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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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dessen Miene sich veränderte. »Grauwolf«, sagte er. »Kanadischer Grauwolf.«
    »Aber keine Wolfsfährte«, sagte ich.
    Wir verstummten, dachten nach. Über uns zog kreischend ein Falke seine Kreise. Ich beobachtete beide Männer.
    Wir waren gemeinsam hier draußen, saßen aber keinesfalls in einem Boot.
    »Jeder misstraut jedem«, verkündete Griff. »Das gefällt mir nicht.«
    »Einer von uns ist ermordet worden«, sagte Cantrell. »Das ist ’ne Tatsache.«
    »Ich zeig euch, wo’s passiert ist«, sagte ich. Ich führte sie den Hügel hinauf zum Brandgebiet, das ich wie am Tag zuvor umrundete, ehe ich weiter aufstieg, bis ich schließlich die Baumgruppe erreichte, bei der ich den Haufen Innereien gefunden hatte.
    Ich war wie versteinert, als ich sah, was passiert war.
    »Um Gottes willen«, sagte Griff und wurde aschfahl.
    »Wölfe«, sagte Cantrell und wies angewidert auf das wilde Durcheinander von Pfotenabdrücken im Schnee.
    Ich sah hinauf zum Himmel. Das war schrecklicher als alles, was bisher passiert war. Ich dachte an meinen Vater. Und schluckte schwer, um den dicken Kloß im Hals loszuwerden.
    Cantrell und Griff standen schon am Abhang, den ich gestern hinuntergestiegen war. »So kann es nicht bleiben«, rief ich. Ich stellte mein Gewehr an einen Baum und schaufelte mit den Händen Schnee auf Pattersons Überreste, die jemand so kaltblütig und verächtlich hier zurückgelassen hatte. Wortlos legten sie mit Hand an, bis alles begraben war.
    Danach führte ich sie den steilen Abhang hinunter, dann stromaufwärts und durch den Pappelwald bis an die Stelle, wo ich zum ersten Mal auf die Fußspur gestoßen war. Jetzt, bei hellem Tageslicht, konnte ich mir die Schuhabdrücke genauer ansehen. Ich zog den Handschuh aus und berührte den Boden, wo die Tritte den Schnee eingedrückt hatten. Der vordere Teil der Spur, mit dem Fußballen, drückte sich nur mäßig ab. Ich verzog den Mund und betastete die Spur noch einmal, um auch wirklich sicherzugehen.
    »Er trägt Stiefel, die ihm zu groß sind«, sagte ich. »Außerdem ist er sorgfältig in Pattersons Fußstapfen geblieben. Deshalb dachte ich gestern, ich würde nur einer Person folgen.«
    »Vielleicht war das nicht Ihr einziger Irrtum. Wer sagt uns denn, dass er nicht rückwärts den Hügel da hinaufgegangen ist?«
    »Ist er nicht.« Ich blieb beharrlich. »Und gestern hab ich nicht richtig nachgesehen, weil dafür keine Notwendigkeit bestand.«
    Griff unterbrach mich. »Warum die großen Stiefel?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Cantrell wies über das Schneebeerendickicht hinaus. »Irgendwo dort hinten hat er Don erschossen. Ich will sehen, wo.«
    Er ging als Erster, schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch, bog tief hängende Äste beiseite und stieg einen Hang hinauf. Wo der Hang neben einem Haufen umgestürzter Bäume an eine Felswand stieß, fanden wir die Stelle, wo der Pfeil Patterson erwischt hatte. Sie war düster und dicht, der ideale Ort für einen mächtigen Hirsch. Allem Anschein nach war auch einer hier gewesen, und Patterson hatte auf ihn angelegt, als er selbst erschossen wurde. Er war auf die Seite gekippt, nachdem er getroffen worden war, hatte sich etliche Meter auf allen vieren dahingeschleppt, sich wieder hochgerappelt und war weitergestolpert. Sein Gewehr hatte er vor Schreck im Schnee liegen lassen, entsichert und schussbereit, und war dem flüchtenden Hirsch gefolgt.
    In Gedanken sah ich Patterson vor mir, wie er dem Hirsch folgte, im Vertrauen auf dessen Instinkte, um sich von ihm an einen Ort führen zu lassen, wo er sicher wäre vor demjenigen, der ihm diesen Schmerz zugefügt hatte.
    »Hier ist er mindestens vierhundert Meter von der Stelle entfernt, wo er am Ende zusammengebrochen ist«, bemerkte Griff leise.
    Cantrell rieb sich mit dem Ärmel übers Kinn. »Ein zäher Bursche.«
    Cantrell stand vor Pattersons Gewehr. Schließlich nahm er die Flinte an sich und sicherte sie, damit man sie tragen konnte. Tränen stiegen ihm in die Augen. Unvermittelt spannte er den Hahn erneut, richtete den Lauf in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen sein musste, und drückte ab. Ein donnernder Schuss löste sich aus dem Vorderlader, und ein Fichtenzweig fiel zu Boden. Er schleuderte die Flinte fort und trat gegen einen der Baumstämme, bis Griff ihm den Arm um die Schulter legte und ihn aus dem Schwarzpulverdunst führte, der in der Luft hing.
    Ich stieg die Anhöhe hinauf und suchte die Stelle, wo der Mörder gestanden hatte. Als ich sie

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