirkte er kümmerlich. Arnies Typischer würde es wohl ins Buch der Rekorde schaffen, mit nur minimalem Punktabzug für das asymmetrische Geweih. Lenore hatte den Eintrag um wenige Punkte verfehlt, obwohl ihr Hirsch der mächtigste von den dreien war, gut und gern dreihundert Pfund auf die Waage brachte.
    Beim Essen sagte Lenore beiläufig: »Weißt du, Earl, wenn du dich vor jeder Jagd einfach nur duschen würdest, bekämst du vielleicht mal einen guten Hirsch zu sehen.«
    »Ich hab ja einen gesehen«, knurrte Earl. »Er wollte nur nicht rauskommen.«
    Sie sah in die Runde und verdrehte die Augen.
    »Wirklich«, beteuerte Earl.
    »Wie du meinst, Schatz.«
    Kurant schlang sein Essen hinunter und schrieb dabei so schnell er konnte. Er habe mehrere große Hirsche vor der Kamera gehabt, erzählte er. »Sie kamen wie aus dem Nichts«, sagte er ehrfürchtig, »von einer Sekunde auf die andere standen sie da. Ich hab sie überhaupt nicht kommen hören.«
    »So sind sie«, sagte Phil. »Als kämen sie aus einer anderen Welt.«
    Ich hatte in meinem Teller herumgestochert und schlagartig keinen Appetit mehr. Als der Reporter in meine Richtung sah, beschloss ich, ihn mal lieber von mir abzulenken. »Dann haben Sie Ihren ersten Ausflug also genossen?«
    »Schon, bis auf die Kälte«, gab er zu. »Wär toll, wenn ich Sie morgen begleiten dürfte. Hätte gern gesehen, wie ein Fährtenleser arbeitet.«
    Ich bemerkte Cantrells schnelles Kopfschütteln am anderen Endes des Tisches. Warum war er so versessen darauf, den Mord geheim zu halten? Da sah ich seinen verzweifelten Blick in Richtung Sheila. Falls er niedrige Beweggründe hatte, wusste er sie perfekt zu

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